Fundamentale Nachricht
13:26 Uhr, 01.10.2019

FX Mittagsbericht: Schwache Konjunkturdaten bremsen Euro-Erholung aus

Der US-Dollar profitiert zunehmend von dem Wachstumsrückgang in der Eurozone und seinem Status als sicheren Hafen. Die heutigen trüben Daten aus der Euro-Industrie verhalfen dem Grennback entsprechend zu Gewinnen im Vergleich zu anderen Währungen.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,08962 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Der Euro hatte am Montag die Marke von 1,09 US-Dollar unterschritten und bei 1,0883 den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren markiert. Schwache Inflationszahlen in der Eurozone und Einkaufsmanagerindizes im Kontraktionsbereich haben auch heute für Abgabedruck gesorgt.

Die Geschäftsstimmung in der Industrie hat sich im September weiter verdüstert. Der finale IHS Markit Eurozone Einkaufsmanagerindex ist abermals gefallen - um 1,3 auf 45,7 Punkte und notiert auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2012, wie das IHS Markit-Institut mitteilte. Seit acht Monaten verharrt der Index bereits ununterbrochen unter der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird. Die Geschäfte der Industrie in der größten Euro-Wirtschaft Deutschland laufen sogar so schlecht wie seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Mitte 2009 nicht mehr. "Der Abschwung hat sich verschärft", kommentierte Markit-Ökonom Phil Smith.

Die Inflationsrate in der Eurozone ist im September nach vorläufigen Berechnungen von Eurostat mit 0,9 Prozent geringer ausgefallen als erwartet. Die Europäische Zentralbank versucht seit einiger Zeit mit geldpolitischen Maßnahmen die Teuerung auf zwei Prozent zu heben. In der Kernrate lag der Preisdruck im vergangenen Monat bei 1,0 Prozent.

Der US-Dollar profitiert zunehmend von dem Wachstumsrückgang in der Eurozone und seinem Status als sicheren Hafen. Die trüben Daten verhalfen dem Grennback entsprechend zu Gewinnen im Vergleich zu anderen Währungen. Er notierte zum Euro zeitweise auf dem höchsten Stand seit Mai 2017, EUR/USD stand temporär auf 1,0880. Am Nachmittag steht der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe der USA an. Dieser „dürfte im Vergleich zu den Euroraum PMIs zumindest eine leichte Stabilisierung aufzeigen", schrieb Volkswirtin Charlotte Heck-Parsch von der Bayerischen Landesbank in einem Kommentar.

Das britische Pfund konnte sich zum Wochenbeginn etwas erholen und der Kurs des Währungspaares EUR/GBP notierte zeitweise um 0,8860. Die Datenveröffentlichung am Montag, die auf einen Rückgang der britischen Wirtschaft hinwies, ging in den Diskussionen um den Brexit unter und belastete das Pfund nicht. Aktuell wird EUR/GBP bei 0,8895 gehandelt, der Euro kann trotz der schwachen Konjunkturdaten gegenüber dem britischen Währung also weiter zulegen.

Es besteht nach wie vor Unsicherheit darüber, in welcher Weise der Brexit Ende dieses Monats vollzogen werden kann. Einen Medienbericht, demzufolge London eine Alternative zur umstrittenen Backstop-Regelung an der irisch-nordirischen Grenze gefunden hat, dementierte Premierminister Boris Johnson umgehend. Die Verhandlungen mit Brüssel seien in einer „entscheidenden Phase“, sagte er am Dienstag in einem BBC-Interview. Man werde jetzt nicht das hervorholen, was man der EU vorlegen wolle. Er besteht weiterhin darauf, dass die Garantieklausel für eine offene Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland im Ausstiegsvertrag gestrichen wird. Sonst droht er mit einem ungeregelten EU-Austritt am 31. Oktober. „Die Chancen für eine Einigung mit der EU erscheinen aktuell nicht sehr hoch, insbesondere da ein vernünftiger Vorschlag noch nicht vorgelegt wurde“, kommentierte die National-Bank aus Essen.

Die Quartalsumfrage "Tankan" der Bank von Japan (BoJ) deutet eine trübe Stimmung in der japanischen Industrie an. Der Index für die großen Produktionsunternehmen für September ist von plus 7 drei Monate zuvor auf plus 5 Punkte gesunken. Damit ist das Niveau auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren gefallen. Ökonomen hatten sogar mit einer stärkeren Abkühlung auf nur noch einen Punkt gerechnet. Hintergrund ist unter anderem der schwelende Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, USA und China. Der Index für große, nicht produzierende Unternehmen sank ebenfalls um zwei auf plus 21 Punkte. Der japanische Yen gibt zum Euro leicht nach, EUR/JPY notierte zuletzt bei 118,03.

EUR/USD
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    FOREX

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten