Kommentar
10:20 Uhr, 27.08.2012

Ist der Goldausbruch nachhaltig?

Die Sentiment-Analyse mahnt kurzfristig zur Vorsicht

Die Edelmetalle und insbesondere das von mir favorisierte Gold haben nun die Richtung eingeschlagen, die ich für das zweite Halbjahr voraus gesehen habe. Was mich allerdings skeptisch macht, ist der starke Anstieg des Optimismus. Beginnen wir in den USA. Die Werte des täglich ermittelten Hulbert Gold Newsletter Sentiment Index (HGNSI), der goldfokussierte Börsenbriefe mit kurzfristigerer Marktsicht beobachtet, sind auf 16,5 Prozent angestiegen, nach langer Zeit mit Minuswerten. Das ist historisch betrachtet zwar noch völlig unbedenklich – im August vergangenen Jahres waren es vor dem Absturz der Feinunze 67 Prozent Optimisten – es zeigt jedoch eine Richtung an, die in allen anderen Indikatoren und Kommentaren so gleichlautend zum selben Zeitpunkt ihren Niederschlag findet, wie ich es selten gesehen haben. Bei den US-Anlageberatern nach Lesart von Consensus kam es zu einem Anstieg von 54 auf 58 Prozent Optimisten. Auch diese Zahlen sind absolut betrachtet völlig unbedenklich, da sie vor dem charttechnischen Ausbruch und dem Überwinden der 200-Tage-Linie erhoben wurden, ist hier in dieser Woche aber mit einem weiteren Anstieg des Bullenanteils zu rechnen. Bei einer Umfrage von Bloomberg ergibt sich bereits absolut betrachtet ein sehr optimistisches Bild. 29 von 35 befragten Analysten rechnen mit steigenden Goldpreisen. Weiter nach Europa. Hier waren die Anleger schon die gesamten vergangenen Wochen recht optimistisch für das Edelmetall, wie an den von Sentix ermittelten Werten abzulesen war. Ein erneuter Schub und zwar bei der kurzfristigen wie langfristigen Marktsicht hat nun auf Werte geführt, die eigentlich als Verkaufssignale zu betrachten sind. Hinzukommen starke Zuflüsse in die Gold-ETFs im Wert von 2,77 Milliarden US-Dollar sowie ein Anstieg der spekulativen Long-Positionen in Futures und Optionen an den US-Terminbörsen, der erste seit Wochen. Hier liegt auch der Lichtblick. Noch sind die Positionierungen hier keineswegs sehr aggressiv bullish.

Was nun tun? Die Saisonalität spricht durchaus fürs Gold und fundamental spricht die weiter zu erwartende Vermehrung des Papiergeldes ohnehin für Sachwerte und dabei allen voran für das gelbe Edelmetall. Kurzfristig könnte es aber auch nochmals einen Rutsch nach unten geben, um die Charttechniker wieder aus dem Markt zu schmeißen, oder es läuft zunächst seitwärts. Ein schneller weiterer Anstieg ist eher unwahrscheinlich. Es ist daher zu überlegen, Positionen mit kurzfristigen Verkaufs-Optionen abzusichern.

Mehr von und über Stefan Riße erfahren Sie unter www.rissesblog.de

Stefan Riße, ist Fondsmanager des Investmentfonds „Riße Inflation Opportunities UI“ bei der HPM Hanseatischen Portfoliomanagement in Hamburg. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, belegte 2010 erste und zweite Plätze auf den bekannten Wirtschaftsbuch-Bestsellerlisten.

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