G-20-Treffen auf Bali endet enttäuschend
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US-Finanzministerin Janet Yellen gab auf dem Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) auf Bali den Ton an: Das Putin-Regime habe Lebensmittel „als Kriegswaffe" eingesetzt, sagte Yellen am Samstag. Die Maßnahmen des Regimes hätten „eine weltweite Krise der Ernährungsunsicherheit ausgelöst“, die Preise für Lebensmittel, Düngemittel und Treibstoff seien in die Höhe schossen. Die Hälfte des Anstiegs der US-Inflation sei auf die Energiekosten zurückzuführen, für die Russland die Schuld trage.
Die Finanzminister und Zentralbankgouverneure verließen Bali ohne ein Kommuniqué zum weiteren Vorgehen bei den zahlreichen Problemen und Dauerkonflikten - darunter die weltweit hohe Inflation, Lieferkettenstörungen, Rezessionsrisiken, Verschuldung, Lebensmittelsicherheit und nicht zuletzt den Klimawandel. In der kürzeren Zusammenfassung des Vorsitzenden wurde ein schrittweiser Fortschritt bei Nahrungsmittel- und Energielieferungen vermerkt, z.B. durch einen vorläufigen Notfallfonds. „Viele Mitglieder waren sich einig, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft verlangsamt hat und durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine einen schweren Rückschlag erleidet, und forderten ein Ende des Krieges", heißt es in der Abschlusserklärung. „Ein Mitglied äußerte die Ansicht, dass die Sanktionen die bestehenden Herausforderungen noch verschärfen.
Die Fokussierung auf das Verhalten Russlands als Ursache für die weltweiten Inflationsprobleme führte auf dem G-20-Treffen nicht zu einer Einigung darüber, was in dieser Situation getan werden kann. Yellens Plädoyer für eine Begrenzung des Ölpreises fand wenig Resonanz, nur die europäischen Verbündeten sind möglicherweise bereit, das Experiment allein mit den USA durchzuführen.
Die Direktorin für Strategie, Politik und Überprüfung des Internationalen Währungsfonds, Ceyla Pazarbasioglu, nannte ein breites Spektrum an Herausforderungen, als sie darauf hinwies, dass die globalen Wachstumsaussichten in der nächsten Prognoseaktualisierunge des IWFs „erheblich" gesenkt werden.
Steigende Lebensmittel- und Energiepreise, nachlassende Kapitalzuflüsse in die Schwellenländer, die anhaltende Pandemie und eine Verlangsamung in China machen es für die politischen Entscheidungsträger „sehr viel schwieriger", sagte Pazarbasioglu auf einer Podiumsdiskussion am Sonntag. „Es ist ein Schock nach dem anderen, der die Weltwirtschaft wirklich trifft".
In einem Interview warnte die Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva, dass die Regierungen darauf achten müssen, nicht gegen ihre eigenen Notenbanken zu agieren. „Die Geldpolitik muss gestrafft werden, aber die Fiskalpolitik muss auf die Auswirkungen der Inflation auf schwache Bevölkerungsgruppen und Unternehmen achten und sicherstellen, dass diese beiden Hebel nicht miteinander kollidieren", indem sie die Preise durch pauschale Fiskalausgaben noch weiter in die Höhe treiben.
Zu den Wirtschaftaussichten sagte Georgieva: „Ich wünschte, die Aussichten für die Weltwirtschaft wären so rosig wie der Himmel auf Bali, aber leider ist das nicht der Fall". Die neue Prognose soll Ende Juli vorgestellt werde und ein langsameres Wachstum für die Jahre 2022 und 2023 beinhalten.
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