Analyse
09:20 Uhr, 15.06.2022

MORPHOSYS - Und der nächste Deal

Macht Morphosys nun alles zu Geld, was nicht bei drei auf dem Baum ist? Den Eindruck kann man jedenfalls gewinnen, wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Monate ansieht.

Erwähnte Instrumente

  • MorphoSys AG
    ISIN: DE0006632003Kopiert
    Kursstand: 17,610 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • MorphoSys AG - WKN: 663200 - ISIN: DE0006632003 - Kurs: 17,610 € (XETRA)

Erst gestern berichtete ich über die Kooperation des deuschen Biotech-Unternehmens Morphosys mit Pfizer und Incyte. Heute legen die Martinsrieder nach und die Meldung hat es in sich. Mit dem US-Biotechunternehmen Human Immunology Biosciences, (HIBio), wurde eine Lizenz- und zugleich eine Beteiligungsvereinbarung geschlossen. Dabei geht es um den Anti-CD38-Antikörper Felzartamab und den Anti-C5aR1-Antikörper MOR210 von Morphosys. Felzartamab durchläuft derzeit die klinische Phase II, MOR210 die Phase I. Letzteres Produkt ist bereits in Asien auslizenziert worde.

HIBio erwirbt im Zuge der Vereinbarung die Exklusivrechte, Felzartamab und MOR210 in allen Indikationen weltweit zu entwickeln und zu vermarkten, mit Ausnahme des Großraums China für Felzartamab und des Großraums China und Südkorea für MOR210. Als Teil des Vertrags erhält Morphosys eine Beteiligungvon 15 % an HIBio und bestimmte ergebnisabhängige Beteiligungsrechte sowie übliche Bezugsrechte. Werden beide Produkte ein Erfolg, könnte Morphosys zudem bis zu 1 Mrd. USD an Meilensteinzahlungen erhalten, außerdem gestaffelte ein- bis niedrige zweistellige Tantiemen auf die Nettoumsätze der Medikamentenkandidaten. HIBio wird die volle Verantwortung für die zukünftigen Entwicklungs- und Vermarktungskosten übernehmen. Bei Vertragsunterzeichnung erhält MorphoSys eine Vorauszahlung von 15 Mio. USD für MOR210.

Der Fokus liegt nun auf Tafasitamab und Pelabresib

Dr. Jean-Paul Kress, Vorstandsvorsitzender von Morphosys, kommentiert den Deal wie folgt: „Unter der Führung erfahrener Medikamentenentwickler wird HIBio von zwei erstklassigen Risikokapitalgesellschaften unterstützt, die nachweislich erfolgreiche Unternehmen aufgebaut haben. Das Management von HIBio verfügt über fundierte wissenschaftliche Expertise auf dem Gebiet der Autoimmunerkrankungen und ist damit prädestiniert, Felzartamab und MOR210 erfolgreich zu neuen Medikamenten für Patienten weiterzuentwickeln, die bessere Behandlungsmöglichkeiten benötigen. Wir bei MorphoSys werden unsere Ressourcen weiterhin darauf konzentrieren, unsere Onkologie-Pipeline in der späten und mittleren Entwicklungsphase voranzutreiben. Dazu gehören Pelabresib, unser potenziell klassenbester BET-Inhibitor, und Tafasitamab, unsere auf CD19 abzielende Immuntherapie – zwei Wirkstoffe, die das Potenzial haben, den Standard und die Qualität der Versorgung bei schwer zu behandelnden und belastenden Blutkrebsarten zu verbessern.“

Kress treibt den Radikalumbau von Morphosys damit weiter voran und liquidiert Assets. Es ist sicherlich überspitzt formuliert, aber Kress setzt mehr oder weniger alles auf den durch die Übernahme von Constellation Pharmaceuticals im Jahr 2021 erworbenen BET-Inhibitor Pelabresib. Das in Fachkreisen durchaus umstrittene Projekt zur Behandlung von Myelofibrose soll Morphosys in einigen Jahren Millionenumsätze bescheren. Desweilen läuft die Vermarktung von Tafasitamab bzw. Monjuvi, dem ersten auf dem Markt befindlichen eigens entwickelten Produkt von Morphosys, nicht so, wie es Analysten sich erhofft hatten. Die US-Umsätze beliefen sich im ersten Quartal 2022 gerade einmal auf 18,7 Mio. USD. Positiv zu erwähnen ist der aktuell hohe Cashbestand von Morphosys, der sich Ende März auf knapp 847 Mio. EUR belief und damit die aktuelle Marktkapitalisierung des Biotech-Unternehmens (rund 640 Mio. EUR) übersteigt. Da Morphosys alleine im laufenden Jahr aber mit Forschungs- und Entwicklungskosten von 300 bis 325 Mio. EUR rechnet, wird dieser Cashbestand schnell zusammenschrumpfen.

Charttechnische Situation unverändert

Die charttechnische Situation der Morphosys-Aktie ist trotz des vorbörslichen Kurssprungs unverändert. Erst Kurse über 22 EUR könnten Entspannung in Richtung 27,50 EUR mit sich bringen.

Fazit: Ich bin kein Freund von der neuen Strategie von Kress. Warum? Weil sie in meinen Augen das Risikoprofil der Morphosys-Aktie enorm verändert hat. Mögliche zukünftige Umsatzchancen bei Produkten werden bereits jetzt aufgegeben, ja liquidiert, nach dem Motto: "Was man hat, das hat man." Auf der anderen Seite ist Morphosys zwar kein Ein-Produkt-Unternehmen, aber viel bleibt neben dem bislang enttäuschenden Monjuvi und vorrangig dem vom Management stets in höchsten Tönen gelobten Pelabresib nicht mehr über. Das sieht auch der Markt so, anders ist die Kursentwicklung nicht zu erklären. Nach dem Kursrutsch hat sich das Chance-Risiko-Profil für Investoren bei der Aktie sicherlich verbessert. Unter 22 EUR fehlen aber auch charttechnische Argumente für einen mittelfristigen Einstieg. Eine Bodenbildung wird dauern.

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