Kommentar
17:18 Uhr, 11.08.2010

Mentaltraining: Stress reduzieren!

Im ersten und zweiten Teil meiner Serie ging es um den Nutzen den Stress für uns Menschen hat. Dem natürlichen Reflex von Kampf – Flucht und wie Sie erkennen was Ihnen Stress bereitet. Zum Abschluss der Serie werden Sie erfahren wie Sie Stress reduzieren können.

Im ersten und zweiten Teil meiner Serie ging es um den Nutzen den Stress für uns Menschen hat. Dem natürlichen Reflex von Kampf – Flucht und wie Sie erkennen was Ihnen Stress bereitet. Zum Abschluss der Serie werden Sie erfahren wie Sie Stress reduzieren können.

Nur wenn wir etwas ändern – ändert sich etwas!

Der Mensch ist gefangen in seinen Gewohnheiten. Wir selbst nehmen nur ungern Veränderungen vor, denn dadurch müssen wir unsere sogenannten Komfortzonen verlassen. Also die Bereiche unseres Lebens an die wir uns gewöhnt haben und die uns Sicherheiten geben. Wir überlassen Veränderungen deshalb lieber anderen und warten meist darauf, dass sich das Umfeld, die Situation, die Beteiligten verändern. Veränderungen passieren jedoch am schnellsten, wenn wir selbst die Verantwortung übernehmen und die Veränderung vornehmen. Sprich: Nur wenn wir etwas ändern, ändert sich etwas!

Von Kopf bis Fuß im Stress.

Stress entsteht zuerst im Gehirn. Die Botenstoffe, die dort entstehen gelangen ins Blut, erreichen die Nebennierenrinde und setzen die bekannten Stresshormone Kortisol und Adrenalin frei. Der Stress-Kreislauf beginnt!

Die wichtigste Maßnahme gegen Stress ist die eigene Einstellung zu seinen Stressauslösern zu verändern. Stellen Sie sich die Frage: „Was macht mir Stress und was muss ich tun damit der körperliche und emotionale Zustand eintritt, den ich mir wünsche!?“

„Mach` langsam – wir haben es eilig!“

Wenn Sie Ihre Stressauslöser aufgedeckt haben, dann nehmen Sie sich nicht zu viele Veränderungen auf einmal vor. Überforderung wäre nämlich wieder ein neuer Stress. Machen Sie eine Topliste ihrer Stressoren. Haben Sie sich für Ihre wichtigsten entschieden schließen Sie mit sich einen Selbstvertrag. Darin beschreiben Sie mit wenigen Worten was Ihr Ziel ist. Zum Beispiel: „Ich werde nach einem Verlusttrade eine Pause einlegen und erst wieder einen Trade platzieren wenn er 100%ig meinem System entspricht!“. Diesen Selbstvertrag hängen Sie sich sichtbar an Ihren Tradingplatz. Nun geht es darum dieses Ziel zunächst drei Wochen konstant durchzuhalten. Drei Wochen deshalb, weil der Mensch etwa drei Wochen benötigt um in seinem Gehirn stabile neuronale Vernetzungen für das neue Verhalten aufzubauen. Sind diese neuronalen Vernetzungen dann vorhanden wird es Ihnen leichter fallen das neue Verhalten auch wirklich umzusetzen.

Vermeiden Sie Stresspeaks!

Stresspeaks sind Ausbrüche aus Ihrer ganz persönlichen Stressrange. Sie können sich das wie einen Ausbruch aus einer Seitwärtsrange beim Trading vorstellen. Die Kursbewegungen sind dabei Ihr Stresspegel. Solange Sie sich ausgeglichen fühlen läuft der Kurs seitwärts. Plötzlich passiert bei Ihrem Handel etwas negatives und Sie kommen aus Ihrer Balance in einen Stress. Bildlich gesprochen schießt der Kurs dann nach oben aus der Seitwärtsrange heraus. Solche Stressausbrüche sind es, die eine Gefahr für unser Handeln sein können. Denn in solchen Momenten übernimmt zum größten Teil unser emotionales Zentrum die Führung. Logisches Denken fällt in diesem Zustand sehr schwer, ein Nährboden für Fehlentscheidungen! Je mehr Sie dafür tun, dass Sie sich ausgeglichen fühlen, sich also in Ihrer emotionalen Seitwärtsrange befinden, desto weniger kommen Sie in akutes Stressempfinden. Und um so seltener wird Unerwartetes Sie aus Ihrem Konzept bringen.

Befreien Sie sich von selbstgemachtem Stress

Der Hauptstressor beim Trading ist Unsicherheit. Wird diese Unsicherheit auch noch dadurch ausgelöst, dass sie keinen Handelsplan haben und sich ständig die Frage stellen müssen „Was mache ich denn jetzt ?!“, dann sind Sie zahlreichen Stressoren ausgesetzt. Ein genauer Businessplan schafft Balance und Stabilität! Kennen Sie nämlich exakt den Ablauf Ihres Handels in jeder Situation, dann erübrigen sich Fragen wie: „Steige ich jetzt ein?“, Steige ich jetzt aus?“, „Wo setze ich einen Stopp?“, „Welchen Stopp setze ich?“, „Wieviel meines Kapitals setze ich jetzt ein?“, „Wie lasse ich den Trade jetzt laufen?“, „Wo könnte der Kurs jetzt hingehen?“, „Was ist, wenn ich jetzt aussteige und der Kurs läuft doch weiter?“ etc.. Wenn Sie den größten Stressor vermeiden wollen erstellen Sie sich einen genauen Handelsplan und richten Sie sich danach!

Kleine Veränderungen – große Wirkung

Gerade für Anfänger kann ein kleines Handelskonto ein großer Stressauslöser sein. Wenn Sie nämlich versuchen dieses Konto schnell zu erhöhen, dann passiert das meist auf Kosten des Moneymanagements oder der Tradingfrequenz. Plötzlich werden nicht mehr 1% des Kapitals riskiert, sondern 2%, 5% oder gar 10% und mehr. Oft wird ein kleines Handelskonto auch eine Falle für Übertrading. Ganz nach dem Motto „Viel hilft viel“ sollen viele Trades helfen das Konto mächtig anwachsen zu lassen. Das Resultat ist oftmals viel Stress und das Kapital auf dem Konto wird immer weniger.

Trainieren Sie sich Stressbalance an.

Ausgeglichenheit im Trading ist neben einem ausgefeilten Handelsplan die beste Voraussetzung für Profitabilität. Profis wissen das und handeln entsprechend danach! Je ausgeglichener Sie sind, desto weniger bringt Sie etwas aus Ihrer Ruhe. Regelmäßige Bewegung, Meditation, Yoga, Autogenes Training, ausreichend Schlaf und vieles mehr sorgt für eine innere Balance. Dazu zählt auch ein erfüllendes Hobby. Ziel ist es die Stresshormone Kortisol und Adrenalin zu senken bzw. deren Ausschüttung zu vermeiden.

Entspannungsformeln wie z.B. aus dem Autogenen Training „Ich bin vollkommen ruhig und entspannt!“ aktivieren die Selbstentspannung. Wenn Sie sich dann noch auf den Rhythmus Ihres Atems konzentrieren werden Sie schnell eine Entspannung wahrnehmen. Je öfter Sie solche Formeln trainieren desto zuverlässiger und rascher wird Ihr Körper darauf reagieren. Auch hier sorgt regelmäßiges Training für den nachhaltigen Erfolg!

Jedem seine Entspannungstechnik.

Die Wirksamkeit von Entspannungstechniken ist wissenschaftlich erwiesen. Sie können sicher sein, dass mentale Entspannung deutlich dazu beiträgt, dass Sie potentiellen Stressoren beim Traden mit größerer Gelassenheit begegnen werden.

Wichtig ist, dass Sie eine Technik finden, die zu Ihnen passt. Zu empfehlen sind:

Autogenes Training Progressive Muskelentspannung Entspannungs-CD Meditation Yoga Fernöstliche Entspannungstechniken Kurzschlaf Biofeedback Nichtstun Naturaufenthalt Konzentriert Musik hören, lesen, malen

Probieren Sie ruhig einiges davon aus bis Sie die Entspannungstechnik gefunden haben, die Sie gerne regelmäßig praktizieren. Regelmäßig heißt täglich und am besten 30 Minuten.

Neben einer aktiven Entspannungstechnik sollten Sie auch Ihre Lieblingsentspannung finden. Diese ist meist schnell entdeckt, wenn Sie sich einmal alles aufschreiben was Sie im Alltag entspannt. Suchen Sie sich dann eine Aktivität davon aus. Das kann Musik hören sein, spazieren gehen, Rad fahren, Essen mit Freunden, lesen bei Kaffee und Kuchen, Schachspielen, Golfspielen.

Stundenlanges surfen im Internet gehört ebenso wie zappen durch die Fernsehprogramme nicht dazu!

Integrieren Sie Ihre Lieblingsentspannung so oft es geht in Ihren Alltag.

Stress und Sport

Bewegung ist die beste Möglichkeit Stress zu reduzieren und abzubauen, denn der Mensch ist von Natur aus so konstruiert, das er in Stresssituationen aktiv wird. Heute werden die meisten Stresssituationen nicht körperlich ausgeglichen, sondern der moderne Mensch verharrt meist in seiner Situation. Das kann langfristig den Körper nachhaltig schädigen. Davor können Sie sich schützen, wenn Sie sich ausreichend bewegen: moderates Laufen, Wandern, Walken, Spazieren gehen, Rad fahren sind optimal. Zu empfehlen sind täglich 30 bis 45 Minuten Laufbewegungen.

Zusammenfassung

Erfolgreiches Trading bedeutet entspanntes Trading! Im entspannten Zustand können wir nachweislich bessere Entscheidungen treffen. Um Stress vorzubeugen müssen wir lernen unsere Einstellungen und unser Verhalten zu unseren Stressauslösern zu verändern. Regelmäßige aktive Entspannung und vorbeugende Maßnahmen sind am wirkungsvollsten. Neben den zahlreichen Vorteilen, die Stressvermeidung beim Traden hat, ist auch der gesundheitliche Aspekt von großem Nutzen. Denn Entspannung ist die beste Methode um gesünder zu leben, Krankheiten vorzubeugen und langsamer zu altern!

Norman Welz - Mental Training / Börsenpsychologie

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Über den Experten

Norman Welz
Norman Welz
Experte für angewandte Tradingpsychologie

Norman Welz arbeitete 20 Jahre lang als Redakteur und Moderator für Rundfunk und Fernsehen. Die meiste Zeit war er beim NDR in Hamburg tätig. Hier moderierte er ca. 3000 Livesendungen im Bereich Unterhaltung und Talk.

Seine große Leidenschaft war immer der Mensch und die Börse. Zahlreiche Studien zum Thema „Sinn des Lebens“, „Neurowissenschaft“, „Erfolgs- und Motivationspsychologie“, „NLP“, „Hypnotherapie“ und zahlreiche Coachingverfahren mündeten in eine Privatpraxis für Psychotherapie in Hamburg.

Schwerpunkt seiner Arbeit sind Ängste. Er arbeitete diesbezüglich als Fachtherapeut in einem Fachinstitut für Angstüberwindung und Leistungsoptimierung. Hier wurden Angstpatienten ebenso betreut wie Leistungssportler auf dem Weg zur Weltmeisterschaft oder zum Olympiasieg.

Norman Welz beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Thema Börse. Was einst mit dem Kauf von VW-Aktien begann, mündete in eine Ausbildung zum Börsenhändler bei einem professionellen Futuretrader. Heute handelt er täglich selbst nach Markttechnik mit Hilfe von Technischer Analyse im Kurzfristbereich (1 Min. und 5 Min.). Seine Basiswerte sind Dax, EUR/USD, Dow, Öl, Bund, EuroStoxx sowie diverse Einzelwerte aus dem Aktienbereich.

Norman Welz arbeitet heute neben seiner Privatpraxis für Psychotherapie als Tradingpsychologe, Coach, Trainer und Vortragsredner. 2007 gründete er das bettermind-Institut für mentalen Erfolg (bettermind.de).

Sein Trading-Motto lautet: „Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht!“

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