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16:53 Uhr, 11.05.2020

Lira-Handelsverbot: Chaostage und Schadensbegrenzung in Ankara

Die türkischen Behörden haben die Lira-Handelsbeschränkungen für einige westliche Banken wieder aufgehoben. Der Schuss von vergangenen Donnerstag ging nach hinten los und verstärkte den Kapitalabfluss aus dem Land zusätzlich.

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New York/ Ankara (Godmode-Trader.de) - Die Türkei hat das Verbot des Lira-Handels mit Wirkung für die BNP Paribas, die Citigroup und die UBS Group nach kurzer Zeit wieder aufgehoben. Ein Sprecher der Bankenaufsichtsbehörde BDDK bestätigte am Montag laut Bloomberg, dass die Handelsbeschränkungen, die am vergangenen Donnerstag verhängt worden waren, rückgängig gemacht worden seien.

Das Verbot der Aufsichtsbehörde letzte Woche erfolgte mit der offiziellen Begründung, dass die globalen Kreditgeber ihren Verpflichtungen gegenüber ihren türkischen Partnern in Landeswährung nicht nachgekommen seien. „Sieht so aus, als hätten sie es sich anders überlegt, vielleicht waren einige eher orthodoxe Politiker in der Verwaltung der BDDK zu der Überzeugung gelangt, dass eine Bekämpfung der ausländischen Beteiligten an den Finanzmärkten nichts bewirken würde", sagte Henrik Gullberg, Makrostratege bei Coex Partners Ltd. in London zu Bloomberg.

Seit der Währungskrise 2018 haben die türkischen Behörden es für ausländische Investoren sukzessive schwieriger gemacht, gegen die Lira zu wetten, indem sie ihren Zugang zu Liquidität einschränkten. Doch das rigorose Vorgehen der Türkei hat das Vertrauen der Investoren in die Einhaltung marktwirtschaftlicher Prinzipien des Landes untergraben und Kapitalabflüsse verschärft.

Letzte Woche fand ein Ausverkauf der Lira ohne Gleichen statt. Am vergangenen Donnerstag war die Türkei-Währung auf ein Allzeittief zum uS-Dollar gefallen. Für einen Greenback mussten bis zu 7,269 Lira bezahlt werden. Eine Reihe von Marktinterventionen und neue Anti-Manipulationsregeln zur Eindämmung des Niedergangs der Lira schossen nach hinten los und schürten Spekulationen, dass die Türkei zum Schutz ihrer Währung auf immer krudere Taktiken zurückgreifen würde.

Die heutige Kehrtwende soll den Schaden begrenzen. Die Handelsbeschränkungen verzerrten die Transaktionen mit anderen Lira-Instrumenten einschließlich Aktien, da etwa die Citigroup zu den größten Depotbanken für türkische Vermögenswerte gehört.

Die Abwanderung von ausländischen Investoren aus türkischen Vermögenswerten hat sich bisher unvermindert fortgesetzt. Den jüngsten Daten der Zentralbank zufolge haben diese in den letzten 12 Monaten mehr als 9,6 Mrd. Dollar aus den Anleihe- und Aktienmärkten (in Lira) abgezogen und damit so viel wie seit mindestens 2015 nicht mehr.

Die Bemühungen der Zentralbank, die Lira mit ihren Reserven zu stützen, erwiesen sich bisher als unzureichend. Staatliche Banken verkaufen derzeit massiv Dollar. Dies hat die Brutto-Devisenreserven der Notenbank seit Jahresbeginn um rund 120 Prozent auf auf den niedrigsten Stand seit 2018 absinken lassen. Die Lira ist aufgrund des geldpolitischen Lockerungszyklus einem weltweiten Ausverkauf ausgesetzt. Die inflationsbereinigten Zinssätze der Türkei gehören nun zu den niedrigsten in der Welt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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