Kommentar
08:54 Uhr, 31.10.2017

Nach dem Draghi-Schock: Wie tief kann der Euro fallen?

Vergangene Woche war für Euro-Bullen ein herber Schlag. Die Bären übernahmen wieder das Ruder. Jetzt ist die Frage wie weit es nach unten geht.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,16390 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,16390 $ (FOREX)

Aus fundamentaler Sicht ist der Euro schon eine ganze Weile überbewertet. Wechselkurse werden vor allem durch das Realzinsdifferential bestimmt. Hier kam es in den vergangenen Monaten zwischen Euro und Dollar zu einer stark ausgeprägten Divergenz (Grafik 1).


Grafik 1 zeigt die Wechselkursentwicklung und das Realzinsdifferential zwischen Deutschland und den USA. Ausschlaggebend ist hierfür die Rendite der 2-jährigen Anleihen. Von dieser Rendite wird die Inflation abgezogen, sodass man die Realzinsen erhält.

Die Differenz zwischen den USA und Deutschland liegt inzwischen bei -2 %. So groß war die Differenz noch nie. Gleichzeitig ist der Euro aber von 1,04 auf 1,20 gestiegen. Das macht überhaupt keinen Sinn. Einerseits macht es keinen Sinn, weil der Zinsspread weiter fällt und Anleger andererseits einen Spread von 0 % einpreisten. Da war zu viel Fantasie drin.

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Es ist nicht ungewöhnlich, dass Anleger die Zukunft einpreisen. Insofern lässt sich die Divergenz bis zu einem gewissen Grad rechtfertigen. Nachdem Euro und Zinsdifferenz aber 9 Monate lang immer weiter auseinanderdrifteten, muss man nun ganz klar feststellen: die Erwartungen haben sich einfach nicht erfüllt. Jetzt muss korrigiert werden.

Die Korrektur kann durchaus kräftig ausfallen. Anleger haben immer noch rekordverdächtige Longpositionen in den Büchern (Grafik 2). So bullisch wie in den letzten Monaten waren Anleger gegenüber dem Euro in diesem Aufschwung noch nicht eingestellt.


Die Positionierung war lange Zeit bärisch und wechselte abrupt auf bullisch am Anfang des Jahres. Aus einer Nettoshortposition wurde eine rekordverdächtige Nettolongposition. Das hat sich auch bis Ende vergangener Woche noch nicht geändert. Anleger sind auf dem falschen Fuß erwischt worden und müssen nun ihre Positionierung anpassen.

Anleger könnten darauf hoffen, dass der Euro mittelfristig nicht fällt und an ihrer Positionierung festhalten. Besonders klug ist wäre das nicht gerade. Die EZB hat deutlich gemacht, dass QE mindestens noch bis September 2018 läuft und auch nach dieser Verlängerung ist nicht klar, ob QE beendet wird.

Inzwischen ist die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB bis Ende 2018 den Leitzins erhöht, auf 25 % gefallen. Anfang 2017 lag diese Wahrscheinlichkeit noch bei knapp 100 %. Die erwartete Zinswende verschiebt sich um mindestens ein Jahr. Unter diesen Umständen an der Erwartung eines stärkeren Euro festzuhalten, macht wenig Sinn.

Fundamental liegt der Fall auf der Hand. Die Zinsdifferenz wird tendenziell groß bleiben. Je nachdem, ob die US-Notenbank nach starken Wirtschaftsdaten ihre Zinswende beschleunigt, könnte die Differenz sogar noch größer werden. In diesem Fall sind Kurse von mehr als 1,10 einfach nicht vertretbar. Schon jetzt ist alles über 1,10 sehr optimistisch. Wer weiß, vielleicht sehen wir doch noch einmal die Parität – halte ich aber für unwahrscheinlich.

Clemens Schmale

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15 Kommentare

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  • Rosinen
    Rosinen

    Was war das? DAX mit flach crash?

    https://www.godmode-trader.de/...

    siehe lang & schwarz

    16:17 Uhr, 31.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Rosinen
    Rosinen

    Crash boom bang

    Angesagt DOW und CO. überbwertet, US unternehmen zu hoch verschuldet.. Aus Buchhaltersicht pleite!
    Die Bonis mussten stimmen für die Manager!

    DOW und Co. vorbörslich DOWN!
    1 und 6 Monatschart werde massiv verkauft! seit Freitag letzter Woche! Trotz Aktienrückkäufe der US Unternehmen auf Schuldenbasis, Einkommen, Gewinn?? Sero! Schulden finanzieren diese Rückkäufe, Geld was das Unternehmen nicht hat!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Buchaltung, Aktiva - Passiva!!! 11 Klasse Gynasium! Oder anders gesagt, Linke Tasche rechte Tasche, Summe NULL!

    15:00 Uhr, 31.10. 2017
  • Karsten B.
    Karsten B.

    "Wie tief kann der Euro fallen?"

    Naja.....am realen Wert gemessen? Auf Null? Genau wie Dollar?

    14:51 Uhr, 31.10. 2017
  • Market Impact
    Market Impact

    Bei 1,10 € liegt in etwa der 61,8 Fibo der Aufwärtsbewegung seit Jan. 2017

    Herr Schmale könnte Recht behalten.

    14:04 Uhr, 31.10. 2017
  • CKT7985
    CKT7985

    Vor einigen Wochen propagierte Herr Schmale noch den Untergang des Dollar und einen Anstieg des Euro auf ein Verhältnis 2:1...Nun wird schlagartig alles revidiert. Das hat mit seriöser, professioneller Fundamentalanalyse wenig gemeinsam. Nicht mehr als kurzfristige Momentaufnahmen. Ein langfristig orientierter Anleger kann die Devisenkurse im Grunde genommen ausblenden.

    12:45 Uhr, 31.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • peterschirl
    peterschirl

    Korrektur beendet im Aufwärtstrend!

    10:16 Uhr, 31.10. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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