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13:58 Uhr, 24.03.2022

Norges Bank: Blaupause für die EZB?

Die Aktivität in der norwegischen Wirtschaft hat nach der Aufhebung der Corona-Restriktionen an Fahrt aufgenommen, allerdings führt der Krieg in der Ukraine zu erhöhter Unsicherheit. Die Norges Bank sieht gleichwohl immer noch gute Aussichten für einen anhaltenden Aufschwung der heimischen Wirtschaft.

Oslo (Godmode-Trader.de) - Erwartungsgemäß hat die norwegische Zentralbank (Norges Bank) am Donnerstag ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent angehoben. Es ist die dritte Anhebung seit vergangenen September. Davor lag der Satz seit Mai 2020 auf einem Rekordtief von null Prozent.

In ihrem Bericht zum Zinsentscheid erklärte die Norges Bank, sie rechne nun mit einem Anstieg des Leitzinses auf etwa 2,5 Prozent bis Ende 2023, nachdem sie zuvor einen Satz von etwa 1,75 Prozent signalisiert hatte. „Wir gehen davon aus, dass die neuen Projektionen in jedem der verbleibenden Quartale Zinserhöhungen signalisieren werden, wobei die Risiken eher in Richtung mehr als in Richtung weniger Erhöhungen tendieren“, kommentierten Analysten der ING.

Die Aktivität in der norwegischen Wirtschaft hat nach der Aufhebung der Corona-Restriktionen im Winter an Fahrt aufgenommen, allerdings führt der Krieg in der Ukraine zu erhöhter Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten. Die Norges Bank sieht gleichwohl immer noch gute Aussichten für einen anhaltenden Aufschwung der heimischen Wirtschaft. Entsprechend höhere Zinsen seien verkraftbar.

Der geldpolitische Ausschuss der Norges Bank äußerte sich besorgt über die Risiken einer sich beschleunigenden Preis- und Lohninflation. Wie es hie, könne der Leitzins schneller angehoben werden, wenn der Inflationstrend anhaltend hoch ausfalle. „Auf der Grundlage der aktuellen Bewertung der Aussichten und des Gleichgewichts der Risiken durch den Ausschuss wird der Leitzins höchstwahrscheinlich im Juni weiter angehoben werden", sagte Interimsgouverneurin Ida Wolden Bache.

Die Notenbank des ölreichen Landes rechnet in diesem Jahr mit weiter sinkenden Öl- und Gasinvestitionen, aber in den kommenden zwei Jahren soll es einen Aufschwung geben, wie es im Statement der Norges Bank weiter heißt. „Hohe Energiepreise verschaffen dem Staat hohe Einnahmen und können dazu beitragen, die Investitionen in Erdöl und die Exporte im Zusammenhang mit der Strom-, Öl- und Gasförderung anzukurbeln, bedeuten aber gleichzeitig auch höhere Ausgaben für Haushalte und Unternehmen", schreibt die Zentralbank.

Nach Angaben der Bank werden sich die Investitionen im Jahr 2025 auf 215 Mrd. Kronen belaufen. Dies ist das höchste Investitionsniveau seit den Rekordjahren des Ölbooms in der ersten Hälfte der 2010er Jahre. In den kommenden Jahren werden viele neue Projekte auf dem norwegischen Schelf erwartet, nachdem das Corona-Krisenpaket vorübergehende Steuerbefreiungen für die Ölindustrie vorsieht.

Nach Ansicht der Norges Bank geben die Steueränderungen den Ölgesellschaften gute Gründe, neue Erschließungsprojekte vor 2023 zu beginnen. Es wird erwartet, dass dies in den Jahren 2023 und 2024 zu großen Investitionen führen wird.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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