Kein Ende der fallenden Rohstoffpreise in Sicht?
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- KupferKursstand: 5.207,00 $/Tonne (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- EisenerzAktueller Kursstand:
Kopenhagen/Lyngby (GodmodeTrader.de) – Die Rohstoffpreise sind in den Fokus der Investoren gerückt. Teils, weil es am Markt erhebliche Bewegung gibt und teils, weil die Preise in letzter Zeit eine auffällig fallende Tendenz zeigten. Insbesondere drei wichtige Faktoren haben im Moment Einfluss auf die Rohstoffmärkte, wie Bo Bejstrup Christensen, Chefanalytiker von Danske Invest, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Während der letzten fünfzehn Jahre sei Chinas Nachfrage nach einer ganzen Reihe von Rohstoffen schier unersättlich erschienen. Die Nachfrage sei dramatisch gestiegen und China sei bei bestimmten Rohstoffen, wie Kupfer oder Eisenerz, die wesentliche Triebkraft einer insgesamt gestiegenen Nachfrage gewesen. Hintergrund dafür sei vor allem der massive Bauboom gewesen, den China in den letzten fünfzehn Jahren erlebt habe. Seit 2010/11 habe sich das chinesische Wirtschaftswachstum jedoch zu verlangsamen begonnen. In den letzten beiden Jahren habe es bei der Bautätigkeit praktisch keinen Zuwachs mehr gegeben und in den vergangenen sechs bis zwölf Monaten sei die Tätigkeit sogar deutlich zurückgegangen. Für einen Markt, der größtenteils eine ewig steigende Nachfrage von China erwartet habe, sei das eine große Überraschung gewesen. Dies sei einer der Gründe dafür gewesen, dass die Rohstoffpreise so deutlich nachgegeben hätten. Beispielsweise sei der Kupferpreis seit 2011 um 40 Prozent gefallen. Im gleichen Zeitraum sei der Preis für Eisenerz sogar um 60 Prozent zurückgegangen, heißt es weiter.
Der zweite wichtige Faktor, der für anhaltend niedrige Rohstoffpreise sorge, sei das globale Wachstum. Dann natürlich spiele nicht nur China bei den Rohstoffen eine Rolle. Obgleich sowohl die USA als auch die Eurozone wieder Zuwächse verzeichnen könnten, handle es sich um ein historisch gesehen relativ schwaches Wachstum, so Christensen.
Der dritte Einflussfaktor seien die Finanzmärkte. Seien Rohstoffe früher etwas gewesen, das vor allem für die Industrie- und Lebensmittelproduktion verwendet worden sei, hätten sie sich heute auch zu einer bedeutenden Anlageklasse etabliert. Rohstoffpreise würden - anders als noch vor 20 Jahren - in weit höherem Maße von Faktoren beeinflusst, die auch für die Entwicklung der Finanzmärkte maßgeblich seien. Bedeutende Einflussfaktoren seien beispielsweise die Risikoaversion der Investoren sowie die weltweite Zinsentwicklung - ins Gewicht falle dabei insbesondere die künftige amerikanische Geldpolitik, heißt es weiter.
Die Aussichten seien weiterhin pessimistisch, soweit es China betreffe. Bestenfalls werde die Bautätigkeit auf dem jetzigen Niveau verharren. „In drei bis fünf Jahren rechnen wir damit, dass sie sogar abnimmt. Die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen bleibt dementsprechend zunächst höchstens einigermaßen stabil. Im Horizont von drei bis fünf Jahren kann sie vielleicht sogar rückläufig sein. Wir rechnen damit, dass China für den Rest dieses Jahrzehnts weiterhin mit einem durchschnittlichen BIP-Wachstum von etwa fünf Prozent aufwarten kann. Doch dieses Wachstum wird weitaus weniger rohstoffintensiv als früher sein. Dies ist eine schlechte Nachricht für die Rohstoffförderer/ -produzenten, die über einen längeren Zeitraum enorme Summen investiert haben, um das Angebot zu erhöhen und der - wie man glaubte - ewig steigenden Nachfrage Chinas gerecht zu werden“, so Christensen.
Für das globale Wachstum sei man jedoch etwas optimistischer. „Wir erwarten, dass die Wirtschaft der USA in den nächsten Jahren um etwa zwei bis drei Prozent wachsen wird, während das Wachstum in Europa noch einige Zeit lang bei zwei Prozent liegen wird. Dies stützt zwar das globale Wachstum, kann aber unserer Ansicht nach nicht ganz die Abschwächung in China auffangen. Schließlich rechnen wir damit, dass die US-Zentralbank im Herbst damit beginnt, die Zinssätze zu erhöhen. Dies wird nicht nur eine einmalige Aktion sein, sondern der Beginn eines längeren Zinszyklus. Wir erwarten, dass die kurzfristigen Zinsen in den USA bis 2018 um mindestens vier Prozent steigen werden. Höhere Zinsen bedeuten höhere Opportunitätskosten bei Investitionen in Rohstoffe, was auf die Rohstoffpreise drückt“, so der Chefanalytiker von Danske Invest.
Für langfristige Investoren sehe man daher das Renditepotenzial von Rohstoffen eher skeptisch. „Wir halten das Risiko von Investitionen in Rohstoffe für überdurchschnittlich hoch. In den nächsten sechs bis zwölf Monaten richtet sich unser Fokus auf die beiden negativen Einflüsse, nämlich China und die Geldpolitik. Das Risiko von Verlusten bei Rohstoffen ist unserer Meinung nach für den kurzfristigen Investor besonders hoch“, so Christensen.
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