Kurzfristiger Rücksetzer im Gold
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„Gold hat heute einen neuen Rekordkurs erreicht!“ Diesen Satz schnappte ich vor einigen Tagen am Hamburger Flughafen auf. Er drang vom Informationscounter, an dem ich vorbei lief, zu mir herüber und war ganz offenkundig Teil einer Unterhaltung der zwei dort tätigen männlichen Mitarbeiter. Dieser Vorgang löste in mir höchste Aufmerksamkeit aus, und ich konnte mir nicht verkneifen, auf meinen Rückweg vom Zeitungsstand nochmals ganz dicht und langsam am Counter-Tresen vorbei zu laufen und einen Blick über diesen zu werfen. Und es lohnte sich, denn ich sah im Vorbeigehen, dort einen Gold-Chart liegen, in dem von Hand ganz offenkundig Unterstützungslinien eingezeichnet worden waren.
Warum schreibe ich diese Geschichte hier auf. Ganz einfach, es sind die besten Hinweise, die man als Börsianer erhalten kann, um einzuschätzen, ob ein Markt überhitzt ist oder nicht. Das letzte mal, dass mir dieses Glück zuteil wurde, war im Juni 2000. Der Neue Markt und seine Technologieaktien waren bereits deutlich eingebrochen. Auf dem Börsenplatz in Frankfurt hörte ich einen jungen Mann zu einem anderen sagen, dass er jetzt massiv Intershop nachkaufe, im Zweifel auch auf Kredit. Intershop war damals einer der Highflyer des Neuen Marktes. Für mich war diese Unterhaltung das klare Zeichen dafür, dass die Kurse noch bedeutend weiter fallen müssten, denn noch viel zu groß war der Optimismus, und fundamental waren weitere Kursabschläge aufgrund der absurden Bewertungen voll gerechtfertigt.
Hier liegt glücklicher Weise der große Unterschied zum Goldpreis heute. Trotz der jüngsten Anstiege der vergangenen Wochen macht Gold durchschnittlich nur rund ein Prozent der weltweiten Geldanlagen aus. Anfang der 80er Jahre waren es noch rund zehn Prozent. Und die Goldproduktion eines Jahres hat einen Gegenwert der in etwa dem wöchentlichen Volumen der weltweit emittierten Staatsanleihen liegt.
Kurzfristig deutete das mitgehörte Gespräch aber auf Überhitzung im Goldmarkt hin, was auch mit den Umfrageergebnissen von Consensus in den USA korrespondierte, wo mit 87 % Optimisten neue Höchststände in der Stimmung erreicht wurden. Auch an der Anzahl der Presseartikel an sich und den darin herumgereichten immer höheren Kurszielen war das hohe Engagement der spekulativen Anleger erkennbar. Das veranlasste mich auch dazu, zunächst zu weniger gehebelten Goldpositionen zu raten.
Stefan Riße, ist Deutschlandchef und Chefstratege von CMC Markets. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch, „Die Inflation kommt“, steht seit Wochen oben auf den Bestsellerlisten.
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