Analysteneinschätzung
17:14 Uhr, 17.07.2020

NETFLIX: Jetzt erst recht!

JPMorgan empfiehlt, die Aktie im Zuge des Kurssturzes zu kaufen, und hob das Kursziel von 535 auf 625 Dollar an.

Erwähnte Instrumente

  • Netflix Inc.
    ISIN: US64110L1061Kopiert
    Kursstand: 491,986 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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New York (Godmode-Trader.de) - Schaust Du noch fern, oder streamst Du schon? Lange Zeit ging der Trend hin zu Streamingdiensten, allen voran Netflix, steil nach oben. Während der Lockdown-Phase in der Corona-Pandemie kam es sogar zu einer wahren Explosion. Netflix war in aller Munde! Doch die Ernüchterung folgte auf den Fuß. Zwar sind die Zahlen des vergangenen Quartals für den US-Dienst noch immer beeindruckend, doch der Ausblick ist trübe geworden.

Der pandemiebedingte Kundenansturm hat spürbar nachgelassen. Im zweiten Quartal kamen netto 10,1 Mio. Bezahlabonnements dazu. Im vorherigen Vierteljahr waren es aber noch 15,8 Mio. gewesen. Ende Juni brachte Netflix es weltweit insgesamt auf knapp 193 Mio. Bezahlabos.

Das Unternehmen rechnet selbst damit, dass der Flow weiter abnimmt. „Wir erwarten in der zweiten Jahreshälfte weniger Wachstum als im Vorjahr", erklärte Netflix-Chef Reed Hastings im Brief an die Aktionäre. Im laufenden Quartal dürften lediglich 2,5 Mio. neue Kunden hinzukommen. Das kam am Markt nicht gut an, die Aktie stürzte am Donnerstag nachbörslich zeitweise um zwölf Prozent ab.

Die Analysten der Wall Street nahmen die schwache Prognose des Unternehmens für das dritte Quartal überwiegend achselzuckend zur Kenntnis, vor allem weil das Unternehmen für die erste Jahreshälfte bereits beeindruckende Abozahlen erreicht hat. Denn dies hat etwaige Sorgen über die Konkurrenz durch neue Player wie Disney+ und HBO MAX (AT&T) zerstreut.

Mindestens zehn Analystenhäuser erhöhten für Netflix nach dessen Zahlenvorlage ihre Kursziele. „Wir betrachten den Ausblick als konservativ und glauben, dass der derzeitige Mangel an Zuschaueroptionen (einschließlich Sport), Netflix als die "Go-To-Option" positioniert", hieß es etwa von den Analysten von Piper Sandler. Die Analysten zeigten sich allerdings besorgt, dass Netflix, das im dritten Quartal 2019 noch mit Blockbustern "Stranger Things" gepunktet hatte, mit dem für dieses Jahr geplanten Content nicht in der Lage sein wird, viele neue Abonnenten zu gewinnen.

JPMorgan blieb gelassen und unverändert zuversichtlich, was Netflix' langfristige Zukunft anbelangt. Analyst Dough Anmuth empfahl, die Aktie im Zuge des Kurssturzes zu kaufen, und hob das Kursziel von 535 auf 625 Dollar an.

Die Zahl der Neukunden im vergangenen Quartal sei stark gewesen und habe sowohl die konzerneigene Erwartung als auch seine Schätzung übertroffen. Die Markterwartungen mit 11 oder sogar 12 Mio. Neukunden nannte der Experte hoch. Den im Vergleich zum ersten Quartal nicht mehr so starken Anstieg der Neukundenzahl begründete Anmuth damit, dass es eine höhere Zahl an Kündigungen im zweiten Quartal gegeben habe. In Europa etwa seien die Öffnungen der Volkswirtschaften nach Lockdowns früher und schneller vonstatten gegangen als in den USA. Zudem verwies der Analyst darauf, dass die Zahl der Neukunden weltweit im Juni zwar gesunken sei, Netflix im Juli aber wieder zu Wachstum zurückgekehrt sei.

Goldman Sachs ist überzeugt, dass angesichts der massiven Investitionen von Netflix in Inhalte, der weltweiten Verbreitung und der starken Wettbewerbsposition die Finanzergebnisse insgesamt auch und der längerfristigen Perspektive weiter deutlich über den Konsensschätzungen liegen dürften. Daher bestätigte Goldman die Aktie als Titel auf der "Conviction Buy List" für besonders aussichtsreiche Werte.

Netflix Inc.
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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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