Fundamentale Nachricht
12:20 Uhr, 06.06.2016

Hohe Inflation zwingt türkische Notenbank, sich gegen Erdogan zu behaupten

Die türkische Notenbank rechnet im Schnitt in diesem Jahr mit einer Inflation von 7,5 Prozent. Verglichen mit einer angestrebten Inflation von 5 Prozent ergibt sich für die CBRT kein Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik.

Ankara (Godmode-Trader.de) - In der Türkei ist der Preisdruck etwas weniger stark als zuletzt angestiegen. Die am Freitag vorgelegten Inflationsdaten für Mai zeigten im Vergleich zum April einen Anstieg der allgemeinen Verbraucherpreise um 0,6 Prozent. Die Prognosen von Bankvolkswirten lagen im Mittel bei 0,8 Prozent. Zu der Preisentwicklung trugen vor allem die im Monatsvergleich überraschend um 1,6 Prozent gesunkenen Ausgaben für Nahrungsmittel bei.

Doch auf Jahressicht bleibt der Preisdruck mit 6,6 Prozent unverändert stark. Besonders im Dienstleistungsbereich bleibt die Lage angespannt. So sind die Mietausgaben im Jahresvergleich um gut 8,5 Prozent gestiegen. Das ist die höchste Rate sei rund sieben Jahren. Zweistellig bleiben auch die Preissteigerungen im Hotel- und Gaststättengewerbe in der Jahresrechnung.

Die türkische Notenbank rechnet im Schnitt in diesem Jahr mit einer Inflation von 7,5 Prozent. Die derzeitige Inflationsentwicklung zwinge die Zentralbank dazu, ihre restriktive Geldpolitik fortzusetzen, kommentierte HSBC Trinkaus. Verglichen mit einer angestrebten Inflation von 5 Prozent ergebe sich für die Notenbank kein Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik. Ein hoher Leitzins senkt die Inflation, da Unternehmen bei teuren Zinsen weniger Kredite nachfragen und Verbraucher auch weniger Konsumentenkredite bei Banken aufnehmen. Niedrigere Zinsen hätten den gegenteiligen Effekt. Die türkische Präsident Erdogan pocht hingegen auf niedrigere Zinsen, um die Konjunktur zu unterstützen. Die Notenbank steht also unter einem enormen politischen Druck.

Ende Mai hatte die CBRT ihren Leitzins, den einwöchigen Repo-Satz, unverändert bei 7,5 Prozent belassen. Gleichzeitig senkten die Währungshüter unter ihrem neuen Chef Murat Cetinkaya den Spitzenrefinanzierungssatz für Tagesgelder (Übernachtkredite an die Banken) um einem halben Prozentpunkt auf 9,5 Prozent. Bereits im April hatte die CBRT diesen Satz um 0,5 Punkte zurückgenommen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten