Fundamentale Nachricht
12:47 Uhr, 30.06.2022

Ist die Preisdeckel-Idee für russisches Öl realistisch?

Kanzler Olaf Scholz gestand in Elmau auf dem G7-Treffen ein, die Pläne für eine Preisobergrenze für russisches Öl erfordern noch „viel Arbeit". Es handle sich um „ein sehr ambitioniertes und sehr voraussetzungsvolles Vorhaben“. Doch welche Herausforderungen sind mit einer Preisobergrenze konkret verbunden?

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Die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten hatten sich diese Woche darauf geeinigt, mögliche Preisobergrenzen für russisches Öl und Gas zu prüfen. Damit sollten die Möglichkeiten der russischen Regierung zu Finanzierung ihrer Invasion in der Ukraine eingeschränkt werden. Zudem wollen die G7 auch die Transportmöglichkeiten für russisches Öl begrenzen, indem den Tankern Sicherheitszertifikate und Versicherungen vorenthalten werden.

US-Finanzministerin Janet Yellen sagte, ein Deckel würde den Preis, den Russland für Energie erhält, begrenzen und gleichzeitig den westlichen Verbrauchern die weitere Versorgung ermöglichen. Doch ob die G7 mit ihren Zielen und Vorstellungen durchdringen, darf bezweifelt werden, Indien hat ebenso wie China seine russischen Ölimporte seit Beginn des Ukraine-Krieges enorm erhöht. Bei Referenzpreisen von 110 bis 120 Dollar je Barrel für die Sorte Brent wird russisches Öl mit starken Preisnachlässen von 30 bis 40 Dollar/ Barrel verkauft, chinesische und indische Käufer greifen da gerne und beherzt zu.

Russland verdient angesichts explodierender Energiepreise mehr als vor der Invasion in der Ukraine. Tamas Varga vom Ölmakler PVM sagte, die Idee der Preisobergrenze sei ein Beweis dafür, dass das Importverbot von russischem Öl kontraproduktiv gewesen sei, da die russischen Einnahmen gestiegen seien.

Kanzler Olaf Scholz gestand in Elmau auf dem G7-Treffen ein, die Pläne für eine Preisobergrenze für russisches Öl erfordern noch „viel Arbeit". Es handle sich um „ein sehr ambitioniertes und sehr voraussetzungsvolles Vorhaben“.

Doch welche Herausforderungen sind mit einer Preisobergrenze konkret verbunden? Die ersten Planungen sehen vor, Russland dazu zu zwingen, Öl künftig für einen nochmals niedrigeren Preis an große Abnehmer zu verkaufen. Die Auferlegung einer Preisobergrenze für russische Ölverkäufe könnte über eine Transportversicherung erfolgen. Die Versicherungen für Öltransporte könnten an die Einhaltung des Preisdeckels geknüpft werden. Die International Group of Protection & Indemnity Clubs in London deckt rund 95 Prozent der weltweiten Öltransportflotte ab.

Doch welche Obergrenze könnte Russland in die Knie zwingen? Die russischen Produktionskosten liegen laut Marktbeobachter nur bei 3 bis 4 Dollar pro Barrel, und russische Unternehmen würden auch bei einem Ölpreis von 25 bis 30 Dollar je Barrel wohl noch gute Gewinne erzielen.

Die große Unbekannte in diesen Szenarien bleibt ohnehin die Reaktion von Wladimir Putin. Russland ist möglicherweise nicht bereit, zu solchen Preisen zu verkaufen, insbesondere wenn die Obergrenze sehr niedrig ist und nahe an den Produktionskosten liegt. Wenn der russische Präsident dann beschließt, die Öl- oder Gasexporte zu reduzieren, könnte der Plan nach hinten losgehen und zu einem erneuten Anstieg der Ölpreise führen. Putin hat bereits seine Bereitschaft gezeigt, Erdgaslieferungen an EU-Länder zurückzuhalten, die sich weigerten, den Zahlungsforderungen nachzukommen“.

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