Kommentar
01:12 Uhr, 13.10.2018

Landtagswahl: „Erdbeben“ in Bayern?

Der kommmende Sonntag könnte für einige Verschiebungen in der deutschen Parteienlandschaft sorgen. Selbst ein Ende der Großen Koalition ist denkbar, sollte sich die CSU jene "bayerische Watschn" einfangen, die sich kurz vor dem Urnengang abzeichnet…

Am Sonntag sind die 9,4 Millionen wahlberechtigten Bürger Bayerns aufgerufen, eine neue Regierung zu wählen. Zwei Tage vor der Wahl verharrt die CSU im Stammland ihrer absoluten Regierungsmehrheit in nie gekannten Umfragetiefen:

Neueste Befragungen sehen die Partei bei knapp unter 33 Prozent. Bei der Landtagswahl 2013 hatten noch 48,7 Prozent (!) der Wähler für die CSU gestimmt.

Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sieht den Grund für den Einbruch in den vielen „Zuagroasten“, die in Bayern mittlerweile leben: Der große wirtschaftliche Erfolg des Landes habe viele Zuwanderer angelockt - und die hätten ihre Probleme mit der CSU.

Ein Desaster zeichnet sich ab, das für einige Verschiebungen in der deutschen Parteienlandschaft sorgen könnte. Selbst ein Ende der Großen Koalition ist denkbar, sollte sich die CSU tatsächlich die erwartete bayerische Watschn einfangen…

Von der SPD, deren Vorsitzende Andrea Nahles ein Ende der Regierungskoalition erst kürzlich selbst "angeregt" hatte, spricht in Bayern kaum noch jemand. Der Stimmenanteil der Sozialdemokraten dürfte sich verglichen mit 2013 in etwa halbieren. Auf dann nur noch zehn Prozent. Die Grünen haben es unterdessen schon vor der Wahl eilig, sich als Koalitionspartner anzudienen. Nachzulesen bei Spiegel Online:

„Die Grünen erwarten ein Rekordergebnis bei der Bayernwahl am Sonntag. Und dann? Wollen sie mit der CSU regieren. Unbedingt. Das scheint auch ein besonderes Anliegen der Grünen-Führung in Berlin zu sein“.

Deutlich realistischer ist allerdings eine Regierungsbeteiligung der Freien Wähler. Nachfolgend ein Portrait des Spitzenkandidaten Hubert Aiwanger und seiner Partei, nachzulesen bei ZEIT Online:

„Nicht nur die AfD macht der CSU im bürgerlichen Lager Konkurrenz. Die Freien Wähler sind, was die Christsozialen gerne wären: Stimmungsbarometer für die Landbevölkerung“.

Unterdessen kommt in den Alternativen Medien gerade erneut ein Ereignis zur Sprache, das der CSU kurz vor der Ziellinie weitere Stimmen kosten könnte:

In Produktionshalle von Söders Schwiegervater im sächsischen Rossau, nordöstlich von Chemnitz, sind Flüchtlinge untergebracht.
Nach allem, was bekannt ist, darf man davon ausgehen, dass es sich dabei um ein höchst lukratives Geschäftsmodell handelt. Nicht jedem Wähler dürfte das gefallen.

Unvergessen dürfte bei vielen bayerischen Wählern auch sein, wie Bayerns Ministerpräsident erst kürzlich den Schulterschluss mit Angela Merkel gesucht hatte. Zitat:

"Knapp zwei Wochen vor der Bayern-Wahl vollzieht Ministerpräsident Markus Söder eine 180-Grad-Wende: Er lobt Merkel, räumt kritische Positionen und geht dafür auf seinen Parteichef und Bundesinnenminister Horst Seehofer los. Söder war mit Angela Merkel in Ottobeuren zu einem gemeinsamen Wahlkampftermin zusammengekommen. Vom Auftreten der Bundeskanzlerin erhoffe er sich Rückenwind für den Urnengang sagt er jetzt sogar".

Rückenwind für den Urnengang ausgerechnet von jener Kanzlerin, der von der "Eurorettungspolitik" über den überhasteten Atomausstieg auch die Flüchtlingskrise und der Niedergang der deutschen Automobilindustrie am Revers haftet?

Nicht auszuschließen, dass Merkel selbst am taumelnden DAX nicht ganz unbeteiligt ist: Als einer der ersten Kommentatoren stellt der Finanzanalyst und Buchautor Dr. Viktor Heese im folgenden Beitrag einen Zusammenhang her zwischen der Politik in Deutschland und der Schwäche des DAX in diesem Jahr und speziell im Oktober. Zitat:

„Börsen besitzen die seltene Gabe echte gesamtwirtschaftliche Gefahren in der täglichen Informationsflut zu erkennen, die der Kleinanleger nicht zu erkennen vermag. Er ist letztendlich für die Kursschwankungen verantwortlich, die Kapitalmarkttrends gestaltet dagegen die Großfinanz.

Diese Geldgeber scheinen heute zu der Erkenntnis gekommen zu sein, dass die deutsche Politik und mit ihr die Wirtschaft es vorläufig „nicht schaffen“ wird, sich dem destruktiven Linksdruck zu widersetzen. Linke Ideologien, sozialer Unfriede und schleichender Niedergang des Leistungsprinzips (ausufernde Sozialleistungen) waren schon immer Gift für Aktien“.

Das könnte ein turbulentes und erkenntnisreiches Wochenende werden, nicht nur für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.

Und mit dem mutmaßlichen Höhepunkt bei Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen am Sonntag um 18 Uhr könnte das Drama erst so richtig losgehen.

Man darf gespannt sein, was die „Apokalypse“ diesmal zu bieten hat...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

68 Kommentare

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  • wolp
    wolp

    Ja, das ist er, der Alternative für Dumme Fan mit den Kinderwetten. Unverkennbar, Du hast recht. Der andere lief schon mal unter Dumpfbacke im Netz der rechten Trolle denk ich. Tapete klar....

    00:02 Uhr, 17.10. 2018
  • shark
    shark

    Der letzte Akt in "Löws Trauerspiel" sehen wir vermutlich heute Abend

    Bei Merkel dürfte es auch nicht mehr allzulange dauern .-Horst wird bleiben und das ist auch gut so.-)

    Beide haben es verpasst zur rechten Zeit abzutreten-jetzt erfolgt der Abgang umso härter .

    Andernfalls wird das Ende noch dramatischer.-.))

    In diesem Sinne-schönes Spiel.-))

    19:28 Uhr, 16.10. 2018
  • DiNase
    DiNase

    Internet Censorship Just Took An Unprecedented Leap Forward, And Hardly Anyone Noticed

    https://www.zerohedge.com/news...

    08:13 Uhr, 16.10. 2018
  • wolp
    wolp

    Jetzt ist sie wieder nicht gekommen die Apokalypse... Manno.

    01:30 Uhr, 16.10. 2018
  • Hendrixla
    Hendrixla

    ...viel Lärm um nix... weiter so...☹

    11:54 Uhr, 15.10. 2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Der Wähler in Deutschland mag Kontinuität und Schnellschüsse mag er überhaupt nicht, wer nicht Geschichtsvergessen ist, kann das bestens nachvollziehen. Irgendwann jedoch ist auch in Deutschland das Maß für den Wähler voll. Dieser Punkt scheint nun erreicht zu sein. Wenn der Eindruck nicht täuscht, geht die Ära der Kanzlerin Merkel in großen Schritten ihrem verdienten Ende entgegen. Die Spezialdemokraten stehen bereits vor einem Trümmerhaufen, sofern es bei den Schwarzen noch Politiker geben sollte, die klar bei Verstand sind, wird die unsägliche Geisterfahrt dieser GROKO mit einer Notbremsung beendet.

    Fazit:

    Wie Donnerhall schallt es aus Bayern, der Souverän hält Schwarz-Rot an den E....

    08:47 Uhr, 15.10. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Grundsätzlich hat sich weniger verschoben als befürchtet. Jedenfalls in Bayern. In Berlin dürfte das Wahlergebnis ein wenig anders aufgenommen werden.

    Der Freistaat bekommt eine Koalitionsregierung aus CSU und Freien Wählern. Basst scho, heißt das hier zu Lande.

    Problematisch sind dagegen die "Teile- und Herrsche-Gräben", die sich jetzt immer deutlicher auftun. Jouwatch schreibt dazu:

    "Das Wahlergebnis spiegelt perfekt, was allerorten, auch bundesweit, beklagt wird: Die Spaltung der Gesellschaft". (...)

    Interpretation

    Grundsätzlich hat sich nicht viel verändert. Das linke Spektrum ist etwa so groß wie zuvor. Was die SPD in Bayern verloren hat, gewannen die Grünen dazu. Die enormen Zugewinne bei der AfD und bei den Grünen sprechen für eine sich künftig weiter verschärfende Polarisierung im politischen Spektrum nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland. In zwei Wochen ist Landtagswahl in Hessen. Die Prognosen für den amtierenden Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) liegen noch unter denen, die es für Markus Söder in Bayern gab. Zudem gibt es die Freien Wähler in Hessen nicht, so daß dort mit einem deutlich höheren Ergebnis für die AfD zu rechnen sein wird.

    Die an sich schon lebensuntaugliche GroKo in Berlin hat heute den ersten Schlag aus Bayern erhalten. Der finale Genickschlag wird in zwei Wochen aus Hessen kommen. Zur Stunde macht man sich in den Parteizentralen bereits Gedanken über eine Neuauflage der Jamaika-Verhandlungen. In der Berliner Runde der ARD zur Bayernwahl sprach Moderatorin Tina Hassel erstaunlich offen vom Ende der Ära Merkel.

    Allerdings ist so viel auch klar: Änderungen in der CDU können sich nicht auf Personalrochaden beschränken. Die vielbeklagte Spaltung der Gesellschaft wird kein Stück abnehmen, wenn lediglich Angela Merkel – etwa durch Annegret Kramp-Karrenbauer – ersetzt werden würde. Die Union wird sich nach dem Ende der Ära Merkel quasi neu erfinden müssen. Mit dem alten Personal wird das nicht glaubwürdig möglich sein. Soll die Union nicht das gleiche Schicksal ereilen wie die SPD, dann wird sie sich programmatisch neu aufstellen müssen und personell ganze Hierarchie-Ebenen zu ersetzen haben. Die Frage für die Union ist allerdings: Woher nehmen?

    (...)

    Die AfD

    Der AfD stehen interessante und arbeitsreiche Jahre bevor. Sie befindet sich aber jetzt schon in einer besseren Ausgangsposition als die Grünen, eben weil die politische Auseinandersetzung um weiter auseinanderliegende Positionen gehen wird als je zuvor. Dabei übernehmen die Grünen den Part derjenigen politischen Kraft, die mit ihren Visionen wirbt. Das macht es der AfD ziemlich leicht. Sie kann jederzeit mit Fakten kontern und die Grünen ein- ums andere Mal als ideologische Traumtänzer bloßstellen. Die AfD wird zum Jäger, die Grünen zu Gejagten. Währenddessen nützt sich die unsägliche Nazikeule täglich weiter ab. Für die AfD stellt sich daher die schwierigere Frage nicht in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner, sondern in der Frage nach der Taktik, vermittels welcher sie ihn öffentlich am besten entlarvt. Genauer: Das Hauptproblem für die AfD stellt sich nach wie vor im Umgang mit den linksgrün dominierten Medien. Sollte dort aber – etwa aus reinem Selbsterhaltungstrieb angesichts dramatisch sinkender Auflagen – eine allmähliche Kursänderung einsetzen, dann würde die der AfD automatisch in die Hände spielen.

    Die CSU

    Die Christsozialen sitzen momentan zwischen allen Stühlen. Seehofers suizidale Loyalität einer merkelgeführten Union gegenüber und der mangelnde Mut, schon längst eigene Wege zu gehen, stellt die Christsozialen nun vor ein schier unlösbares Problem. Sich jetzt erst selbständig zu machen, nachdem sie 13 Jahre lang in einer Koalition mit Merkel marodiert hatten, käme ziemlich unglaubwürdig daher. Die CSU hängt also auf Gedeih und Verderb an dem, was sich in der CDU nach Merkel tun wird. Daß es sich nicht lohnt, den Bürgerwillen zum Zweck des eigenen Machterhalts als Juniorpartner einer völlig merkelversifften Schwesterpartei zu ignorieren, ist die Lektion, die sie heute schmerzhaft lernen musste. Und sie wird verstanden haben. Für die CSU ist guter Rat teurer als für sonst irgendeine Partei. Zu sehr ist ihr Schicksal mit demjenigen der CDU verknüpft.

    Die SPD

    Die SPD ist nicht nur in Bayern, sondern bundesweit derartig unten durch beim Wähler, daß sich zur Zukunft der Partei selbst eigentlich gar keine Fragen mehr stellen. Die SPD hat keine Zukunft mehr. Sie ist politisch so gut wie tot. Sie sollte sich auflösen. Deshalb stellt sich eine ganz andere Frage, nämlich die nach ihren Medienbeteiligungen. Daß eine Partei wie die SPD noch immer Deutschlands größte Medienholding ist, ist ein untragbarer Zustand. Das Medienimperium der SPD muß zerschlagen werden. Die Sozialdemokratie ist politisch bankrott und es gibt nicht den geringsten Grund, sie medial weitermarodieren zu lassen. „Bankrott“ kommt von „banca rotta“ – und beschreibt den Umstand, daß im alten Rom die Marktaufseher jene Bänke und Tische zerschlagen haben, auf und hinter denen pleite gegangene Geldverleiher zuvor ihr Geschäft betrieben haben. Die Zerschlagung der materiellen Ressourcen einer politisch bankrotten Partei darf nicht ausbleiben.

    Sollte die SPD als esoterische Sekte in der Kategorie „politische Partei“ weitermachen wollen, hätten zumindest ihre medialen Einflußmöglichkeiten der Parteirelevanz angepaßt zu werden. Es ist ein Unding, daß der Zwerg den größten Panzer hat. (ME)

    https://www.journalistenwatch....

    00:44 Uhr, 15.10. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Biff
    Biff

    Wenn Wahlen etwas ändern könnten, dann hätte man diese verboten!

    Die Marioneten werden ausgetauscht und die Diktatur über Brüssel wird weitergeführt, da wir diese Personen (M / W / Divers) nicht wählen dürfen... Schein-Demokratie!

    21:26 Uhr, 14.10. 2018
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  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Die nächsten Tage werden äußerst interessant:

    In Berlin: Seehofer weg ? Nahles "erpresst" Merkel mit dem Ende der GroKo, wenn Seehofer nicht freiwillig geht oder entlassen wird? Wenn die GroKo endet und die Regierung platzt, ist nämlich auch Werkel weg.

    In Bayern: Seehofer wird vom CSU-Vorsitz weggedrängt ? Und Söder wird Parteivorsitzender ? Eines ist für mich sicher: Seehofer geht in Berlin und in Bayern nicht freiwillig ...

    Herr Hoose, das Erdbeben - eher in Berlin als in Bayern - nimmt Formen an ...

    In Berlin eher als in Bayern deswegen, weil die CSU mit den FW als Koalitionspartner auskommt. Schlimmer wäre es gewesen, wenn ein zweiter Koalitionspartner für eine Regierung erforderlich gewesen wäre oder wenn die übrigen Parteien aufgrund der Mehrheitsverhältnisse eine Regierung an der CSU vorbei hätten bilden können.

    20:44 Uhr, 14.10. 2018
    1 Antwort anzeigen