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16:46 Uhr, 01.02.2019

Gold aus Caracas: Verhökert Maduro die Währungsreserven?

Venezuela versucht mit allen Mitteln zahlungsfähig zu bleiben. Nun greift die Regierung unter Maduro die Währungsreserven an.

Caracas (Godmode-Trader.de) - Venezuela verkauft nach Informationen von Nachrichtenagenturen in den kommenden Tagen 15 Tonnen Gold aus dem Bestand der Zentralbank des südamerikanischen Landes an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Mit der Maßnahme wolle der Staat dringend benötigtes Kapital einnehmen, um das Land liquide zu halten, sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Im Gegenzug für das Gold solle Venezuela einen Euro-Betrag in bar erhalten.

Insgesamt plant Nicolas Maduro, demnach bis Februar 29 Tonnen venezolanischen Goldes im Wert von rund 1,2 Mrd. Dollar an die VAE zu verkaufen, um an Devisen zum kommen und damit seine bröckelnde Regierung zu stützen. Im vergangenen Jahr hatte das Land Gold im Wert von 900 Mio. Dollar an die Türkei veräußert, Ende November saß es noch auf Reserven von 132 Tonnen des Edelmetalls.

Die Nachricht des mutmaßlichen Gold-Verkaufs kam an die Öffentlichkeit, nachdem ein russisches Flugzeug, das angeblich 20 Tonnen Gold transportieren sollte, beim Abflug vom Flughafen in Caracas gesichtet wurde. Der nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, hat Staaten davor gewarnt, mit venezolanischem Gold zu handeln, nachdem die Trump-Administration Juan Gauido, Maduros politischen Gegner, als legitimen Herrscher Venezuelas anerkannt hatte. Der republikanische Senator Marco Rubio schickte am Donnerstag einen Tweet an die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Washington und warnte davor, dass jeder, der venezolanisches Gold ankauft, den Sanktionen der USA unterliegen würde.

Die Goldreserven in Venezuela werden zur Unterstützung der heimischen Währung, des Bolivar, verwendet, der in den letzten Jahren von einer Hyperinflation von bis zu 2 Millionen Prozent gebeutelt war. Maduro steht unter starkem Druck abzutreten, da sich Venezuela in einer tiefen Wirtschaftskrise befindet und die Parlaments-Wahlen im vergangenen Jahr unter dem Verdacht des Betrugs stehen.

Großbritannien hat Maduro von den geschätzten 1,2 Milliarden Dollar an Gold, die in London gehalten werden, eingefroren, nachdem Oppositionspolitiker Guaido gebeten hatte, zu verhindern, dass die nationalen Vermögenswerte Venezuelas abgeräumt werden.

Die Regierung unter Staatschef Nicolas Maduro hat bereits vor etwa einem Jahr erkannt, dass sie sich mit Gold-Verkäufen über Wasser halten kann, nachdem die Ölförderung eingebrochen war. Die tiefe Wirtschaftskrise und die immer schärfer werdenden Sanktionen der USA machten es dem Land zunehmend schwer, an Devisen und Kredite zu kommen.

Der Verkauf großer Mengen der Währungsreserven ist ein absoluter Ausnahmetatbestand, auf den Regierungen in der Regel nur in Zeiten schwerwiegender finanzieller Schwierigkeiten zurückgreifen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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