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12:53 Uhr, 14.02.2022

Öl auf 100 Dollar - Die Weltwirtschaft ächzt und stöhnt

Der Anstieg des Ölpreises auf 100 Dollar/Barrel droht der Weltwirtschaft einen doppelten Schlag zu versetzen: Die Wachstumsaussichten werden getrübt und die Inflation angeheizt.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 94,08200 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London (Godmode-Trader.de) - Es ist eine Marke, die Rohstoffguru Jeff Currie von Goldman Sachs jüngst schon prognostiziert hatte: 100 Dollar Kosten für ein Barrel Brent-Rohöl, sofern die Ukraine-Krise eskaliert. Zu Beginn dieser denkwürdigen Woche, wo ein schwerer Krieg im Osten Europas unter aktiver Beteiligung eines des größten Ölproduzenten der Welt droht, steuert der Preis in die Richtung der runden Schwelle. Ein Niveau, das zuletzt im Jahr 2014 markiert wurde und im Vergleich zu den Ständen im Corona-Jahr einer Versechsfachung entspricht.

Ein hoher Ölpreis ist das eine - für Verbraucher etwa hoch unangenehm. Aber die Notenbanken führt er in ein schweres Dilemma. Die Zentralbanken versuchen, den stärksten Preisdruck seit Jahrzehnten zu bekämpfen, aber sie dürfen dabei den wirtschaftlichen Aufschwung nicht gefährden, sprich in ihren Maßnahmen nicht zu weit gehen.

Nach Berechnungen von Bloomberg Economics würde ein Anstieg des Rohölpreises von etwa 70 Dollar Ende 2021 auf 100 Dollar bis Ende dieses Monats die Inflation in den USA und Europa in der zweiten Jahreshälfte um etwa einen halben Prozentpunkt ansteigen lassen. Oxford Economics schätzt, dass jeder Anstieg des Ölpreises um 10 Dollar/Barrel das weltweite Wachstum um etwa 0,2 Prozentpunkte verringert. Analysten von JPMorgan warnten laut Bloomberg jüngst, dass ein Anstieg auf 150 Dollar je Barrel die globale Expansion fast zum Stillstand bringen und die Inflation auf weit über sieben Prozent treiben würde.

Die Gründe für den starken Ölpreisanstieg in den vergangenen Monaten sind vielfältig: Ein Wiederaufleben der weltweiten Nachfrage nach der Ölkrise, geopolitische Spannungen, die durch Russland ausgelöst wurden, und angespannte Lieferketten. Die Aussichten auf ein neues Atomabkommen mit dem Iran haben den Markt zeitweise entspannen können.

Fossile Brennstoffe, wie Rohöl, Gas und Kohle, liefern mehr als 80 Prozent der Energie für die Weltwirtschaft. Nach Angaben des Beratungsunternehmens Gavekal Research sind die Kosten für einen typischen Korb dieser Energieträger seit einem Jahr um mehr als 50 Prozent gestiegen. Die Energieknappheit verschärft auch den anhaltenden Druck in den globalen Lieferketten, der die Kosten in die Höhe treibt und zu Verzögerungen bei der Lieferung von Rohstoffen und Fertigwaren führt.

Des einen Leid, des anderen Freud. Die Ölproduzenten haben derzeit Grund so richtig zum Feiern. Russlands Haushalt zum Beispiel könnte in diesem Jahr nach Bloomberg-Angaben über 65 Mrd. Dollar an zusätzlichen Einnahmen verzeichnen. Mittel für den Krieg gegen die Ukraine? Jedenfalls genug, um mögliche westliche Sanktionen abzumildern.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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