Kommentar
00:00 Uhr, 26.10.2009

Gold „two-tier-system“ 2.0?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Ich liebe den sperrigen und vielleicht unverständlichen Titel meines heutigen Artikels. Keine Sorge es wird nicht wirklich kompliziert. Dieser Artikel ist vor allem für alle Investoren in „Papiergold“ geschrieben, da ich ein Risiko dort näher beleuchten will.

Für alle Investoren im physischen Markt zeigt dieser Artikel keine Risiken, sondern eine Chance.

Das Gold two-tier-system 1969-71:

Es ging dabei um eine Spaltung des Goldpreises. Nachdem das Goldkartell damals massiv in Bedrängnis gekommen ist, spaltete man den Preis auf. Es gab einen

a) offiziellen (zwischen den Zentralbanken und dem IWF mit US$ 35 pro Unze) und

b) inoffiziellen (am freien Markt)

Man glaubte damals von Seiten der Zentralbanken, vor allem in den USA, das Problem mit der goldgedeckten Währung damit zu lösen. Es hat natürlich nur zu einer Verzögerung bis zum Zusammenbruch dieses Währungssystems im August 1971 geführt und die Zentralbanken konnten danach ihre Dollars nicht mehr in Gold wechseln. (in Fachkreisen wird das oft als „das Schließen des Goldfensters durch Nixon“ bezeichnet)

Für mich ist diese Episode interessant, da diese zeigt, wie kreativ unsere „Freunde“ in den Zentralbanken sein können. Wer weiß, was ihnen in der Zukunft noch einfallen wird. Im Ende aber siegt immer die Vernunft. In den 70er Jahren wurde der Druck zu groß und der Goldpreis explodierte von US$ 35 auf über US$ 800! Was für eine Wertsteigerung.

Eine entsprechende Entwicklung ist auch jetzt wahrscheinlich, da wir uns in einem ähnlichen Umfeld bewegen. (Gelddrucken der Notenbanken und deren massiver Druck auf den Goldmarkt)

Einer der sich mit der mit der Geschichte des Goldes und dem Zusammenhang zwischen Goldpreis und Geldmengenwachstum intensiv beschäftigt ist Michael Maloney.

Ich habe Michael Maloney und sein Buch „Guide to Investing in Gold and Silver“ schon einmal vorgestellt. Er hat seine Preiserwartungen aus dem Buch vor kurzem aktualisiert. Nachdem die US-Notenbank die Märkte wie verrückt mit frischem Papiergeld flutet, erwartet er jetzt einen Goldpreis von US$ 15.000! Ich kann sein Buch und das folgende Video nur wärmstens empfehlen!

Two-tier-system Version 2.0

Nach diesem kurzen Rückblick auf ein interessantes Kapital in der Vergangenheit des Goldmarktes, möchte ich mich jetzt mit der Gegenwart beschäftigen.

Damals wie heute geht es bei einem „two-tier-system“ um eine Spaltung des Goldpreises. Dieses mal jedoch nicht in einen offiziellen und einen inoffiziellen Preis, sondern um einen Preis für physisches Gold und einen für Papiergold.

Wie schon in früheren Artikeln ausführlich festgehalten, hat Papiergold einige Risiken, welche der physische Markt nicht kennt:

Counterpart-/Emittentenrisiko:

Schon lange vor der Lehman-Pleite habe ich über diese Risiken gesprochen und empfohlen, die Finger von Zertifikaten zu lassen. Ich bleibe bei meiner Meinung. Wir wissen nie, wie geht es dem Emittenten meines Produktes wirklich und mit welcher anderen Bank er sein Risiko über ein Derivat abgesichert. Wenn hier eine der großen Investmentbanken hochgeht, nimmt sie den gesamten Markt mit. Durch die Marktbereinigungen/Fusionen in den USA des letzten Jahres ist dieses Risiko angewachsen. (dazu werde ich in meinem nächsten Artikel über Derivatrisiken noch näher eingehen)

Weitere Bankenprobleme sind äußerst wahrscheinlich, da wir uns nicht in einer V-Konjunkturformation befinden, sondern in einer längerfristigen Wirtschaftskrise stecken. (siehe auch meinen Artikel über die Konjunkturformationen). Manche sprechen davon, dass viele Banken in Wahrheit überschuldet und somit in Realität bereits tot sind. Den Ausdruck „Zombie Banks“ finde ich passend aber sehr erschreckend.

Unabhängig davon wird der Markt irgendwann erkennen, dass ein Anspruch auf Gold oder der Anspruch auf die Entwicklung des Goldpreises etwas anderes ist, als das physische Metall selbst. Somit ist für mich ein Abschlag beim Papiergold IMMER gerechtfertigt, nicht nur in der aktuellen Krise. Jetzt sollte dieser Abschlag natürlich höher wesentlich höher sein, als in normalen Zeiten.

Man liest derzeit einiges von Knappheiten von physischem Gold.

Der „SilberjungeThorsten Schulte hat im folgenden Video, einen netten Vergleich hinsichtlich des Silbermarktes angestellt. Der Derivatmarkt für Silber beträgt US$ 100 Mrd. und die jährliche Silberproduktion beträgt US$ 10 Mrd. Wenn hier manche von Papier ins physische wechseln wollen, wird man eine interessante Form des Kinderspiels „die Reise nach Jerusalem“ erleben können.

Staatliche Eingriffe:

Papiergold lässt sich auch sehr leicht von staatlicher Seite als wertlos erklären. (auch dazu mehr im folgenden Artikel über den Derivatmarkt) Für physisches Gold kann ich mir notfalls einen Schwarzmarkt vorstellen, aber für Papiergold sicherlich nicht.

Eine Sondersteuer auf Gewinne beim Papiergold ist ebenfalls wesentlich leichter umzusetzen, als beim physischen Metall. Man erlässt ein Gesetz und die Banken werden dies dann einfach umsetzen. Erledigt! Gar nicht so unangenehm für Vater Staat, dass sein Einfluss derzeit bei den Banken steigt...

Der Staat wird jedenfalls in der Zukunft jede Menge Geld zur Bedienung der aktuellen Budgetdefizite benötigen.

Conclusio:

Ich rechne mit einer Spaltung des Goldpreises zwischen dem physischem Metall und dem Papiergold. Grund dafür sind vor allem die Risiken im Bankensystem, da Papiergold Bankenrisiko beinhaltet und Staatliche Eingriffe/Zwangsmaßnahmen leichter durchzusetzen sind.

Entscheiden Sie selbst, wie Sie mit dem Risiko von Papiergold in Zukunft umgehen!

Nachsatz zur aktuellen Situation:

Wir haben derzeit den Preis von US$ 1.050 durchbrochen und es kommen wie immer die unterschiedlichsten Aussagen dazu. Wir Gold-Bugs jubeln und die Systempresse rät die Finger vom Gold zu lassen.

Mich berührt der Preis nicht wirklich. Solange das Goldkartell noch dagegen halten kann, werden sie alles tun, um den Preis unten zu halten.

Der aktuelle Goldpreisanstieg resultiert teilweise aus spekulativen Käufen von Banken, Hedge-Fonds usw, die über die billigen Kredite wieder am Papiergoldmarkt über Zertifikate, Derivate,... investieren.

Wenn die Konjunktur wieder nach unten geht und die Aktienmärkte nachgeben, kann es sein, dass die spekulativen Goldpositionen, wie im Vorjahr, geschlossen werden müssen und auch der Goldpreis sinkt. Deshalb nicht zu früh freuen, denn wir wissen nicht, welche Überraschungen diesmal kommen. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass die große Preisexplosion kurz bevorsteht. Wir wissen es einfach nicht. Kommen wird sie, ob in einer Woche, einem Monat, einem Jahr oder in 10 Jahren.

Irgendwann in der Zukunft werden große Verwerfungen am Goldmarkt auftreten und dann wird es das von mir beschriebene „two-tier-system“ am Goldmarkt geben. Deshalb zur Erinnerung ein kleiner Rückblick auf meinen Artikel „Green Shoots“:

Dann werden wir eine extreme Entwicklung beim Goldpreis sehen (eine Verdoppelung binnen weniger Tage) und es wird binnen Stunden keine physische Ware mehr geben (die Händler werden mit Verkäufen abwarten und Riesengewinne einfahren).

Diesen Artikel widme ich einen der „Goldpäpste“ Dr. Bruno Bandulet. Ich hatte vor kurzem das Vergnügen, ihn in Wien kennenzulernen. Er wird über das Thema „two-tier-system“ auch nachdenken, nachdem ich ihn mit diesem Thema konfrontiert habe. Seine erste Stellungnahme dazu war, dass eine solche Entwicklung nicht ausgeschlossen werden kann.

Er hat mit „Das geheime Wissen der Goldanleger“ ein Standardwerk für den Goldinvestor verfasst, welches ich von ganzem Herzen empfehlen kann.

Sobald es meine Zeit erlaubt, werde ich einen Artikel über den Derivatmarkt schreiben. Wer dazu interessante Zahlen und Materialien hat, ist herzlich dazu eingeladen, mir diese zu senden. Habe schon einige ganz interessante Zahlen und Grafiken, bin aber immer für Anregungen und Mithilfe dankbar.

Sie können mich unter der E-Mail-Adresse a.mostfee@gmx.at erreichen.

Haftungsausschluss:

Dieser Artikel wurde zur Information der Leser zum besseren Verständnis der Materie verfasst. Die dargelegten Argumente spiegeln die Meinung des Autors wider und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte mit diesem Artikel keine professionelle Dienstleistung erbringen. Für eine professionelle Beratung sollten Sie sich an einen professionellen Berater wenden.

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