Fundamentale Nachricht
16:24 Uhr, 23.09.2020

Ist China nun der große Klimaretter?

EIn kluger Schachzug war es schon, dass Präsident Xi die Klimakarte vor der UN zog und China als Klimaaktivist inszenierte. Da kann Trump lange gegen Peking vom Leder ziehen, Lob kam sogar von Greenpeace. Doch die Realität sieht anders aus, immerhin steht China für 28% der CO2-Emissionen weltweit.

Peking (Godmode-Trader.de) - In einer per Videoübertragung gehaltenen Ansprache vor der Generalversammlung der UN bezeichnete Chinas Staatschef Xi Jinping das Pariser Abkommen über den Klimawandel als „den Kurs für den Übergang der Welt zu einer grünen und kohlenstoffarmen Entwicklung". Alle Länder müssten entscheidende Schritte unternehmen, um dieses Abkommen einzuhalten. „Wir streben an, dass die CO2-Emissionen vor 2030 ihren Höhepunkt erreichen und China vor dem Jahr 2060 klimaneutral ist".

Die Ankündigung von Xi hat großes Interesse hervorgerufen, nicht zuletzt, weil China der größte Kohlendioxid-Emittent des Planeten ist und verantwortlich für 28 Prozent des weltweiten Ausstoßes von CO2. Zuletzt war Peking kritisiert worden, weil es weiter auf den Ausbau von Kohlenutzung setzt.

Analysten von HSBC Global Research bezeichneten die Aussagen Xis als „eine überraschende, aber willkommene Erklärung“. „Es gab allerdings keine Einzelheiten darüber, wie die Klimaneutralität in den nächsten vierzig Jahren umgesetzt werden soll“. Wood Mackenzies Asien-Pazifik-Vizevorsitzender für Energie, Gavin Thompson, kritisierte, dass „große Fragen“ offen blieben. „Erstens ist Chinas Definition von 'Klimaneutralität' nach der kurzen Ankündigung nicht gut nachvollziehbar", sagte er laut CNBC. „Zum anderen wurde kein Fahrplan angeboten, wie dies erreicht werden soll. 2060 sei ein langer Zeitraum, und es müssten noch unmittelbare, konkrete Schritte angekündigt werden. „Erhöhte Investitionen in den Einsatz von Wind-, Solar-, Elektrofahrzeug- und Batteriespeichertechnologien werden mit ziemlicher Sicherheit zu verzeichnen sein, und wir können Unterstützung für grüne Wasserstoff- und Kohlenstoffabscheidungstechnologien erwarten“.

Xi Äußerungen waren auch eine Replik auf zu erwartende Angriffe des US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte unmittelbar zuvor „Amerikas beispiellose Umweltbilanz“ gepriesen und beklagt, dass sein Land attackiert werde, während „Chinas maßlose Umweltverschmutzung ignoriert“ werde. Vor diesem Hintergrund fiel es Xi Jinping besonders leicht, sich als verlässlicher Unterstützer des Pariser Klimaabkommens zu präsentieren.

Sogar von Greenpeace kam Anerkennung. „Das ist ein ziemlich mutiger Schritt, sowohl politisch als auch technisch“, zitiert die FAZ Li Shuo, Fachmann für Klima- und Energiepolitik bei Greenpeace in Peking. Um das „ambitionierte“ Ziel der Klimaneutralität in weniger als 40 Jahren zu erreichen, sei es nötig, den Anstieg des Kohlekonsums sofort zu deckeln und die Nahrungsmittelproduktion im Land auf „drastisch andere“ Grundlagen zu stellen, sagt Li. China erarbeitet gerade den neuen Fünf-Jahres-Plans für die Jahre 2021 bis 2025. Nur wenn darin konkrete Schritte festgeschrieben werden, dürfte Xi Jinpings Vorgabe zu erreichen sein.

Xis Lob des Pariser Abkommens steht im Gegensatz zu den Ansichten von US-Präsident Trump. Im Jahr 2017 kündigte Trump an, dass die USA von dem Abkommen zurücktreten würden. Im November 2019 teilten die USA den Vereinten Nationen formell ihre Absicht mit, aus dem Abkommen auszusteigen.

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