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19:56 Uhr, 07.08.2019

Ist China wirklich ein Währungsmanipulator?

An diesem Montag bezeichnete das US-Finanzministerium China als Währungsmanipulator. Doch obwohl China seit einiger Zeit neben mehreren anderen Ländern auf der Beobachtungsliste des Finanzministeriums steht, sprach der jüngste, im Mai veröffentlichte Bericht des Finanzministeriums noch nicht von Manipulation.

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London (Godmode-Trader.de) - An diesem Montag bezeichnete das US-Finanzministerium China als Währungsmanipulator – wie schon einige Male in der Vergangenheit, zuletzt 1994. Doch obwohl China seit einiger Zeit neben mehreren anderen Ländern auf der Beobachtungsliste des Finanzministeriums steht, sprach der jüngste, im Mai veröffentlichte Bericht des Finanzministeriums noch nicht von Manipulation.

M&G Investments-Fondsmanagerin Claudia Calich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, was sich in den letzten drei Monaten geändert hat: „Die Kriterien, die das US-Finanzministerium zur Bewertung der beobachteten Staaten heranzieht, konzentrieren sich auf die nominal betrachtet größten bilateralen Handelsdefizite“. Beispielsweise liege die Schwelle des Handelsüberschusses im Warenverkehr mit den USA bei 20 Milliarden US-Dollar – unabhängig von der Größe des jeweiligen Handelspartners. Das sei ein Problem, betont Carlich. Denn so müssten bilaterale Ungleichgewichte zu Volkswirtschaften, die viel kleiner seien und bei denen der Handelsüberschuss prozentual zum BIP größer, aber eben nominal geringer sein könne, weniger überwacht werden. Ein Beispiel sei Israel, eine kleine Volkswirtschaft, die einen größeren Überschuss in Prozent ihres BIP erzielt als mehrere andere Länder auf der Überwachungsliste. Auch eine kleine offene Volkswirtschaft wie Thailand falle knapp unter die – willkürliche – Schwelle von 20 Milliarden US-Dollar. Indien dagegen, eine größere geschlossene Volkswirtschaft, würde sie gerade so überschreiten.

Nach den jüngsten Schätzungen des US-Finanzministeriums – China veröffentlicht keine Daten – hat China während des letzten Jahres nur selten wesentlich in seine Währung eingegriffen. Im Gegenteil: China verkaufte US-Dollar-Reserven, um 2015/2016 eine schnellere Abwertung zu verhindern, und verschärfte die Kapitalkontrollen weiter. „Auf Basis der Daten der Zentralbank der Volksrepublik China (PBoC) glauben wir nicht, dass sie seitdem wesentlich interveniert hat, um die Währung zu schwächen. Der Renminbi hat jedoch nun die Marke von 7,00 US-Dollar überschritten, die am Währungsmarkt als „rote Linie“ gilt“, so Carlich.

Das US-Finanzministerium ist der Ansicht, dass Chinas Kapitalreserven unangemessen hoch sind. Das mag für ein Land mit Kapitalverkehrskontrollen zutreffen, wie die Fondsmanagerin weiter ausführt. „Aber da China bestrebt ist, seine Kapitalbilanz schrittweise zu öffnen, scheint das Niveau nicht übertrieben zu sein. Die Kapitalreserven sind seit 2017 mit 3,1 Billionen US-Dollar relativ stabil, so dass die Berechnungen des IWF nach wie vor gültig sind“.

Carlich: „Die Kriterien scheinen sich seit Mai nicht geändert zu haben, außer dass sich der Handelskrieg zwischen beiden Ländern verschärft hat. China erzielt seit einiger Zeit große bilaterale Handelsüberschüsse mit den USA, und die Behauptungen der USA in Bezug auf den Protektionismus und staatliche Subventionen sind zwar berechtigt, aber nichts Neues“.

Nach der jüngsten Ankündigung der USA, zehn Prozent Zölle auf zusätzliche 300 Milliarden US-Dollar chinesischer Waren zu erheben, erlaubte die PBoC dem Renminbi, unter die magische Kursschranke von 7 zu fallen. Diese Abwertung entsprach aber in etwa der anderer asiatischer Währungen. Wenn überhaupt, wurde der Renminbi bis vor kurzem sogar weniger abgewertet als die Nachbarwährungen, was die PBoC bei ihrer täglichen Festlegung genau überwacht.

Das Fazit? „ Die Daten allein rechtfertigen nicht, warum China ausgerechnet jetzt als Manipulator bezeichnet wird, im Gegensatz zu Mai oder auch im Oktober, wenn der nächste US-Treasury-Bericht veröffentlicht werden soll. Der Handelskrieg eskaliert weiter, und das Timing hängt viel stärker damit zusammen. Das ist noch nicht vorbei. Bleiben Sie dran.“

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  • muckele1
    muckele1

    alle Zentralbanken manipulieren, ohne Ausnahme.

    21:25 Uhr, 07.08.2019

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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