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13:14 Uhr, 28.10.2020

FX Mittagsbericht: Europa wird in einen partiellen Lockdown gehen

Europa drohen weitgehende Beschränkungen, mithin zeigen sich die Konjunkturdaten immer prekärer. Auch der Euro ist angezählt. In den USA läuft die Konjunktur dank Subventionen und der politischen Richtlinie, Lockdowns bestenfalls regional durchzusetzen, noch runder. Davon profitiert der Dollar.

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  • EUR/USD
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    Kursstand: 1,17302 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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    Kursstand: 8,26746 TL (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem US-Dollar bei 1,1778, nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1771 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Aktuell notiert das Währungspaar EUR/USD um 0,4 Prozent schwächer bei 1,1728.

Die Corona-Situation bleibt in europäischen Ländern kritisch. Heute sind Ergebnisse aus Berlin bezüglich weiterer einschränkender Maßnahmen zu erwarten. Frankreich erwägt einen einmonatigen Lockdown. Bulgarien verschärft Einschränkungen. Belgien ist das Land mit der höchsten Rate positiv getesteter Personen. Italien und Deutschland meldeten Rekordanstiege neuer Infiziertenfälle.

Ökonomen befürchten einen wirtschaftlichen Absturz, sollten sich die Länder auf mehr oder weniger strenge Lockdowns entscheiden. „Der Aufschwung wird sehr wahrscheinlich deutlich ausgebremst werden", sagte der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claus Michelsen, am Mittwoch. „Es drohen wieder schärfere Einschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens." Das Pandemiegeschehen nehme Verbrauchern und Unternehmen die Zuversicht. Viele Unternehmen hätten noch mit den Folgen des Lockdowns vom Frühjahr kämpfen und kaum noch finanzielle Reserven.

Der Euro hatte bereits in den vergangenen Tagen unter Druck gestanden. Ausschlaggebend ist ein stärkerer Dollar, der aufgrund der erhöhten Unsicherheit an den Finanzmärkten an Attraktivität gewinnt. Aber auch aus den USA kommen keine durchweg positiven Signale. Die Verbraucherstimmung hat sich kurz vor der Präsidentschaftswahl überraschend verschlechtert, auch ein Corona-Konjunkturpaket erscheint bis auf Weiteres unwahrscheinlich. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in den kommenden Wochen etwas erreichen können", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Alyssah Farah, am Dienstag dem Fernsehsender Fox News. Damit ist eine Einigung noch vor den Wahlen endgültig vom Tisch.

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Der Euro steht nicht nur gegenüber dem Dollar unter Druck. Selbst das angeschlagene Pfund konnte in den letzten 24 Stunden gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung zulegen, obwohl britische Handelsdaten schwach ausfielen. Der CBI-Umfragewert für die Absatzwirtschaft wurde mit minus 23, nach zuvor plus 11 vermeldet. Befragt wurden Einzel- und Großhandelsunternehmen, der CBI-Wert stellt somit ein Stimmungsbarometer dar, wie sich der private Konsum entwickeln könnte. „Mit Hinblick auf die hohen Infektionszahlen und dem bevorstehenden Brexit könnte dieser Umfragewert ein böser Vorbote für die kommenden Monate sein“, kommentierte die National-Bank. Beim Thema Brexit ist man auf beiden Seiten des Kanals aktuell noch verhalten optimistisch, dass ein Handelsabkommen möglich sei.

Der Wertverfall der türkischen Währung geht ungebremst weiter. Am Mittwoch erreichte die Lira im Handel mit dem US-Dollar ein weiteres Rekordtief bei über 8,27. Im Verhältnis zum ebenfalls angeschlagenen Euro rutschte die Türkei-Währung auf 9,7029 ab.

Zuletzt hatte sich das Verhältnis der Türkei zu wichtigen Handelspartnern in der Europäischen Union verschlechtert, nachdem der Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron scharf angegriffen hatte. Erdogan hatte Macron im Streit über Mohammed-Karikaturen Islamfeindlichkeit vorgeworfen und den französischen Präsidenten als Krankheitsfall bezeichnet. Darüber hinaus hatte Erdogan einen Boykott französischer Waren ins Spiel gebracht. Seit Beginn des Jahres verlor die Lira im Handel mit dem Euro mehr als 40 Prozent an Wert und im Handel mit dem Dollar 35 Prozent.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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