Fundamentale Nachricht
13:18 Uhr, 22.04.2020

Ölmarkt kommt nicht zur Ruhe

Am Ölmarkt geht es weiterhin turbulent zu. Nachdem seit Montag vor allem US-Rohöl unter Druck gestanden hatte, erwischt es zur Wochenmitte auch die weltweit gehandelte Sorte Brent.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 11,54300 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 19,37500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Unmittelbar nach dem historischen Ausverkauf an den Rohstoffbörsen zu Wochenbeginn setzte am Dienstag die nächste Verkaufswelle ein: Der Preis für US-Rohöl der Sorte WTI fiel zur Lieferung im Juni im Tagesverlauf um bis zu 70 Prozent auf 6,50 US-Dollar/ Barrel zurück. Zwar erholte sich der Preis in der Folge etwas. Doch auch heute stehen die Ölpreise weiter massiv unter Druck: WTI (der relevante Juni-Kontrakt) gab am Mittag 11,5 Prozent auf 11,54 US-Dollar/Barrel nach und auch die weltweite gehandelte Sorte Brent bleibt nun nicht mehr verschont. Der Preis liegt unter 20 Dollar/Barrel. Zuvor war Brent mit 16 US-Dollar je Barrel auf den tiefsten Stand seit Juni 1999 gesunken.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Ölbörse zahlten Produzenten dafür, dass ihnen jemand das Produkt Öl abnimmt. Das gab es zwar bisher schon bei kleineren Ölsorten, aber noch nie bei der Referenzsorte WTI. Bricht die Nachfrage wie in der Corona-Krise ein, kann die überschüssige Produktion in den USA wegen fehlender Exportmöglichkeiten nicht im Ausland verkauft werden. Da die Förderung aus technischen Gründen aber auch nicht so ohne Weiteres unterbrochen werden kann, wird das Öl in Lager umgeleitet. Sind diese am Limit, muss das Unternehmen Interessenten finden, die sich die Abnahme bezahlen lassen. Im Gegensatz zu WTI sind Brentöl-Kontrakte Finanzinstrumente und daher nicht so stark von den Schwierigkeiten mit den Lagerkapazitäten betroffen. Das erklärt zu einem Teil die zeitweise extrem krasse Abweichung der beiden Notierungen in den vergangenen Tagen.

Da die aktuellen Ölpreise langfristig attraktiv erscheinen, erwartet Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg nun auch große strategische Käufe. China dürfte aus diesem Grund seine Importe stark steigern. Auch Australien möchte einen Teil der Lagerkapazitäten der Strategischen Reserven (SPR) der USA für seine Bestände anmieten, so der Experte.

Die massiven Produktionskürzungen, zu denen sich die OPEC+ kürzlich geeinigt hat, reichen bei weitem nicht aus, um den coronabedingten Nachfrageeinbruch auszugleichen und den Ölmarkt zu beruhigen. Angesichts des aktuellen Drucks haben die OPEC+-Minister gestern eine Telefonkonferenz einberufen. Die Gruppe hat sich aber zu keinen neuen Schritten durchringen können. Weitere Förderkürzungen sind für die Allianz aktuell offenbar nicht zu verkraften. Gestern tagte auch die Texas Railroad Commission, aber auch hier konnten keine Produktionseinschränkungen für den Bundesstaat beschlossen werden. Das bedeutet, dass der Markt wahrscheinlich bis zum 5. Mai auf weitere Nachrichten aus Texas warten muss. An diesem Tag trifft die Kommission das nächste Mal (virtuell) zusammen.

Schließlich berichtete das API am Vorabend, dass die Rohölbestände in den USA in der vergangenen Woche um 13,2 Mio. Barrel gestiegen sind. Das ist die vierte Woche in Folge, in der der Lageraufbau über der Marke von 10 Mio. Barrel liegt. Laut API haben auch die Rohölbestände in Cushing um 4,91 Mio. Barrel zugenommen, während sowohl bei den Benzin- als auch bei den Destillat-Heizölbeständen ein beträchtlicher Aufbau zu verzeichnen war.

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