China bricht sich mit seiner Null-Covid-Strategie das Genick
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Vor dem Hintergrund einer nachlassenden Binnennachfrage infolge der Corona-Beschränkungen hat sich der Preisdruck in China entspannt. Die Verbraucherpreise stiegen im August im Jahresvergleich um 2,5 Prozent, nach plus 2,7 Prozent im Juli, wie das Statistikamt am Freitag berichtete. Auch die Erzeugerpreise legten nur um 2,3 Prozent und damit so langsam wie seit Februar 2021 nicht mehr zu. Noch im Juli hatten die Produzenten ihre Preise um 4,2 Prozent erhöht. Experten hatten jeweils mit einem stärkeren Anstieg gerechnet. „Die Erzeugerpreise werden im weiteren Jahresverlauf dank günstiger gewordener Rohstoffe weiter nachgeben", prognostiziert das Analysehaus Capital Economics. Die Produzentenpreise liefern in der Regel einen ersten Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise.
Die Behörden in China haben zuletzt ihren Kampf gegen lokale Corona-Ausbrüche verschärft. Darunter leidet auch der Außenhandel. Die Ausfuhren legten im August in US-Dollar berechnet um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie der chinesische Zoll am Mittwoch berichtete. Im Juli waren die Exporte noch um 18 Prozent gestiegen. Die Störungen der Produktion in China durch Lockdowns infolge der Null-Covid-Strategie sowie Energieengpässe durch Hitze hätten belastet, hieß es.
Fast drei Jahre nach dem Auftauchen von Covid-19 werden in China immer noch Millionen Menschen wegen des Virus in ihren Betätigungen eingeschränkt. Chengdu, eine Millionenstadt, in der mehr Menschen leben als in New York, verlängerte gerade erst einen Lockdown für die Innenstadtbereiche. Es ist die größte Stadt, die seit der zweimonatigen Massenabriegelung in Shanghai Anfang des Jahres geschlossen wurde. Laut Capital Economics sind derzeit 40 Städte Chinas wieder im Lockdown.
Für Präsident Xi Jinping sind die strengen Maßnahmen gerechtfertigt, weil die Rettung von Menschenleben alles andere übertreffe. Diese Politik mag Menschen vor einem vorzeitigen Tod bewahrt haben, aber sie ist auch der Grund dafür, dass China zunehmend vom Rest der Welt isoliert dasteht und dass Ökonomen keinen Grund sehen, für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in naher Zukunft optimistisch zu sein.
Das japanische Analysehaus Nomura nahm diese Woche die wirtschaftlichen Probleme der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft zum Anlass, seine Wachstumsprognose zu senken. Die Analysten erwarten nun ein Wachstum Chinas in diesem Jahr von nur noch 2,7 Prozent statt wie zuvor von 2,8 Prozent. Das Finanzhaus ANZ rechnet laut Reuters inzwischen nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von drei Prozent in diesem Jahr, nachdem bislang vier Prozent erwartet wurden. Eigentlich hat die Regierung ein Wachstumsziel von etwa 5,5 Prozent ausgegeben.
Der nachlassende Preisdruck eröffnet der Zentralbank People's Bank of China (PBoC) hingegen neuen Spielraum, die Konjunktur mit neuen Stimuli zu stützen. Am Montag lockerte die PBoC die Mindesthöhe der Deviseneinlagen, die Geschäftsbanken halten müssen, und ermöglichte es den Finanzinstituten somit, mehr Devisen aus Übersee zu verkaufen. Das hat nicht funktioniert. Daraufhin legte die Zentralbank einen historisch starken Wechselkursfixing fest. Der Yuan wurde weiter geschwächt. Die Analysten von Capital Economis erwarten zudem weitere Leitzinssenkungen in diesem Jahr.
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