Mid Cap Report: Gerry Weber im Rampenlicht
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Lang ließ die Jahresendrally auf sich warten, nun scheint sie richtig Fahrt aufzunehmen. Gezielte Käufe institutioneller Investoren im Hinblick auf eine möglichst positive Jahresschlussbilanz sorgten für kräftige Kursgewinne an den Märkten. Dabei ließen sich die Anleger die Kauflaune auch nicht von widersprüchlichen Signalen von der Konjunkturfront verderben. Während sich der Auftragseingang in der deutschen Industrie im Oktober deutlich um 3,9 Prozent erhöhte, musste die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im gleichen Zeitraum den stärksten Rückschlag seit dreieinhalb Jahren verkraften. Experten hatten eine gegenüber dem Vormonat unveränderte Produktion erwartet. Den Window-Dressing-Aktivitäten der Fondsmanger tat dies jedoch keinen Abbruch. Dass die Investoren die Jahresschlussbilanz bei ihren Käufen im Blick haben dürften, zeigt auch die Tatsache, dass die bisherigen Jahresgewinner derzeit eher dazugekauft und die Verlierer 2012 tendenziell aus den Depots entfernt werden.
Einer der Nutznießer dieser kosmetischen Maßnahmen war auch die Aktie des Modeherstellers Gerry Weber, die mit einem Jahresplus von über 50 Prozent zu den stärksten Titeln im MDAX zählt. Neuen Auftrieb erhielt die Aktie auch durch die Meldung, wonach Unternehmensgründer Gerhard Weber weiterhin an der Spitze des Konzerns bleiben werde. Der Aufsichtsrat verlängerte den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden vorzeitig bis Oktober 2014. Weber führt die Geschäfte des Modeherstellers seit der Gründung im Jahr 1973. Ursprünglich wäre der Vertrag des 71-Jährigen im Herbst des nächsten Jahres ausgelaufen. Offensichtlich macht dem Firmengründer das Geschäft derzeit richtig Spaß. Dabei scheint der Expansionskurs des Unternehmens mit 56 neuen Geschäften allein in diesem Jahr zunehmend Früchte zu tragen. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres stieg der Konzernumsatz um 13,9 Prozent auf 554,4 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) kletterte um 17 Prozent auf 66,7 Millionen Euro. Das Umsatzziel für das Geschäftsjahr 2011/12 wurde daraufhin von 795 auf 800 Millionen Euro bei gleichbleibender EBIT-Marge zwischen 14,5 und 14,6 Prozent erhöht.
Gerry Weber gehört zu den wenigen Unternehmen der Modebranche, die ihre Umsätze und insbesondere die Gewinne auch in der gegenwärtigen Eurokrise steigern können. Dabei konnte die Umsatzrendite in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt werden. Die gesamte Logistik wurde an externe Dienstleister vergeben und die Produktion auf kostengünstige Standorte verlagert. In den letzten Jahren wurde die IT zudem gezielt optimiert. Das zahlt sich jetzt aus, auch für die Aktionäre: Die Aktie zog nach der Vertragsverlängerung von Gerhard Weber kräftig an und erreichte im Wochenverlauf ein neues Jahreshoch. Obwohl die technischen Indikatoren wie der große Abstand zur 200-Tage-Linie eine leicht überkaufte Situation signalisieren, dürfte sich der Kursanstieg infolge der zu erwartenden Window-Dressing-Aktivitäten der Fondsmanger zum Jahresende hin tendenziell fortsetzen
Ralf Rockenmaier
Experte für Small-und Midcaps
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.