El Niño könnte auch die Märkte durcheinander wirbeln
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Die Weltwetterorganisation (WMO) sieht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit von 90 %, dass der Zeitraum Juli bis September vom Wetterphänomen El Niño dominiert wird, das bis Jahresende anhalten dürfte, wie die WMO am Dienstag mitteilte.
In einem Jahr mit El Niño (spanisch: Das Kind oder das Christkind) werden wegen einer ungewöhnlich warmen Wassertemperatur im Pazifik die normalen Wind- und Wasserströmungen durcheinandergebracht. Der Humboldtstrom, der normalerweise an der Westküste Südamerikas zu einem Aufstieg von kaltem und nährstoffreichem Tiefenwasser führt, kommt zum Erliegen, wodurch das Meeresplankton abstirbt und es in der Folge zu einem Massensterben von Fischen, Seevögeln und Korallen kommt. Entsprechend haben auch die südamerikanischen Fischer erhebliche Einbußen zu verzeichnen. Das Phänomen trägt den Namen der spanischen Bezeichnung für das "Christkind", weil das Phänomen oft um die Weihnachtszeit auftritt bzw. hier zu besonders starken Folgen führt. Das Phänomen kann aber auch zu anderen Jahreszeiten das Wetter stark beeinflussen.
El Niño bringt Wetter und Ozeane gehörig durcheinander und sorgt für extreme Wetterereignisse, Ernteausfälle und wirtschaftliche Einbußen vor allem in der Landwirtschaft sowie bei der Rohstoffförderung. Auf der Südhalbkugel sind die Folgen am stärksten, allerdings sind starke Wetterveränderungen auch auf der Nordhalbkugel möglich.
El Niño hat Folgen für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte
El Niño hat auch große Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Es kommt bei vielen Agrarrohstoffen zu Missernten, so leidet etwa der Getreideanbau in Australien und die Kakaoernte in Indonesien. Außerdem wird im Pazifik (insbesondere an der Westküste Südamerikas) weniger Fisch gefangen als normalerweise. Bei Rohstoffen wie Fisch, Kakao, Kaffee, Getreide, Sojabohnen kommt es in der Folge zu steigenden Preisen. Länder, die auf den Export dieser Produkte angewiesen sind, erleiden empfindliche Einbußen.
Typische Auswirkungen von El Niño auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte können sein:
- Die Volatilität an den Aktienmärkten nimmt üblicherweise zu, wobei die Sektoren Landwirtschaft und Energie wegen der Abhängigkeit von den Wetterbedingungen besonders betroffen sind. Von Ende 2015 bis Anfang 2016 kam es zu einem deutlichen Kursrückgang an den Aktienmärkten, der teilweise auch auf El Niño zurückgeführt wurde.
- Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und hohe Hitze nehmen zu und führen zu Ernteausfällen und Katastrophenschäden, was wegen höherer Schadensforderungen wiederum Versicherer und Rückversicherer belasten kann.
- Ernteausfälle wegen El Niño führen in der Regel zu steigenden Rohstoffpreisen, insbesondere bei Agrarrohstoffen. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: So fällt etwa im Süden Brasiliens oft mehr Regen, wodurch dort die Kaffeeproduktion auch steigen kann, was dann die Preise drückt. Die Regel sind aber steigende Weltmarktpreise für so gut wie alle Agrarrohstoffe.
- Metallpreise können unter anderem durch die Unterbrechung von Lieferketten steigen. Dies gilt insbesondere für Nickel und Kupfer. In Indonesien, dem größten Nickel-Exporteur, kann die Produktion deutlich sinken, da wegen geringerer Niederschläge weniger Energie aus Wasserkraft erzeugt werden kann. Weltweit können die Energiepreise zurückgehen, wenn El Niño im Winter auftritt, da dann weniger geheizt werden muss.
- El Niño ist in der Regel schlecht für den US-Dollar gegenüber anderen Währungen von Industrieländern.
El Niño beeinflusst auch Wirtschaftswachstum und Verbraucherpreise
El Niño kann außerdem die Inflation ankurbeln und das Wirtschaftswachstum regional sowohl ankurbeln als auch bremsen. Eine Studie unter dem Titel "El Nino and World Primary Commodity Prices : Warm Water or Hot Air? aus dem Jahr 2000 etwa ergab, dass das Wetterphänomen pro Standardabweichung in der Stärke nicht nur zu einem Preisanstieg bei Rohstoffpreisen in der Größenordnung von 3,5 % bis 4 % führt, sondern durch die steigenden Rohstoffpreise auch die Inflation insgesamt angekurbelt wird. So legt die Studie nahe, dass rund 20 % der Bewegungen in der Inflationsrate insgesamt durch El Niño verursacht werden. Zudem könne "El Niño" auch die Weltwirtschaft ankurbeln. So steige die Wirtschaftsleistung in den G7-Ländern. Dies könnte daran liegen, dass katastrophenbedingte Schäden in den von "El Niño" stark betroffenen Schwellenländern beseitigt werden, mutmaßen die Forscher.
Positive und negative Auswirkungen durch El Niño sind aber ungleich verteilt. So zeigt eine weitere IWF-Untersuchung unter dem Titel "Fair Weather or Foul? The Macroeconomic Effects of El Niño", dass Australien, Chile, Indonesien, Indien, Japan, Neuseeland und Südafrika häufig einen kurzfristigen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität durch El Niño zu verbuchen haben. In anderen Ländern, darunter die EU-Staaten und die USA, führt El Niño hingegen oft zu einer Ankurbelung des Wachstums. Dies dürfte durch eine steigende Nachfrage aus den hauptsächlich durch El Niño betroffenen Ländern verursacht werden.
Zusammengefasst kann El Niño durch höherer Rohstoffpreise die Inflation ankurbeln und gleichzeitig die Wirtschaft in den betroffenen Ländern schwächen, während die Wirtschaftsleistung in Industrieländern eher angekurbelt wird.
Fazit
Die genauen Folgen von El Niño sind schwer vorherzusagen und können stark variieren. Trader und Anleger dürften aber gut beraten sein, sich auf eine erhöhte Volatilität vorzubereiten. Dies gilt ganz besonders für Aktien von Unternehmen aus den Branchen Landwirtschaft, Energie und (Rück-)Versicherer. Rohstoffpreise besonders von Agrarrohstoffen und Metallen steigen in der Regel, was auch zu einer erhöhten Inflation führen kann.
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