Mentaltraining: Stress erkennen Teil 2
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Mentaltraining: Stress erkennen Teil 2
Im ersten Teil meiner Stress-Serie erfuhren Sie wie Stress in unserem Körper entsteht und welche Funktionen er hat und das Stress als Kampf oder Flucht-Mechanismus sehr sinnvoll ist. Beim Traden hindert Stress allerdings unsere Ziele zu erreichen. Doch um die Auswirkungen von Stress zu verhindern, müssen wir erst einmal erkennen, durch welches Verhalten der Stress ausgelöst wird.
Woran wir Stress erkennen?
Beim Traden erkennen wir Stress z.B. daran, dass die Ausführungen der Trades teils unlogisch und unsystematisch passieren. Es wird versucht mit Spontantrades Verluste wieder reinzuholen, Stopps werden wahllos versetzt, wieder gelöscht oder gar nicht erst platziert. Einsinken in den Verlauf des Charts. Umher springen in den Zeiteinheiten, um nach Chancen zu suchen. Das Risiko wird vergrößert oder verkleinert, es werden zu viele Trades eingegangen. Systeme werden vermischt und vor allem das eigene System nicht mehr sauber ausgeführt. Alte Gedankenschleifen drängen sich immer wieder in den Vordergrund: „Jetzt muss es doch mal klappen“, „Nicht schon wieder verlieren“, „Immer läuft der Markt gegen mich“, „Jetzt wird die Aktie genau das machen – ich gehe mit“ usw.
Stellen Sie sich vor, Sie würden einem Trader bei solch einem Trading zusehen, dann hätten Sie den Eindruck da säße jemand wie ferngesteuert am PC. Sie können dann beobachten, dass wir unser eingeschränktes Denken und Handeln gar nicht mitbekommen.
Es sind vor allem die physischen und psychischen Reaktionen, die uns erkennen lassen, dass wir überfordert sind. Die häufigsten Anzeichen für Stress beim Traden sind:
- Fehlentscheidungen
- Angstgefühle
- inneres Festhalten
- Nervosität
- Entscheidungsunfähigkeit
- über reagieren
- Traurigkeit/Depressionen
- Kopfschmerzen
- Verspannungen
- Rückenschmerzen
- Rückzug
- Nachtschweiß
- Schlafstörungen
- unregelmäßig Essen
- Bauchschmerzen
- Herzprobleme
- zuviel rauchen/trinken
Nicht nur das Traden selbst kann uns in Stress versetzen und unsere Handlungen beeinflussen. Auch Erlebnisse aus unserem Umfeld können uns bereits vor dem Handeln an den Märkten aus dem inneren Gleichgewicht bringen. Probleme in der Familie, Partnerschaft, Beruf, Nachbarschaft, finanzielle Nöte, Krankheiten.
Kennen Sie das Gegenteil von Stress?
Zu wissen woran wir erkennen, dass wir Stress haben ist das eine. Genauso wichtig ist zu wissen wie wir uns ohne Stress fühlen und wann wir frei davon sind! Fragen Sie sich: In welcher Situation fühle ich mich gelassen, entspannt, ruhig? Und wie bringe ich mich bewusst in dieses Gefühl?!
Vollkommen frei von Stress zu sein ist beim Trading natürlich auch nicht immer möglich. Ziel sollte es aber sein, die eigenen Stressauslöser zu erkennen um sie dann entsprechend reduzieren oder kanalisieren zu können. Das Wichtigste ist eine inneres Gleichgewicht zu schaffen in dem wir frei von Dauerstress sind um wahrzunehmen wann das Stressempfinden das Trading negativ beeinflusst. Denn dann haben wir den Stress und nicht der Stress uns!
Stress kann auch positiv empfunden werden. Mitunter ist er sogar hilfreich, um überhaupt aktiv zu werden. Und nicht wenige beginnen mit dem Trading, um diesen besonderen Kick, der Stress auslöst, zu erfahren. Stress kann das Gefühl auslösen lebendig zu sein, am Leben teilzunehmen. In unserer Kultur gehört er durchaus zum Streben nach Erfolg dazu. Wissenschaftler haben sogar bewiesen, dass ein zu niedriges Stress-Level hinderlich für das Erreichen unserer Ziele ist. Es kommt immer auf die Dosis an.
Der Stress-Test
Sein Sie auf der Suche nach Stress! Machen sie Ihren persönlichen Stress-TÜV! „Wo bin ich angespannt? Wie reagiere ich wann? Was kann ich in Stresssituationen anders machen? Die zentrale Frage muss lauten: „Was macht mir Stress und was genau bringt mich in dieses Gefühl?!“ Beispiele beim Trading könnten sein:
- Immer wenn ich verliere überreagiere ich und nehme es persönlich. Obwohl ich weiß, dass Verluste beim Traden normal sind denke ich immer wieder das Gleiche: „Ich habe doch alles geplant und trotzdem werde ich ausgestoppt!“. Frage: Was genau denken Sie über sich, wenn Sie Ihre Verluste persönlich nehmen und verlieren? Lösung: ...........................
- Wenn ich einen Minustrade gemacht habe, will ich sofort mit einem neuen Trade den Verlust wieder reinholen. Ich denke dann „Ich muss doch auch Gewinne machen! Frage: Was würde anders sein, wenn Sie keine Gewinne machen müssten? Lösung: ............................
- Wenn ich in kleinen Zeiteinheiten trade ist mir der Markt manchmal zu schnell und ich kann meine Trades dann nicht laufen lassen, weil ich zu nervös werde. Frage: Was genau können Sie tun um nicht nervös zu werden? Lösung: ................................
Um unsere Stressauslöser zu erkennen ist es sinnvoll die letzten Handelstage oder Wochen revue passieren zu lassen. Schreiben Sie auf welche drei Situationen beim Traden immer wieder Stress auslösen.
Ich gerate immer in Stress beim Traden, wenn ich:
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Auch ein Blick ins Tradingjournal kann hier eine Hilfe sein. Es ist absolut zu empfehlen, sich immer wieder seine Stresssituationen aufzuschreiben. Zum Beispiel indem Sie ein Stresstagebuch anlegen. Dadurch wird Ihnen schnell klar welche Situationen Sie stressen.
Wenn Ihnen Ihre Stress-Auslöser bekannt sind, dann können Sie den nächsten Schritt machen: Stress reduzieren. Wie Sie das am effektivsten machen, erfahren Sie in meiner nächsten Kolumne.
Norman Welz
Mentaltraining / Börsenpsychologie
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