Gold zunächst angenockt
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Wenn man aus der Goldpreisentwicklung der vergangen Jahre eines lernen konnte, dann ist es die Tatsache, dass große Rückschläge immer wieder auf der Tagesordnung stehen. Nachdem der Preis pro Feinunze mit knapp 1.250 US-Dollar erst kürzlich neue Rekorde markierte, hat es in den vergangenen vier Handelstagen rund sechs Prozent verloren. Wie zu erwarten war, hatte der starke Preisanstieg auch wieder viele spekulative Anleger, die gehebelt agieren, in den Markt gelockt. Der Optimismus war zuletzt deutlich gestiegen und wies somit auf diese Gefahr hin. Dennoch war es aufgrund der starken fundamentalen Unterstützungsfaktoren zu gefährlich, einen Ausstieg zu empfehlen. Dafür gab es zu viele Beispiele in den vergangenen fünf Jahren, die gezeigt haben, dass der Goldpreis durchaus noch 20 Prozent zulegen kann, selbst wenn der Optimismus bereist ein hohes Niveau erreicht hat. So warnten bekannte Rohstoffexperten bereits im September 2009 vor der hohen Anzahl von Long-Engagements entsprechend der Statistik der COMEX-Börse in New York. Tatsächlich hatte der Goldpreis zu diesem Zeitpunkt noch einen Anstieg von über 200 Dollar vor sich.
Auffällig ist vor allem die Orientierungslosigkeit mit der das Gold durch die Gegend taumelt. Erst stieg er jahrelang immer dann, wenn der Euro stieg und der Dollar fiel. Doch im Zuge der Eurotalfahrt gelang ihm dann nach ersten kräftigen Kursverlusten zunehmend relative Stärke aufzubauen und den Euroverfall irgendwann ganz auszublenden. Vor rund drei Wochen vollzog sich dann ein unerwarteter Wandel. Weil ein fallender Euro plötzlich zum Synonym für Krise wurde, drehte sich die Relation komplett. Gold übernahm die Funktion des sicheren Hafens und stieg, wann immer der Euro und mit ihm die Aktien fielen. Seit vergangenem Freitag gilt aber auch dies nicht mehr. Wie im Zuge des Lehman-Crashs kommt Gold nun unter Druck, wenn die Aktienmärkte einbrechen, was am Freitag der Fall war. Weil Hedgefonds oder sonstige Anleger Geld in Aktien verlieren, müssen Sie möglichweise Gewinne im Gold realisieren, um Löcher zu stopfen.
Was lässt sich aus dieser Vergangenheitsbetrachtung nun für Zukunft ablesen? Es ist festzustellen, dass eine feste Relation für Gold zunächst nicht mehr gibt. Auch ein Totaleinbruch am Aktienmarkt könnte plötzlich wieder steigende Goldnotierungen zur Folge haben. Gold ist insofern für sich zu betrachten und zu beurteilen, weil es ein Eigenleben führt, was an sich positiv ist. Dennoch muss die relative Schwäche, die sich zuletzt offenbarte, als Warnsignal gesehen werden. Es könnte zunächst eine Korrektur möglicherweise größeren Ausmaßes angesagt sein. Eventuelle Hebel sollten verringert werden. Die stärkste Unterstützung dürfte die 200-Tage-Linie bieten, die sich im klaren Aufwärtstrend befindet und derzeit bei 1095 Dollar verläuft. Das ändert aber nichts an den ansonsten sehr positiven Aussichten für das gelbe Metall.
Stefan Riße, ist Deutschlandchef und Chefstratege von CMC Markets. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, liegt aktuell auf Platz 2 der Manager-Magazin Bestsellerliste
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