Folgt auf zwei rabenschwarze Wochen der Boden?
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Die Aktienmärkte haben zwei rabenschwarze Wochen hinter sich. In gerade einmal sieben Handelstagen hat der S&P 500 mehr als zehn Prozent verloren und befindet sich nun auch wieder klar im Bärenmarktterritorium. Ein Bärenmarkt ist einer willkürlichen, aber gebräuchlichen Definition zufolge dann gegeben, wenn der Kurs mindestens 20 Prozent gegenüber dem zuvor erreichten Hoch nachgegeben hat. Der S&P 500 ist gegenüber dem noch am 4. Januar erreichten Allzeithoch bei 4.818,62 Punkten inzwischen um 23,7 Prozent eingebrochen.
Noch deutlich größere Verluste mussten wachstumsstarke Technologiewerte sowie Kryptowährungen und -assets verzeichnen. Bitcoin hat sich innerhalb von rund zwei Monaten im Wert halbiert. Der Zusammenbruch der beiden DeFi-Projekte Terra Luna und Celsius Networks belastet den Kryptosektor besonders.
Der Markt erlebt ein umfangreiches Deleveraging. Was jahrelang durch schuldenfinanzierte Spekulation nach oben getrieben wurde, das fällt jetzt wieder. Die Spekulation mit Fremdkapital wird wegen der steigenden Zinsen teurer. Investoren verkaufen ihre schuldenfinanzierten Positionen. Fallen dadurch die Assetpreise, bringt das weitere Marktteilnehmer, die mit fremdem Geld spekulierten, in Schwierigkeiten. Im schlimmsten Fall entsteht ein Teufelskreis, in dem sinkende Kurse die Grundlage für weitere Kursverluste bilden.
Der Boden ist erst erreicht, wenn ein Großteil des spekulativen Kapitals aus dem Markt ist und angesichts der dann wieder stark gesunkenen Bewertungen Schnäppchenjäger in den Markt gelockt werden.
Ob der Boden bald erreicht ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock warnte in der vergangenen Woche, dass es für einen Einstieg noch zu früh sei. Zwei erfolgreiche Investoren sind allerdings der Meinung, dass der jüngste Kursrutsch die "Kaufgelegenheit einer Generation" darstelle. Zwischen diesen beiden Polen dürfte auch die Stimmung vieler Privatanleger derzeit schwanken.
Die Notenbanken jedenfalls lassen vorerst nicht locker sondern ziehen im Gegenteil die geldpolitischen Zügel weiter drastisch an. Die US-Notenbank Fed hob den Leitzins in der vergangenen Woche wie erwartet um 0,75 Prozentpunkte und damit so stark wie seit 28 Jahren nicht mehr an. Der Leitzins liegt künftig in einer Bandbreite von 1,50 bis 1,75 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell stellte klar, dass es keine Alternative dazu gibt, dass das Inflationsziel von zwei Prozent wieder erreicht wird. Die US-Notenbank wird kräftig an der Zinsschraube drehen, bis die Inflation wieder unter Kontrolle gebracht wurde. Auch wenn Zinsschritte um 0,75 Prozentpunkte die Ausnahme bleiben sollen, stellte Powell für den nächsten Zinsentscheid im Juli eine Erhöhung um 0,5 oder erneut 0,75 Prozentpunkte in Aussicht.
Aber nicht nur die US-Notenbank Fed strafft ihre Geldpolitik. Auch die Bank of England und überraschenderweise auch die Schweizerische Nationalbank drehten in der vergangenen Woche an der Zinsschraube. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird aller Wahrscheinlichkeit im Juli nachziehen. Einzig die Bank of Japan bleibt ihrer ultralockeren Geldpolitik vorerst treu – trotz der auch in Japan anziehenden Inflation und einer dramatischen Yen-Abwertung in den vergangenen Wochen und Monaten.
In der neuen Woche wird Fed-Chef Jerome Powell am Donnerstag einem Ausschuss des Repräsentantenhauses und am Freitag einem Ausschuss des Senats Rede und Antwort stehen. Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass Powell dabei substanziell Neues von sich gibt, werden die Auftritte von den Marktteilnehmern doch wieder mit Argusaugen beobachtet werden.
Weitere wichtige Termine in der neuen Woche sind unter anderem die Veröffentlichung der vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Europa am Donnerstag und das ifo-Geschäftsklima am Freitag. In den USA dürften neben den Powell-Auftritten Daten vom Immobilienmarkt (Verkäufe bestehender Häuser am Dienstag und Neubauverkäufe am Freitag) im Mittelpunkt stehen.
Wichtige Termine der neuen Woche
Bitte beachten Sie, dass in der folgenden Übersicht nur eine Auswahl der wichtigsten Termine aufgeführt ist. Eine vollständige Terminübersicht erhalten Sie im Guidants-Terminkalender. Alle Angaben ohne Gewähr.
Montag, 20. Juni
USA: Börsen feiertagsbedingt (Juneteenth am So.) geschlossen
Unternehmenstermine: Associated British Foods (Quartalsupdate)
08:00 Uhr: Erzeugerpreise Deutschland Mai
12:00 Uhr: Bundesbank-Monatsbericht Juni
Dienstag, 21. Juni
Quartalszahlen: Nordex
Hauptversammlungen: Varta, Aurelius, Medios
10:00 Uhr: Leistungsbilanz Eurozone April
16:00 Uhr: Verkauf bestehender Häuser USA Mai
Mittwoch, 22. Juni
Hauptversammlungen: Daimler Truck, Evotec, Ströer, Voltabox, Sto
Sonstige Unternehmenstermine: Urteilsverkündung EU-Gericht zum Verbot der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens von Tata Steel und Thyssen Krupp (11:00 Uhr), Volvo (Kapitalmarkttag)
08:00 Uhr: Verbraucher- & Erzeugerpreise Großbritannien Mai
15:30 Uhr: Anhörung von Fed-Chef Jerome Powell vor Senatsausschuss
Donnerstag, 23. Juni
Quartalszahlen: FedEx (nachbörslich USA)
Hauptversammlungen: Qiagen, Bauer, Deutsche EuroShop, PVA TePla
08:00 Uhr: Nutzfahrzeugzulassungen Europa Mai
09:30 Uhr: Einkaufsmanagerindizes Industrie & Dienstleistungssektor Deutschland Juni (vorläufig)
10:00 Uhr: Einkaufsmanagerindizes Industrie Eurozone Juni (vorläufig)
14:30 Uhr: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe USA
15:45 Uhr: S&P Global Einkaufsmanagerindizes Industrie USA Juni
16:00 Uhr: Anhörung von Fed-Chef Jerome Powell vor Ausschuss des Repräsentantenhauses
16:30 Uhr: Rohöllagerbestände
22:30 Uhr: Bankenstresstest
Freitag, 24. Juni
Quartalszahlen: Steinhoff
Hauptversammlung: Einhell Germany
01:30 Uhr: Verbraucherpreise Japan Mai
10:00 Uhr: ifo-Geschäftsklima Deutschland Juni
16:00 Uhr: Uni-Michigan-Verbrauchervertrauen USA Juni (endgültig)
16:00 Uhr: Neubauverkäufe USA Mai
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