Zinserhöhungen der Schweizer und englischen Notenbank beschleunigen Kursinbruch bei S&P500 und DAX – Wie geht’s weiter? Warten auf ifo und US-Häusermarktdaten
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Je nachdem, wie die Konjunkturdaten in dieser Woche aus den USA und der Euro-Zone ausfallen, könnten die Rezessionssorgen der Investoren weiter rapide zunehmen.
Eine miserable Woche für Anleger ist zu Ende gegangen. Trotz des Kursanstiegs vom Freitag beim DAX – das lag einzig und allein am Verfallstag – ist der Index innerhalb einer Woche um 4,6 Prozent eingebrochen, beim S&P 500 steht sogar ein Rutsch um 5,8 Prozent zu Buche.
Dabei hatten die Indizes nach der Fed-Sitzung am Mittwochabend noch einen Kurssprung nach oben gemacht, was allerdings meiner Meinung nach absolut keinen Sinn macht. Das habe ich in dem Beitrag „Nach Fed-Sitzung schießen S&P500, DAX und Gold auf falschem Grund nach oben…“ geschrieben. Zudem habe ich das in der Kurzanalyse zur Fed-Sitzung gesagt. Das kurze Video hierzu finden Sie hier.
Kleiner Hinweis: Die Aussichten für S&P500, DAX, Euro-Dollar und Gold habe ich in der Sendung „Euer Egmond“ vom 14. Juni präsentiert von BNP Paribas Zertifikate analysiert.
Schweizerische Notenbank überrascht Investoren
Für einen neuen Tiefschlag an den Aktienmärkten haben am Donnerstag die Nachrichten von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der englischen Notenbank gesorgt. So hatte die SNB nach ihrer Sitzung um 9.30 Uhr völlig überraschend angekündigt, die Leitzinsen um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) auf minus 0,25 Prozent anzuheben – das war die erste Anhebung seit 15 Jahren!
Das hatte für einen kräftigen Zinssprung nach oben bei den Zinsen für zehnjährige Schweizer Anleihen gesorgt, und damit auch jene für zehnjährige Anleihen vieler Euro-Länder, sowie für US-Anleihen deutlich nach oben gedrückt, woraufhin die Zinsen für die Länder später allerdings kräftig nach unten gedreht sind. Dennoch hat das für neuen, kräftigen Abgabedruck bei DAX und S&P500 gesorgt, weil die stark steigenden Zinsen die Rezessionssorgen der Investoren bezüglich der USA, aber auch vieler Länder der Euro-Zone rapide schüren. Zudem bedeuten stark steigende Zinsen kräftigen Gegenwind gerade für die hoch bewerteten Growth-Aktien, sprich Tech-Aktien aus den USA.
Neben den steigenden Zinsen hat die SNB noch mit einer weiteren Ankündigung für kräftigen Abwärtsdruck an den Aktienmärkten gesorgt. Das werde ich in der Sendung am nächsten Dienstag, 21. Juni ausführlich analysieren.
Englische Notenbank erhöht trotz akuter Rezessionssorgen Zinsen
Wenige Stunden später ist die englische Notenbank nachgezogen und hat die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent angehoben. Dabei hatten 6 Mitglieder für eine Erhöhung um 25 Basispunkte gestimmt, während 3 Mitglieder sogar eine Anhebung um 50 Basispunkte gefordert hatten. Die Notenbank hat zudem die Prognose für den Höhepunkt bei der Inflation auf „leicht über 11 Prozent“ angehoben.
Gleichzeitig haben die Mitglieder ihre Konjunkturprognose gesenkt und gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal schrumpfen dürfte, nachdem zuvor ein Plus von 0,1 Prozent erwartet worden war. Offenbar belastet die horrende Inflation, die zuletzt auf 9 Prozent und damit das höchste Niveau seit 1982 nach oben geschossen war, - und weiter steigen wird – die Wirtschaft noch stärker als bislang befürchtet, nachdem die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal noch um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen war.
Gleichzeitig sind am Markt Zinserhöhungen um insgesamt mehr als 150 Basispunkte für die nächsten 3 Sitzungen eingepreist. Was das mit einer Volkswirtschaft machen dürfte, deren BIP bereits im zweiten Quartal schrumpfen soll, kann sich jeder selbst ausrechnen.
Wie geht’s weiter bei S&P500 und DAX?
In einem Umfeld, in dem die Sorgen der Investoren vor einer schnell heraufziehenden Rezession in den USA und damit der Weltwirtschaft rapide zunehmen, sollten meiner Meinung nach S&P500, Nasdaq und DAX die Talfahrt fortsetzen – zumal der US-Aktienmarkt trotz des bisherigen Kurseinbruchs weiterhin eine enorme Blase ist, während der DAX weiterhin alles andere als billig ist. In einem Rezessionsszenario ist der DAX mit einem KGV von 12 meiner Meinung nach viel zu hoch bewertet.
Dass in dem Umfeld die Börse nicht gerade begeistert auf die schwachen Absatzzahlen von Volkswagen AG für Mai reagiert hat und die Aktie zügig in Richtung des 52-Wochen-Tiefs läuft, sollte niemanden überraschen. Ebenso wenig überraschend ist es, dass ThyssenKrupp den geplanten Börsengang seiner Wasserstofftochter Nucera auf Eis gelegt hat.
Hingegen tendiert der Goldpreis weiterhin seitwärts und hält sich damit bemerkenswert gut, oder? Obwohl der Kurseinbruch an den Aktienmärkte dafür sorgt, dass Investoren nach Margin Calls Liquidität brauchen und dabei auch Gold verkaufen, um sich Liquidität zu verschaffen. In einem Rezessionsszenario könnten aber die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen plötzlich nach unten rauschen – je aggressiver die Fed die Leitzinsen anheben sollte, umso mehr sollten sich die Rezessionssorgen verstärken und umso kräftiger sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach unten rauschen. Das sollte den Goldpreis stützen.
Allerdings könnte der Dollar gegenüber dem Euro und vielen anderen Währungen weiter deutlich steigen – in einem Krisenszenario flüchten Investoren üblicherweise in den sicheren Hafen Dollar. Ob das allerdings den Goldpreis belasten wird, wird sich zeigen, schließlich ist der steigende Dollar ein Krisensignal und in dem Umfeld könnte Gold durchaus ebenfalls zum sicheren Hafen werden.
Wichtige Konjunkturdaten im Fokus
Umso nervöser warten Investoren auf eine Reihe von US-Konjunkturdaten. So werden am Dienstag, 21. Juni um 16 Uhr die US-Verkäufe bestehender Häuser veröffentlicht, am Freitag, 24. Juni folgen ebenfalls um 16 Uhr jene neuer Häuser. Ich gehe davon aus, dass beide Zahlen deutlich schwächer als erwartet ausfallen, weil die annähernde Verdopplung der Hypothekenzinsen innerhalb von 12 Monaten auf zuletzt 6,0 Prozent den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung für potenzielle Immobilienkäufer so unerschwinglich macht wie nie zuvor.
Am Freitag wird auch der ifo Geschäftsklimaindex bekanntgegeben (10 Uhr), der üblicherweise der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft ist. Ich werde mir dabei vor allem die Komponente mit den Geschäftserwartungen der Unternehmen anschauen. Im Umfeld einer heraufziehende Rezession in den USA und der Weltwirtschaft, sollte die Erwartungskomponente deutlich nach unten rauschen, was kein gutes Signal für den DAX wäre.
Diese und ähnliche Themen analysiere ich jeden Dienstagabend um 18 Uhr in der Sendung „Euer Egmond“ von BNP Paribas Zertifikate ebenso wie US-Konjunkturdaten, und wie es in dem Umfeld bei S&P500 und DAX, einigen Einzelwerten aus den Indizes, EUR/USD und Gold weitergehen könnte. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich die Sendung anschauen würden.
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