Gefährlicher Goldstandard
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Robert Zoellik, der Chef der Weltbank hat sich heute in einem Kommentar in der Financial Times für eine Rückkehr zum sogenannten Goldstandard ausgesprochen. Im Vorfeld des G20 Gipfels in Seoul am Donnerstag liefert er hiermit weiteren Zündstoff für den Währungskrieg. Der Goldstandard war bis 1914 das dominierende Währungssystem. Während der Kriege wurde er von vielen Ländern ausgesetzt. Nach dem zweiten Weltkriege feierte er dann mit dem Währungsabkommen von Bretton Woods seine Wiederauferstehung bis er 1971 endgültig abgeschafft wurde. Die Idee dahinter ist sehr simpel. Alle am Goldstandard teilnehmenden Währungen werden zu einem festen Kurs an den Goldpreis gebunden. Das schafft Vertrauen in die Währungen weil der Besitzer eines Dollars, Pfundes, Euros etc. davon ausgehen kann, seine Guthaben jederzeit zu diesem Preis in Gold umtauschen zu können. Obendrein schafft es stabile Wechselkurse.
Den Notenbanken werden durch diesen Mechanismus automatische Fesseln angelegt. Sie können nicht einfach Geld drucken, so wie es die US-Notenbank jüngst mir ihrem weiteren Ankaufprogramm von Staatsanleihen beschlossen hat. Wann immer sie die Geldmenge erhöhen wollen, brauchen sie hierfür entsprechende Goldreserven. Vor allem die Geldwertstabilität kann so gesichert werden. Doch die Frage ist, um welchen Preis?
Übersehen wird von denjenigen, die eine Rückkehr zum Goldstandard fordern, dass Wirtschaftskrisen durch diesen Mechanismus nur noch schlimmer werden. Gerät ein Land in eine Rezession und fließen deshalb ausländische Gelder ab, muss die Notenbank zur Stützung der eigenen Währung, diese mit ihrem Gold aufkaufen. In der Konsequenz wird die Geldmenge nicht erhöht, was in einer Rezession dringend geboten wäre, sondern sogar noch verknappt. Es war vor allem der Goldstandard, der die Deflation in den USA während der 30er Jahren so dramatisch werden ließ. Erst als Präsident Roosevelt im Zuge des „New Deals“ den Dollar vom Gold losriss und frei floaten ließ, erholte sich die Wirtschaft.
Und was wäre wohl in der jüngsten Finanzkrise geschehen? Die alten Industrieländer würden sich immer noch in der Rezession befinden und eine Deflation mit all ihren negativen Folgen für Wachstum und Beschäftigung wäre unausweichlich.
Diejenigen, die argumentieren, der Goldstandard habe lange Zeit gut funktioniert, liegen falsch. Er funktionierte im 19. Jahrhundert nur deshalb, weil die Volkswirtschaften relativ homogen waren und es natürliche Finanzströme in der heutigen Form noch nicht gab. Kam es aber auch in früheren Zeiten zu massiven Spekulationen gegen eine Währung, konnte sie auch der Goldstandard davor nicht schützen. Frankreich kann ein Lied davon singen. Die Banque de France hatte in den 60 Jahren noch unter Charles de Gaulle gigantische Goldreserven angehäuft. Doch während der Studentenrevolte im Mai 1968, die sich in Frankreich zum Generalstreik ausweiteten, schmolzen diese innerhalb von vierzehn Tagen fast komplett dahin und es blieb am Ende nur eine Abwertung des Franc gegenüber Gold und allen anderen Währungen. Schon Fürst von Bismarck sagte einmal treffend: „Der Goldstandard ist wie eine Decke über zweien, die jeder versucht auf sich zu ziehen. Hätten wir den Goldstandard wären die Zeiten des Wachstums vorbei. Wachstum mit zwischenzeitlichen Rezessionen und platzenden Finanzmarktblasen ist aber allemal besser als gar kein Wachstum.
Dennoch könnte die Diskussion um eine Wiedereinführung des Goldstandards den Goldpreis weiter nach oben befördern. Denn liefe es auf ein derartiges Währungsabkommen hinaus, würden die Notenbanken schon im Vorfeld seiner Einführung ganz sicher versuchen die „Golddecke“ auf sich zu ziehen und ihre Goldreserven zu erhöhen.
Stefan Riße, ist Deutschlandchef und Chefstratege von CMC Markets. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, war in den Bestsellerlisten 2010 ganz oben.
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