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16:44 Uhr, 04.04.2019

Indien: Notenbank arbeitet für die Regierung

Die indische Notenbank hat der Regierung ein weiteres Geschenk vor der Wahl gemacht, indem sie die Zinsen das zweite Mal in Folge senkte. Eine niedrige Inflation rechtfertigte den Schritt. Aber mit einer hohen Kerninflation sind langfristig höhere Raten und Zinssätze wahrscheinlich.

Neu Delhi (Godmode-Trader.de) - Die Reserve Bank of India (RBI) hat entschieden, den Reposatz von 6,25 auf 6,00 Prozent zu senken. Die Senkung war am Markt erwartet worden: 45 von 47 von Bloomberg befragte Ökonomen prognostizierten den Schritt. Auch die Reverse Repo wurde um 25 Basispunkte auf 5,75 Prozent reduziert. Wie im Februar stimmten zwei der sechs Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss nicht für eine Zinssenkung.

In ihrem Statement stellte die RBI fest, dass „die Binnenwirtschaft vor allem an der Außenfront vor Gegenwind steht". Sie senkte ihre BIP-Wachstumsprognose für das Geschäftsjahr 2019/2020, erwartet aber insgesamt weiterhin ein robustes Wirtschaftswachstum von 7,2 Prozent (gegenüber einer früheren Prognose von 7,4 Prozent).

Die Notenbank reduzierte zudem ihre Inflationsprognose für dieses Jahr. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar zwar an, die Jahresrate blieb aber mit 2,6 Prozent deutlich unter dem Ziel der RBI von 4,0 Prozent. Die Währungshüter prognostizierten, dass die Inflation in den kommenden Monaten unter dem Ziel bleiben wird und im vierten Quartal dieses Jahres durchschnittlich 3,5 bis 3,8 Prozent betragen wird (gegenüber einer früheren Prognose von 3,9 %).

Dies deutet darauf hin, dass eine weitere Lockerung durchaus möglich ist. „Wir denken, dass es in diesem Zyklus noch eine weitere Senkung geben wird, die den Repo-Satz auf 5,75 Prozent bringen würde“, erwarten die Analysten von Capital Economics. „Aber wir sind nach wie vor der Meinung, dass eine Lockerung der Politik ein Fehler ist“. Die Wirtschaft wachse nach wie vor mit robuster Geschwindigkeit, und das Wachstum dürfte sich im ersten Quartal wieder belebt haben, was zum Teil durch die großzügigen Haushaltsvorschläge des Finanzministeriums vor den Wahlen unterstützt wurde. „Umfragen deuten darauf hin, dass die Kapazitätsauslastung auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahren ist“.

Ein weiteres Indiz für begrenzte Kapazitätsreserven ist, dass die Kerninflation mit fast sechs Prozent weiterhin hoch ist. „Wir halten dies für ein besseres Maß für den zugrunde liegenden Preisdruck als die Leitzinsen. Schließlich haben die volatilen Nahrungsmittel- und Treibstoffpreise die Gesamtinflation gedrückt.

Längerfristig ist aus Sicht der Experten zu befürchten, dass die Unabhängigkeit der RBI untergraben wird. „Während die Zinssenkung wenig dazu beitragen wird, die Wirtschaft anzukurbeln, könnte sie die Stimmung bei lokalen Unternehmen und Investoren vor den Parlamentswahlen, die nächste Woche beginnen, heben. „Eine Wahrnehmung, dass die Politik zugunsten der Regierung locker gehalten wird, könnte den Erfolg der Zentralbank bei der Eindämmung des Preisdrucks in den letzten fünf Jahren umkehren und mittelfristig zu einem dauerhaften Anstieg sowohl der Inflationserwartungen als auch der tatsächlichen Inflation führen“, so Capital Economics.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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