Mentaltraining: Traden Sie was Sie denken?
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Mentaltraining: Traden Sie was Sie denken?
Haben Sie sich beim Traden auch schon einmal dabei ertappt, dass Sie glauben Herr der Lage zu sein? Sie haben sich den Einstieg gut erklärt „Da ist eine Trendlinie, der EMA 20 ist auf Stundenbasis ein Widerstand, Bollinger Bänder sehen auch vielversprechend aus und überkauft ist der Markt schon lange!“ Kurze Zeit später wurde ihre Position ausgestoppt. Mist! Für solche Fehler ist man vor allem dann anfällig, wenn man kein System hat, dem man folgt.
Gerade Anfänger neigen dazu, Wunsch-Trading zu betreiben. Das „System“ ist dann geprägt von vielen Gedanken, Hoffnungen und eben Wünschen. Hauptsätze dieses „Handelsansatzes“ beginnen mit: „Der Markt müsste doch...!“. „Der Markt müsste doch jetzt mal zurück kommen, er ist ja völlig überkauft... „. Der Markt müsste doch am 50% Retracement umdrehen – hat er ja schließlich die letzten Male auch gemacht.“ „Der Markt müsste doch fallen, da sind ja fette Widerstände!“ usw.
Erfahrungen können viel Geld kosten.
Ist man um einige Minustrades reicher erkennt man hoffentlich, dass der Markt gar nichts muss! Egal, ob Sie das wahrnehmen oder irgendwelche Experten. An der Börse ist alles möglich. Und im Zweifelsfall ist sie hartnäckiger als unsere Geldbörse. Ein Handelssystem, welches lediglich auf das Denken „Was ein Markt jetzt tun müsste...!“ aufgebaut ist, rentiert sich unterm Strich nicht. Denken ist ja ohnehin die Hauptbeschäftigung von uns Menschen. Wie heißt es so passend in einem Liedtext „Die Gedanken sind frei. Wer kann sie erraten. Sie fliegen vorbei, wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen. Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei...“ Und vor allem unkontrolliert!
Die Gedanken schlafen nie.
Die meiste Zeit denken nicht wir, sondern wir werden gedacht. Stille ist nicht gerade unser Lieblingszustand. Anderen zuhören auch nicht. Immerzu haben wir den unermüdlichen Drang unsere Gedanken mitzuteilen. Und wenn gerade keine Gedanken da sind, dann beschäftigen wir unseren Verstand eben selbst: „Der Marco ist bestimmt auch nicht mehr lange mit seiner Freundin zusammen. Guck` mal, wie der mit der umgeht!“. Die Woche darauf bekommen Sie die Einladung zu seiner Hochzeit. „Die hat doch bestimmt Magersucht, guck mal wie dünn die ist!“. Einige Zeit später erfahren Sie dass es sich um etwas ganz anderes handelt. Ich könnte diese Aufzählung noch unendlich fortführen.
Heute nehmen wir an einem Tag mehr Informationen auf als die Menschen vor hundert Jahren in einem ganzen Jahr! Computer & Co sei Dank! Da stellt sich schnell die Frage wer beschäftigt eigentlich wen: ich das iPhone, oder das iPhone mich?
Der Mensch denkt täglich etwa 60.000 Gedanken. In der Regel sind fünf dieser Gedanken wirklich wichtig für unser Überleben! Unbewusst nimmt der Mensch täglich zig Millionen Informationen auf.
Wie man aus dem Gedankenkarussel aussteigt.
Was tun? Um seinen unzähligen und vor allem unnützen Gedanken Herr zu werden kann man etwas tun: Meditieren! Gehen Sie bewusst in die Stille und Sie werden erleben, wie sehr Sie ständig mit irgendwelchen Gedanken beschäftigt sind. Wir brauchen nichts dafür zu tun, die Gedanken kommen von ganz allein. Nicht wir beschäftigen uns mit ihnen, sondern sie sich mit uns. Es kann aber unsere Entscheidung sein sich mit ihnen zu beschäftigen, oder sie einfach loszulassen.
Wer es probieren möchte kann ganz einfach beginnen, je einfacher, desto wirkungsvolle – wie beim Traden!
Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre. Dann setzen Sie sich bequem mit geradem Rücken in einen Stuhl oder im bekannten Schneidersitz auf eine weiche Unterlage. Nun schließen Sie ihre Augen und konzentrieren sich nur darauf wie sie entspannt ein- und ausatmen. Kommt ein Gedanken, dann richten Sie Ihre Konzentration wieder auf Ihren Atmen. Das ist alles!
Gedanken sind wie unser Herz.
Es geht bei der Meditation nicht darum sich die ankommenden Gedanken zu verbieten. Das geht nicht. Unser Gehirn ist wie unser Herz ein selbstaktives Organ. Auch unserem Herz können wir nicht einreden dass es aufhören soll zu schlagen. Aber wir können durch Suggestionen sehr wohl unseren Herzschlag beeinflussen.
Schon bei einer täglichen Anwendung von 20 Minuten werden Sie bald eine Veränderung an sich bemerken. Sie werden ruhiger, gelassener, entspannter. Die positive Wirkung von Meditation wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien bewiesen.
Bei dieser einfachen Übung werden Sie beobachten können wie viele Gedanken Sie beschäftigen. Gedanken, die für den derzeitigen Moment keine Bedeutung haben. Wenn Sie regelmäßig meditieren, wird Ihnen die Bedeutung von Gedanken deutlich. Sie werden erkennen, dass ALLES in unserer eigenen inneren Welt nur auf Gedanken beruht. Und das Gedanken Gefühle erzeugen und diese dann Handlungen verursachen.
Wir werden was wir denken.
Wenn ich über traurige Dinge nachdenke, dann werde ich ein trauriges Gefühl bekommen. Und das wiederum manifestiert sich in unserem Körper indem wir eine traurige Körperhaltung einnehmen, leicht zusammengesackt, gesenkter Kopf, trauriger Blick. Mit diesem Gefühl und der entsprechenden Körperhaltung werden wir uns dann entsprechend verhalten. Mehr noch: wir werden im Außen die entsprechende Reaktion bekommen. Wir verursachen also mit unseren Gedanken unsere Realität. Übertragen Sie diese Handlungskette gerne auf ihr Trading!
Durch die regelmäßige Meditation werden Sie auch beim Traden mehr und mehr die Erkenntnis bekommen wie viel Sie eigentlich ständig über den Markt nachdenken. Je mehr Sie aber über den Markt nachdenken desto mehr Möglichkeiten werden Sie entdecken. Was das Traden nicht unbedingt leichter und erfolgreicher macht. Denn die Gedanken springen von einer Idee zur nächsten hin und her. Es herrscht ein Durcheinander im Kopf so dass Sie nicht unvoreingenommen und besonnen handeln können. Die Gedanken sind zwar frei, aber wir dadurch meist unfrei!
Norman Welz
Finanzpsychologe / Coaching
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