Kommentar
17:51 Uhr, 09.02.2011

Happy Birthday Kosto!

105 Jahre wäre André Kostolany heute alt geworden. Tips gab er nie, doch so manche richtige Vorhersage hat er gestellt. Legändär ist die aus der NDR Talkshow, als er dem damals gefeierten Mobilcom-Gründer, Gerhard Schmid, der zumindest auf dem Papier mít seiner Aktie vielen zu Reichtum verholfen hatte, immer wieder engegenschleuderte: "Der Neue Markt ist ein Betrug und es wird irgendwann ein Blutbad geben!" Gute zwei Jahre später sollte er in fataler Weise Recht bekommen. Erleben durfte er es nicht mehr, denn er verstarb im Alter von 93 Jahren 1999 in Paris. Sein wohl berühmtester Ratschlag mit den Schlaftabletten wird von vielen Experten heute als überholt bezeichnet. Leider wird "Kosto" hier völlig falsch interpretiert, denn hatte diesen Rat Mitte der 90er Jahre gegeben und es bezog sich nur auf die dann folgenden Jahre. 1997 riet er dann zu Gewinnmitnahmen. Es handelt sich hierbei gar nicht um eines seiner grundsätzlichen Credos. Ich gebe mich jedoch nicht der Illusion hin, diesen Irrglauben noch aus der Welt schaffen zu können. Aber gesagt sein musste es mal.

Was aber würde André Kostolany wohl zur heutigen Situation der Finanzmärkte und der Weltwirtschaft sagen?

Ich bin nicht in allen Punkten sicher, in einem aber schon: Er würde wie ein Rohrspatz auf die Investmentbanker schimpfen. Das hatte er schon 1987 nach dem Börsenkrach getan, als deren Verantwortung noch noch viel weniger im Focus stand, als in der jüngsten Finanzkrise.

Ob er meinen Optimismus fürs Gold teilen würde, da wäre ich nicht sicher. Er hat aufgrund der negativen Erfahrungen mit dem Goldstandard-Währungssystem die Goldanbeter verabscheut. Würde er sich vor Inflation schützen wollen, würde er wohl eher auf Aktien setzen.

Doch die Frage ist, würde Kostolany glauben, dass eine Deflation oder Inflation droht? Deflation würde er sicher nicht befürchten. Es war im heutigen System der omnipotenten Notenbanken für Ihn kein Thema mehr. Ob er Inflation erwarten würde, weiß ich nicht. Wenn ja, dann würde er es aber für keine große Katastrophe halten. Eine versteckte Steuer und der Preis der Demokratie sei die Inflation. Wie Nikotin oder Aklkohol in geringen Dosen förderlich, nur Kettenraucher oder Alkoholiker dürfe man nicht werden. Er hielt es hier eher mit Helmut Schmidt: "Besser fünf Prozent Inflation, als fünf Prozent Arbeitslosigkeit."

Kostolany war ein großer Amerika Optimist. Schließlich war er ja auch amerikanischer Staatsbürger. Er erlebte New York als Flüchtling vor den Nazis die USA von Pearl Harbor bis Victory Day. Was die USA damals leisteten, um die Wehrmacht zu zerstören, beeindruckte ihn zutiefst. Er würde deshalb wohl auch heute ein positiveren Blick auf die USA haben, als viele andere Experten. Ich glaube er damit dürfte er auch Recht behalten, nur über die zu erwartende Dauer des Prozess, der die USA zu ihrer Stärke zurück kehren ließe, hätten wir wahrscheinlich Dissenz.

Die Schwellenländer, allen voran China, würde er wohl ebenfalls positiv sehen und die wachsenden Märkte als große Chance für die ganze Welt Insgesamt wäre er wahrscheinlich optimistisch drein schauen.

Die massive Staatsverschuldung wär für ihn kein Grund zur Sorge. Für ihn galt die Anekdote vom Grün, dem Selfmade-Unternehmer, der seinen Sohn zur Universität schickt, um Betriebswirtschaft zu studieren. Als der Sohn dann mit dem Diplom in der Tasche ins väterliche Unternehmen zurückkehrt, nimmt er sich sogleich die Bücher vor. Nach ausführlicher Prüfung bittet er seinen Vater um ein Gespräch und sagt: "Lieber Papa, ich habe unsere Bücher durchgesehen und eine furchtbare Nachricht für Dich. Wir sind pleite!" Daraufhin wirft der Grün die Bücher in den Kamin und sagt: "So,nun sind wir nicht mehr pleite!"

Mehr und Updates wie Immer unter www.rissesblog.de

Stefan Riße, ist Deutschlandchef und Chefstratege von CMC Markets. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch "Die Inflation kommt", war in den Bestsellerlisten 2010 ganz oben.

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