Analysteneinschätzung
17:15 Uhr, 24.04.2020

LUFTHANSA: Droht die Insolvenz?

Einige Analystenstimmen zur angespannten Lage bei der Deutschen Lufthansa. Angesichts der hohen Belastungen droht im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen mit den Regierungen um Staatshilfen ein Worst-Case-Szenario.

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Frankfurt /London (Godmode-Trader.de) - Nach vorläufigen Ergebnissen für das erste Quartal weist die Lufthansa infolge der erheblichen weltweiten Reiseeinschränkungen einen operativen Verlust von 1,2 Mrd. Euro aus. Der (saisontypische) Verlust im Vorjahresquartal belief sich lediglich auf-336 Mio. Euro. Auf Ebene des Konzernergebnisses werden darüber hinaus erhebliche Belastungen durch krisenbedingte Wertminderungen sowie die negative Wertentwicklung von Treibstoffsicherungsgeschäften erwartet.

Da aktuell überhaupt nicht absehbar ist, wann die Konzern-Airlines über die aktuellen Rückkehrer-und Frachtflüge hinaus wieder den Betrieb aufnehmen können, rechnet der Konzern für das zweite Quartal noch mit einem erheblich höheren Verlust. Die verfügbare Liquidität beziffert das Unternehmen nach erneuten Finanzierungsmaßnahmen auf aktuell 4,4 Mrd. Euro. Für die nächsten Wochen geht das Management allerdings von einem erheblichen Rückgang der Liquidität aus.

Lufthansa rechnet nicht mehr damit, den anstehenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können. Derzeit laufen intensive Verhandlungen mit Regierungen der Heimatländer Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien über verschiedene Finanzierungsinstrumente mit dem Ziel, „kurzfristig eine nachhaltige Sicherung der Solvenz zu erreichen.

Die Corona-Krise hat sich zuletzt weiter zugespitzt, die Belastungen für den Lufthansa-Konzern sind so hoch, dass die Liquidität nur noch einige Wochen bzw. wenige Monate ausreichen würde, wie NordLB-Analyst Wolfgang Donie in einer am Freitag vorgelegten Studie konstatiert. Unter Mithilfe der verschiedenen Heimatregierungen der Konzern-Airlines deute sich aber eine kurzfristige Lösung an. Dabei hält Donie eine staatliche Beteiligung in welcher Form auch immer für wahrscheinlich. Im unwahrscheinlichen Falle eines Scheiterns der Verhandlungen drohe allerdings die Insolvenz.

Infolge der Krise wird der Konzern sich aus Sicht von Donie strategisch neu positionieren und merklich verkleinern müssen. „Trotzdem gehen wir davon aus, dass die grundsätzlich gesunde Lufthansa diese Krise mit Unterstützung überstehen wird“. Auch in einem deutlich konsolidierten Markt dürfte es aber Jahre dauern, bis die alte Stärke wieder erreicht sein werde. Die NordLB bestätigte das Kursziel von 7,00 Euro und hebt die Anlageempfehlung auf „Halten“ an.

Die DZ Bank schreibt zu den Lufthansa-Zahlen: Die Lage bleibt angespannt und in den nächsten Wochen ist aus diversen Gründen mit einem hohen Liquiditätsabfluss zu rechnen. Da laut Lufthansa die Möglichkeiten der Mittelbeschaffung am Kapitalmarkt limitiert sind, verhandelt die Gesellschaft intensiv mit verschiedenen Regierungen über Lösungsmöglichkeiten. Laut Reuters soll ein staatliches Hilfspaket von bis zu 10 Mrd. Euro geschnürt werden mit aktuell noch unklarer Aufteilung zwischen Eigen- und Fremdkapital.

Da die Konsensergebnisschätzungen nach Erachten von Analyst Dirk Schlamp zu optimistisch sind, müsse mit deutlichen Gewinnrevisionen gerechnet werden. Unter Berücksichtigung der reduzierten EBITDA-Schätzungen für 2022 und eines EV/EBITDA-Multiplikators von 3,2 hat die DZ Bank einen neuen Fair Value von 5,00 (6,50) Euro errechnet. Mit Blick auf das weiterhin ungünstige Chance-Risiko-Profil der Lufthansa-Aktie bestätige er das Anlageurteil „Verkaufen“, so Analyst Schlamp.

Nach dem Ende des Lockdowns hält Independent Research einen intensiven Preiskampf unter den Fluggesellschaften für wahrscheinlich. Die Analysten gehen davon aus, dass die Lufthansa und ihre Tochtergesellschaften auf Grund ihrer „Systemrelevanz“ Staatshilfe erhalten. Den Einstieg von Thiele (Mehrheitsaktionär bei Knorr Bremse und Vossloh) werde als Vertrauensbeweis in die Zukunftsfähigkeit des Lufthansa-Konzerns erachtet.

Kepler Cheuvreux hat das Kursziel für Lufthansa von 9 auf 2 Euro gesenkt und die Bewertung auf "Reduce" belassen. Das Analysehaus weist auf ein hohes Risiko im Zuge der Corona-Krise hin. In vielen europäischen Märkten dürfte das Geschäft der Airlines schrumpfen. Die britische Investmentbank Barclays rechnet im zweiten Quartal mit einem Kapazitätsrückgang um 90 Prozent, im dritten um 60 Prozent und im vierten um 40 Prozent. Sämtliche Airlines dürften in diesem Jahr Verluste schreiben. Was aber vor allem zähle, sei das Ausmaß der Vernichtung von Barmitteln.

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2 Kommentare

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  • mkronen
    mkronen

    Ich fürchte der Vorstand ist doof genug, das Ding an die Wand zu fahren.

    Staatshilfen kann es nur mit Beteiligung geben.

    21:47 Uhr, 29.04. 2020
  • barkovsky
    barkovsky

    bitte bitte, Insolvenz, !! wird nie passieren, !! Der Olaf wird die Sache übernehmen komplett wenn nötig.

    10:37 Uhr, 25.04. 2020

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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