Kommentar
20:54 Uhr, 22.03.2019

Kommt der Goldstandard zurück?

Zeitgleich mit dem Brexit könnte es auch auf den Edelmetall-Märkten zu historischen Veränderungen kommen…

Der 29. März galt bislang als die Brexit-Deadline schlechthin. An diesem Tag sollte sich eigentlich entscheiden, ob Großbritannien in der Europäischen Union bleibt, oder ob es die EU unter mehr oder weniger großen Turbulenzen verlässt. Das Datum ist inzwischen wieder fraglich, die beteiligten Akteure ringen bekanntlich um eine Verlängerung.

Bei all dem medialen Brexit-Getöse ist eine andere Nachricht zumindest im deutschsprachigen Raum nahezu vollständig untergegangen. Ob Zufall oder nicht, jedenfalls könnte es ausgerechnet am 29. März auch auf dem Goldmarkt zu einem historischen Ereignis kommen:

Wie die renommierte italienische Finanzzeitung „Il Sole 24 Ore“ berichtet, haben die internationalen Zentralbanken in den vergangenen Jahren nicht ohne Grund so viel Gold gekauft wie noch nie seit dem Jahr 1971:

Nach Aussage der Zeitung werden die Zentralbanken Ende März 2019 eine Art Goldstandard einführen.

Wie Il Sole 24 Ore berichtet, soll neben den bereits bekannten Bestimmungen nach „Basel 3“ eine buchhalterische Regelung existieren, die Gold in den Bilanzen großer Bankengruppen in Geld „verwandelt“. Demnach wird das Gold in den Portfolios von Zentral- und Geschäftsbanken durch einen Beschluss der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) künftig zu einem „Cash-Äquivalent“, das heißt, zu einem liquiditätsäquivalenten Vermögenswert und somit „risikofrei“.

Die von Il Sole24Ore rekonstruierte BIZ-Operation soll von der US-Notenbank, der Europäischen Zentralbank, der Deutschen Bundesbank, der Bank of England sowie der Bank of France unterstützt werden. Demnach sind die großen globalen Währungsmächte darin übereingekommen, dem Gold in den Bankbilanzen künftig den gleichen Status wie Staatsanleihen zuzuweisen.

In der Praxis wird Gold in physischer Form künftig in Bezug auf die Sicherheit von Vermögenswerten als Äquivalent von US-Dollar oder Euro betrachtet. Die Regelung gilt jedoch ausdrücklich nicht für Gold-ETFs oder Derivate.

Die Norm ist fraglos von historischer Bedeutung, wurde in der Öffentlichkeit bislang aber kaum kommuniziert. Warum? Weil solche Dinge seit jeher bevorzugt im Verborgenen stattfinden...

Tatsächlich deutet sich hier die erste „Remonetisierung“ des Goldes seit den Tagen von Bretton Woods an. Das heißt, das Gold könnte im Währungssystem künftig wieder seine seit Jahrtausenden angestammte Rolle einnehmen. Oder um es mit JP Morgan zu sagen:

„Gold ist Geld – alles andere ist Kredit“

Bemerkenswert ist auch der folgende Aspekt: Sollte der Goldpreis im Zuge einer neuerlichen Finanzkrise stark ansteigen, etwa auf 5.000 oder gar auf 20.000 US-Dollar je Feinunze oder noch höher, dann würden jene Banken, die umfangreiche Goldreserven besitzen, ohne eigenes Zutun plötzlich sehr viel besser dastehen, als vor der Krise. Sie wären womöglich saniert, einfach nur, weil sie genügend Gold in der Bilanz ausweisen. Und plötzlich könnten die Finanzhäuser genau aus diesem Grund sogar an einem stark steigenden Goldpreis interessiert sein.

Ein Schelm, wer an solche Zufälle glaubt.

Der Brexit, so er denn tatsächlich kommt, könnte da unversehens zu einer Nebensächlichkeit verkommen.

Es ist also wie so oft im Leben. Dort, wo sich die Masse drängelt, sind die uninteressanten Themen zu finden. Denken Sie beispielweise an das mediale Getöse um den Klimawandel oder an den bösen, bösen Diesel.

Die wirklich bedeutenden Entwicklungen finden dagegen dort statt, wo kaum jemand hinsieht…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

179 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Querdenker und Bestseller-Autor Marc Friedrich ("Der Crash ist die Lösung") hat sich die Sachen ebenfalls angesehen. Titel des Videos: Kommt der Goldstandard am 29. März?

    00:44 Uhr, 28.03. 2019
  • wolp
    wolp

    Zusammenfassend kann man sagen, dass es hier eine Übereinstimmung dahingehend gibt, dass wir erstens vom Klimawandel bedroht sind und mit den Protesten der jungen Leute einverstanden sind. Dann zum zweiten, dass wir froh sein können in einem liberalen Land zu leben und dem aufkeimenden Nationalismus klar entgegen treten. Es lebe die Solidarität. Danke an Sie alle für die Beiträge...

    22:28 Uhr, 25.03. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • franca
    franca

    Menschengemachter Klimawandel:

    Ganz ohne Zweifel, versündigen wir Menschen uns tagtäglich an der Umwelt. Aber zu behaupten, der KLIMAWANDEL werde nur durch Menschen verursacht, bedeutet, die Wissenschaft der Neuzeit komplett zu negieren. Es kommt mir genauso vor, als wenn man heute behauptet, die Erde sei eine Scheibe und die Sonne kreist um sie! Wie will man solche Menschen überzeugen und muss man auf das Niveau vor 400 Jahren fallen (Galileo Galilei), um mit diesen Menschen zu diskutieren?

    Ein sonntäglicher Besuch des nächstgelegenen Naturkundemuseums könnte auch schon helfen.

    Dass jedoch unsere Bundeskanzlerin (Physikerin) diesen Blödsinn unterstützt und sogar Schulkinder zum Schule schwänzen ermutigt, zeigt mir, dass es hier nicht um Wissenschaft oder Wahrheit geht, als vielmehr um die Durchsetzung einer bestimmten Ideologie.

    17:57 Uhr, 25.03. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • Pawlikbua
    Pawlikbua

    Ich kann ein sehr gutes Buch empfehlen. Dies hat den Titel „Fassadendemokratie und tiefer Staat“ von Ulrich Mies!

    Zu Greta Thunberg folgende Infos:

    Ist doch glatt Interessant, wer diese Greta Thunberg finanziert:
    https://kkgespresso.wordpress.com/2019/02/26/greta-thunberg-die-perfideste-pr-kampagne-des-jahres/?fbclid=IwAR3NLxHZGaxwOmfEwkWC-C6ZXLarDwTsGQAu4uo6I5edGdwvyN9f6DfPFu8

    15:56 Uhr, 25.03. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • Chamäleon
    Chamäleon

    übrigens, am WE gab`s ne Doku über Kelten, also eine Bevölkerungsgruppe lange vor der aktuellen Zeitrechnung......da wurde doch glatt behauptet und auch noch wissenschaftlich nachgewiesen, dass die armen Leute gleich mehrmals durch Klimawandel dezimiert wurden....sowas ? ts ts.....soviel zu Thema Klimawandel....😀

    08:33 Uhr, 25.03. 2019
  • shark
    shark

    Vielen Dank für den Hinweis zu Arnulf Baring,der kürzlich erst verstorben ist

    Er birngt es auf den Punkt und beklagt "Feigheit und mangelnde Courage!

    Der kürzlich verstorbene hochangesehene Historiker Arnulf Baring dazu in der Münchner Runde des BR - man beachte auch die Reaktion der Moderatorin Ursula Heller:

    08:30 Uhr, 25.03. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • TomS01
    TomS01

    Am 12.2.19 berichtete der "Gold-Reporter", dass die kanadische Zentralbank ihr letztes Gold verkauft hat und nur noch im Kilogramm-Bereich Gold besitzt:

    http://www.gold-reporter.com/k...

    Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass die BIZ einen Beschluss fasst, von dem die Kanadier überrascht werden. Ausserdem ist der Goldstandard eine Idee, die am ehesten von Russland und China befördert wird und auch hier kann ich mir schlecht vorstellen, dass westlich dominierte Institutionen diesen Plänen in die Karten spielen wollen.

    Ist "Il Sole 24 Oro" eine seriöse Quelle oder sammeln sich hier Meinungsmacher, die den Goldstandard befördern wollen? Gibt es andere Quellen? Was verlautet aus dem Bankenumfeld und der BIZ? Wie ist die offizielle Stellungnahme der BIZ dazu? Berechenbarkeit und Vertrauen ist eine wichtige Stellgröße für solche Institutionen. Da kann man schlecht über Nacht seine Ausrichtung ändern.

    Wie ich der Artikelunterschrift entnehmen kann vertritt H. Hoose hier seine "Meinung". Dann ist das dann auch ein Meinungsbild / weiterleiten von "Gerüchten" und kein recherchierter Artikel?

    07:37 Uhr, 25.03. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Ahasus
    Ahasus

    Hat man seit 2008 gelegentlich Gold zugekauft, ergibt sich zum heutigen Zeitpunkt eine jährliche Wertsteigerung von ca. 3,1 %. Aus dieser, zugegebenermaßen relativ kurzfristigen Perspektive heraus sichert Gold den Werterhalt des Vermögens. Es ist somit jedem Sparbuch deutlich überlegen, nicht zuletzt, weil man dafür keine KESt abführen muss. Darüber hinaus ist Gold eine Versicherung gegen Systemausfälle ...

    Das "Problem" bei Gold ist die große "politische" Relevanz. Es ist ein klassischer Krisenindikator und kann Umbrüche umso mehr beschleunigen. Deswegen müssen die Zentralbanken (und ihre Helfersbanken) ein hohes Interesse daran haben, Gold kontrollieren zu können. Und das wird meines Erachtens mittels Papiergold erreicht. Insofern hat man hier alles andere als eine freie Preisbildung am Markt. Das ist das Problem ... aber auf der anderen Seite können wir darüber auch froh sein, wenn es zu keinen gravierenden Umwälzungen kommt und das System zusammen gehalten wird, weil gravierende Umwälzungen eine sehr harte Zeit für die Bevölkerung bedeuten kann ... mit Bürgerkriegen und dergleichen. Im Chaos und Hunger kann der Mensch schlimmer als ein Tier sein.

    15:40 Uhr, 24.03. 2019
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Markus Blaschzok schreibt zum Thema Gold und Geld für die Metallwoche von n-tv Reporter Frank Meyer:

    "Dass Gold Geld ist, konstatieren nach einem 50-jährigen Krieg gegen das vermeintlich barbarische Relikt nun erstmals auch wieder die Notenbanken. Im Zuge der Basel-III Reformen zur Stabilisierung der Banken im Kreditgeldsystem, will man nach Aussagen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Gold nun offiziell wieder wie Bargeld in den Bilanzen führen.

    Da es somit risikolos ist, müssen Banken auch keine Sicherheiten vorhalten. Ungewollt gesteht man dem Gold damit das zu, was man ihm seit der Auflösung von Bretton-Woods 1971 unter keinen Umständen mehr zugestehen wollte. Gold ist Geld, alles andere ist Kredit, wie JP Morgan einst klar äußerte. Die Goldkäufe östlicher Notenbanken sowie vorausschauender Investoren in den letzten zwanzig Jahren, die sich gegen eine Abwertung der staatlichen Fiat-Währungen mit dem Kauf von Edelmetallen schützen wollen, belegen eine seit geraumer Zeit stattfindende internationale Remonetarisierung des Goldes".

    https://www.metallwoche.de/mar...

    15:28 Uhr, 24.03. 2019
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