Kommentar
18:01 Uhr, 28.03.2019

Kommt doch noch ein "Brexit-Crash"?

Mit allen Mitteln wollten die britische Regierung und die EU das britische Parlament dazu bewegen, dem ausgehandelten Brexit-Deal doch noch zuzustimmen. Doch der Plan dürfte am Freitag endgültig scheitern. Und dann könnte der Brexit auch an den Finanzmärkten vom "Non-Event" zum alles entscheidenden Faktor mutieren.

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Am Freitag werden die britischen Parlamentarier womöglich ein drittes Mal über den bereits zweifach gescheiterten Brexit-Deal abstimmen, obwohl der Sprecher des Parlaments, John Bercow, eine weitere Abstimmung über den Deal eigentlich untersagt hat. Schließlich könne man das Parlament nicht wieder und wieder über den gleichen Antrag abstimmen lassen, entschied Bercow in der vergangenen Woche und berief sich damit auf ein Prinzip, dass schon seit Jahrhunderten im britischen Parlament gilt. Ein weiteres Mal dürfe der Brexit-Deal in der laufenden Legislaturperiode deshalb nur noch eingebracht werden, wenn es signifikante Änderungen gebe, entschied Bercow mit Blick auf einen Präzedenzfall aus dem 17. Jahrhundert.

Nun soll offenbar am Freitag nur über den Austrittsvertrag und nicht über die damit verbundene politische Erklärung abgestimmt werden, um so Bercows Verbot zu umgehen. Das ist allerdings schon deshalb ein zweifelhaftes Vorgehen, weil die politische Erklärung von der EU als "integraler Bestandteil" des Brexit-Deals betrachtet wird und weil das Parlament anschließend dieser politischen Erklärung trotzdem noch zustimmen müsste. Aber mit rationalen Argumenten scheint man derzeit in Westminster nicht weit zu kommen.

Auch wenn die britische Regierung es bisher nicht zugibt und am Brexit-Deal zumindest bis Freitag weiter festhält, dürften die Aussichten denkbar schlecht sein, dass die Parlamentarier dem verhassten Deal doch noch zustimmen. Es gibt nämlich keine Anzeichen dafür, dass die entscheidenden Abweichler in der eigenen Partei oder bei der nordirischen Splitterpartei DUP ihre Meinung noch ändern könnten. Und das, obwohl sie wochenlang "bearbeitet" wurden und die Zustimmung auch mit dem Versprechen von Premierministerin May, bei einer Zustimmung nach dem erfolgten Brexit zurückzutreten, erkauft werden sollte.

Die britische Regierung und die EU stehen vor einem Scherbenhaufen, weil sie keine mögliche Alternative zum Brexit-Deal eingeplant hatten und einfach darauf setzten, dass der Deal das Parlament schon noch passieren werde. Danach sieht es aber aktuell beim besten Willen nicht aus.

Die Missachtung des Parlaments geschieht nicht zufällig, sondern wurde in den vergangenen Jahren immer mehr zum Prinzip, nicht nur in Großbritannien, sondern der gesamten EU. Im Februar wurde der britische Brexit-Unterhändler Olly Robbins bei einem Bargespräch in Brüssel dabei belauscht, wie er einen Plan ausheckte, wie das Parlament zur Zustimmung bewegt werden könnte. In der Woche Ende März müsse man die Parlamentarier glauben lassen, dass es nur die Alternative zwischen einem langen Brexit oder Mays Deal gäbe. Aus Furcht vor einer langen Brexit-Verschiebung würden deshalb wohl viele Brexit-Befürworter Mays Deal dann doch noch zustimmen. Doch das Kalkül ging nicht auf, vor allem auch deshalb, weil viele innerhalb der EU einer langen Brexit-Verschiebung äußerst skeptisch gegenüberstehen.

Sollten das Parlament dem Brexit-Deal in dieser Woche nicht doch noch zustimmen, soll es am 12. April zum Brexit kommen. Das hat die britische Regierung mit der EU vereinbart und dem hat inzwischen auch das Parlament zugestimmt. Doch was genau passieren wird, steht völlig in den Sternen – nur zwei Wochen vor dem drohenden harten Brexit und nach zweijährigen Verhandlungen. So sieht keine verlässliche Politik aus, sondern das ist ein Scherbenhaufen.

Nachdem der drohende Brexit den Markt lange Zeit nicht mehr interessiert hatte, sieht es nun danach aus, dass sich das langsam ändert. Seit gestern Abend hat das britische Pfund mehr als zwei Euro-Cent verloren. Womöglich kommt doch noch Panik auf, wenn auch die dritte Abstimmung über den Brexit-Deal scheitert und weiter kein glaubhaftes Alternativszenario angeboten wird.

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25 Kommentare

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  • tradingdirki
    tradingdirki

    ...unzählige Crash Artikel hat Herr Baron in den letzten Jahren verfasst...das nimmt ja keiner mehr ernst.

    22:15 Uhr, 01.04. 2019
  • 1 Antwort anzeigen
  • hochdietassen
    hochdietassen

    Ich lach mich weg, wenn es morgen "klappt" (was auch immer) - dann passt mal auf, wie eine Short-Squeeze aussieht... meiner Meinung nach ist Seitenlinie genauso gut, wie ordentlich abgesichert. Das ist Lottospiel pur...

    21:23 Uhr, 28.03. 2019
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Immer dieser Crash. Einigen scheint bei dem Gedanken daran einer abzugehen.

    20:49 Uhr, 28.03. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Nene, alles gut. GBP hat damit nix zu tun. Da denk ich an drei Affen. Aber wenn ich die Kommentare sehe sind es mehr... Merci

    20:36 Uhr, 28.03. 2019
  • shark
    shark

    Ob der Brexit-Crash kommt weiss ich nicht -nur der Türkei -Crash war nicht schlecht und lässt manches Herz höher schlagen.-))

    Das von Schmale und "ich habe 22 000 Follower" vermutlich nicht

    Thanks an J.P.Morgan.!!

    20:05 Uhr, 28.03. 2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    wie verblödet unsere Menschheit mittlerweile ist kann man z.B. perfekt an Cat-Bonds erkennen

    20:02 Uhr, 28.03. 2019
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Ach was Herr Baron, wer denkt denn an Crash, es wird gaanz bestimmt alles gut. :-))

    Denn————>>>der Affe erhält wieder Zucker von seinen Pflegern und da ist der Brexit doch allenfalls noch eine Randnotiz wert. Oberpfleger Powell hat sogar die große Tüte mitgebracht. Die Affen kreischen vor schierer Freude. Vermutlich bricht der S+P in Kürze über sein altes Hoch aus, markiert wie einst bei Rudi am laufenden Band neue ATH und legt bis zum 31.12. nochmals weitere 20% vom Dezembertief betrachtet oben drauf, mindestens.

    Die Rahmendaten geben das ganz locker her, schließlich steht die Weltwirtschaft unter Volldampf, gell? Die aktuelle kleine Wachstumsdelle löst sich bestimmt demnächst in Wohlgefallen auf und die Vollpfostenfraktion an den Anleihemärkten liegt wie immer in den vergangenen 100 Jahren voll daneben.

    Imo haben die Aktienmärkte ein dauerhaft hohes Niveau erreicht, es kann -von kleinen Rücksetzern abgesehen, nur noch hoch gehen.

    Fazit:

    Der coole Bulle gibt nun Gas....

    Denn dieser Markt macht mächtig Spaß.......

    und mit nem Aktienkredit.......

    Wird das Depot richtig fit......

    Wer ungehebelt heut agiert....

    Der ist am Ende angeschmiert......

    Denn durch Herrn Powells Druckerpresse.....

    Gibt es nie mehr auf die Fresse.....

    19:29 Uhr, 28.03. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • Bruti76
    Bruti76

    In Amerika interessiert sich doch kein Schwein dafür. Haltet den Ball flach ...

    19:22 Uhr, 28.03. 2019
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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