Mid-Cap-Report: Defensive Werte bevorzugt
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Laut Börsenkalender zählt der November mit zu den stärksten Monaten im Jahr, bildet er doch oft den Auftakt für eine ausgeprägte Jahresendrally. 2012 scheint hier eine unrühmliche Ausnahme zu werden. Anhaltende Konjunktursorgen in den USA und Europa sorgten beim MDAX zuletzt für deutliche Abschläge. Angesichts der häufigen Stimmungsumschwünge im Jahr 2012 sollten die Mid Caps jedoch noch nicht abgeschrieben werden. Zwar zeigen wichtige Indikatoren wie zuletzt die ZEW-Konjunkturerwartungen derzeit abwärts. Sollten sich jedoch in der Europäischen Schuldenkrise neue Lösungen abzeichnen, könnte es zu einem schnellen Rebound an den Aktienmärkten kommen. Für Hoffnung sorgt auch ein Blick auf den Chart. Im Bereich von 11 000 Punkten verläuft im MDAX ein breites Unterstützungsband. Nach dem Ausverkauf der vergangenen Wochen sollte der Abwärtsdruck in diesem Bereich erst einmal abnehmen.
Wer dennoch auf Nummer sicher gehen möchte, wirft derzeit einen Blick auf eher defensiv ausgerichtete Werte. Gemeint sind Aktien von Unternehmen, die im Vergleich zu zyklischen Branchen weniger konjunkturanfällig sind. Hierzu gehört unter anderem BayWa. Der größte Agrarhändler in Europa bleibt ungeachtet der Schuldenkrise weiter auf Wachstumskurs. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz dank hoher Getreidepreise sowie erfolgreicher Übernahmen in den ersten neun Monaten um 12 Prozent auf 7,85 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis legte um 2 Prozent auf 125 Millionen Euro zu. Der Gewinn fiel zwar wegen höherer Zinsaufwendungen und Steuern um ein Viertel auf 39 Millionen Euro. Dennoch konnte BayWa die Erwartungen der Analysten schlagen. Zugleich bestätigte der Konzern das Jahresziel, Umsatz und Ergebnis gegenüber dem Vorjahr zu steigern. Erstmals wird der Konzern 2012 damit die Marke von 10 Milliarden Euro Umsatz übertreffen. Die Aktie von BayWa zählte zuletzt zu den Outperformern im MDAX, was auf Umschichtungen von zyklische in defensive Werte beruhen dürfte. Aktuell notiert die Aktie nur knapp unter ihrem Jahreshoch von 36 Euro. Aufgrund der positiven Geschäftaussichten zählt der Titel weiterhin zu den Favoriten im MDAX. Angesichts der zunehmenden Nervosität an den Finanzmärkten sollte dennoch ein Stopp-Kurs von 33,50 Euro bei der BayWa-Aktie beachtet werden.
Vergleichsweise stabil zeigte sich zuletzt auch die Aktie von Celesio. Zwar schrieb der Pharmagroßhändler auch im dritten Quartal rote Zahlen, dies war jedoch weitgehend den Abschreibungen infolge des anhaltenden Umbau des Konzerns geschuldet. Alleine der Verkauf der ungeliebten Versandapotheke DocMorris führte im bisherigen Jahresverlauf zu einer Abschreibung von 150 Millionen Euro. Zudem nahmen die Stuttgarter auch Wertberichtigungen auf die übrigen verkauften Geschäfte vor. Nach der Veräußerung der Töchter Movianto, Pharmexx, DocMorris sowie dem Geschäft in Tschechien in diesem Jahr trennt sich Celesio nun auch von seiner irischen Pharmagroßhandelstochter Cahill May Roberts. Das Geschäft geht für 49,9 Millionen Euro an den irischen Pharmagroßhändler Uniphar. Infolge der hohen Abschreibungen summierte sich der Verlust von Celesio in den ersten neun Monaten auf 193,4 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 26,3 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Operativ lief es bei Celesio im verbleibenden Geschäft dagegen wieder besser. Der Umsatz kletterte um 1,1 Prozent auf 16,7 Milliarden Euro, der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) um 8,3 Prozent auf 430 Millionen Euro. Obwohl der Umbau das Ergebnis von Celesio derzeit noch belastet, dürften die Maßnahmen längerfristig zu einer Stärkung des operativen Geschäfts führen. Nachdem der teure Ausflug in neue Geschäftsfelder nun weitgehend korrigiert worden ist, will sich Celesio in Zukunft wieder auf sein Stammgeschäft Pharmahandel und Apotheken konzentrieren. Vor allem das Apothekengeschäft zeigte zuletzt steigende Zuwachsraten. Das europäische Apotheken-Netz soll deshalb in Zukunft weiter ausgebaut werden. Die Rückkehr des Konzerns zu seinen Wurzeln könnte mittelfristig zu einer Neubewertung der Aktie führen. Der Titel gehört auf jeden Fall auf die Watchlist. Aus charttechnischer Sicht sollte allerdings erst einmal abgewartet werden, ob die Unterstützungslinie bei 14 Euro hält.
Ralf Rockenmeier
Experte für Small-und Midcaps
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