Fundamentale Nachricht
17:47 Uhr, 16.10.2019

Kann Trump der türkischen Wirtschaft wirklich schaden?

Trump hat damit gedroht, die türkische Wirtschaft zu zerstören. Doch wie? Die angekündigten Sanktionen dürften kaum ausreichen, um diese Drohung wahrzumachen. Doch Trump stehen andere Wege offen, um im Ernstfall seinen Worten Taten folgen zu lassen.

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Washington (Godmode-Trader.de) - US-Präsident Donald Trump hat in seinem Furor, aber vielleicht auch, weil er unter Druck aus den eigene Reihen seiner republikanischen Partei steht, damit gedroht, die türkische Wirtschaft zu zerstören, sollte Ankara sich im Konflikt mit den Kurden "inhuman" zeigen. Er sei bereit, „die Wirtschaft der Türkei umgehend zu zerstören, wenn die Führung ihren gefährlichen und zerstörerischen Weg fortsetzt“, so Trump wörtlich. Er sagte am Dienstag in Washington, die US-Regierung habe bereits "starke" Strafmaßnahmen gegen die Türkei verhängt. Er betonte aber, die Sanktionen könnten ausgeweitet werden, wenn die bisherigen Schritte keine Wirkung zeigten.

So will Trump die Zölle auf Stahl von 25 auf 50 Prozent anheben. Zudem will er die Verhandlungen zu einem Handelsabkommen über 100 Milliarden Dollar abbrechen. Die türkischen Minister für Verteidigung, für Inneres und für Energie wurden auf eine Sanktionsliste gesetzt. Damit können ihre Vermögen eingefroren werden, und Finanztransaktionen mit ihnen sind untersagt.

Doch reicht das, um die Wirtschaft des Landes ins Wanken zu bringen? Trump hat im vergangenen Jahr mit seiner Türkei-Politik schon einmal zu einer Wirtschafts- und Finanzkrise beigetragen. Will er dies nun wiederholen?

Die nackten Daten sprechen nicht unbedingt dafür, dass Trump seine Drohung wahrmachen könnte. Der Anteil der Direktinvestitionen der USA an sämtlichen ausländischen ist in den vergangenen 20 Jahren von 11,4 auf 3,3 Prozent gesunken. Der größte Teil kommt mit rund 60 Prozent aus der Europäischen Union. Auch der Handel ist überschaubar. Der Export in die USA macht nur ein Prozent der türkischen Wirtschaftsleistung aus. Erschwerend kommt hinzu, dass die Türkei nicht mehr so anfällig ist, wie noch vor einem Jahr. Das Leistungsbilanzdefizit ist geringer und die Realzinsen sind nicht mehr negativ.

Sollten die USA aber den türkischen Banken den Hahn abdrehen, könnte es für Ankara schlimm werden. Das Land ist von Devisenzuflüssen abhängig. Im kommenden Jahr müssen Banken und Unternehmen Kredite von 180 Mrd. Dollar neu finanzieren. Einen Vorgeschmack lieferte bereits die US-Justiz, wenngleich aus einem anderen Grund. Sie klagte das Kreditinstitut wegen Betrugs, Geldwäsche und der Umgehung von Iran-Sanktionen an. Das Vorgehen der Bank sei von ranghohen türkischen Regierungsvertretern unterstützt worden, von denen einige Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern kassiert hätten, erklärte der New Yorker Staatsanwalt Geoffrey Berman.

Trump könnte sich auch verhalten wie gegenüber Iran und Sanktionen gegen nichtamerikanische Unternehmen verhängen, die mit der Türkei Geschäfte machen. Das würde Ankara in der Tat genauso wenig wie schon Teheran verschmerzen können.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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