Kommentar
15:20 Uhr, 24.10.2017

Japan nach der Wahl: Nächster Nikkei-Turbo?

Japan hat gewählt und zwar wie erwartet. Der alte Premier ist auch der neue. Abe kann weiter regieren und seine Politik umsetzen. Dabei handelt es sich aber um eine ganz andere als viele denken.

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Abe ist weltweit durch die Abenomics bekannt. Abenomics steht für die sogenannte Politik der drei Pfeile (geldpolitische Lockerung, Wirtschaftsreformen, Konjunkturprogramme). Es mangelt zwar an zwei von den drei Pfeilen und insbesondere an Reformen, doch das tut deren Erfolg keinen Abbruch. Es hat fast fünf Jahre gedauert, doch so ganz langsam erwacht Japan aus der ewigen Deflation und kehr zu soliderem Wachstum zurück.

Abes Politik ist nicht unumstritten. Vor drei Jahren wurden daher schon einmal Neuwahlen ausgerufen, die Abe ebenfalls gewann. So wurde sein Mandat für seine Politik erneuert und gestärkt. Dieses Mal geht es jedoch nicht um die Wirtschaft, sondern um andere Dinge.

Die regierende Partei musste mehrere politische Skandale verkraften. Auch Abe selbst stand wegen Nepotismus in der Kritik. Die Zustimmungswerte fielen im Sommer in den Keller. Nun hat er die Wahl wieder gewonnen – zum vierten Mal. Er war bereits 2006/07 Premierminister und dann wieder ab 2012. 2014 und 2017 fanden Neuwahlen statt.

Mit der gewonnenen Wahl kann Abe nun ein ganz anderes Projekt angehen. Es geht um eine Verfassungsreform. Artikel 9 der Verfassung verbietet Krieg als Mittel, um Konflikte zu lösen. Den Artikel gibt es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Änderung des Artikels, gerade angesichts der japanischen Geschichte, wird von der Opposition stark kritisiert.

Indirekt verhindert dieser Artikel, dass sich Japan einem Militärbündnis anschließen kann. Die NATO etwa verlangt, dass sich Mitglieder beistehen. Das steht im Widerspruch zu Artikel 9. Nicht zuletzt deswegen und der Bedrohung durch Nordkorea wünscht sich die Regierung eine Änderung der Verfassung. Es dürfte vor allem deswegen Neuwahlen gegeben haben.

Abe hat die Wahlen gewonnen. Wieso in so manchen Medien von einem Erdrutschsieg gesprochen wird, erschließt sich mir nicht. Gegenüber 2014 hat Abe verloren. Die 60 % Stimmanteil sind nicht ungewöhnlich. Man kann schon fast von Tradition sprechen, dass die größte Partei mehr als 50 % erhält.

Wie dem auch sei, Abes Sieg bedeutet eigentlich recht wenig für die Wirtschaft und Börse. Es geht weiter wie bisher. Das wird durch einen rasant steigenden Nikkei Index gefeiert. Einige vermuten sogar das ganz große Erwachen der japanischen Wirtschaft. Es werden Parallelen zu der Zeit von 1914 bis 1945 gezogen. Der Aktienmarkt kam nicht vom Fleck. Danach gab es einen sehr langen Bullenmarkt.

Dem Bullenmarkt folgten über 20 Jahre Bärenmarkt. Wird dieser nun beendet, so könnte sich die Geschichte vielleicht wiederholen. Persönlich halte ich das für unsinnig. Zwischen 1946 und den frühen 50er Jahren gewann der Markt vor allem, weil die Inflation zeitweise mehr als 500 % erreichte. Einen Großteil des Bullenmarktes kann man inflationsadjustiert einfach streichen. Dennoch ist die historische Perspektive im Big Picture schon recht interessant. Abes Wahlsieg führt jedenfalls nicht dazu, dass die Sonne in Japan zukünftig noch schneller aufgeht und sich der Bullenmarkt bis 1989 gleich wiederholt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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