Kommentar
07:30 Uhr, 19.09.2025

Fed erfüllt Anlegern ihre Wünsche

Die Anleger haben von der US-Notenbank (Fed) genau das bekommen, was sie sich erhofft hatten: Einerseits hat die Fed eine Leitzinssenkung beschlossen, andererseits wurden weitere Lockerungen in Aussicht gestellt, und zwar mehr als bislang.

Konkret wurde der Leitzins, wie mehrheitlich erwartet, um 25 Basispunkte auf die neue Spanne von 4,00 % bis 4,25 % heruntergesetzt. Einige Marktteilnehmer hatten hier auf eine Senkung um 50 Basispunkte gehofft. Dieser Wunsch wurde dadurch teilweise befriedigt, dass die Fed nun bis zum Jahresende noch zwei weitere Zinssenkungen um insgesamt 50 Basispunkte avisiert hat, eine mehr als zuvor. Darauf deuten neben den aktualisierten Projektionen der Fed auch die sogenannten "dot plots" hin, also die Zinsprognosen der einzelnen Notenbankmitglieder (siehe folgende Grafik).


(Quelle: federalreserve.gov)

Damit ist nun davon auszugehen, dass auf jeder der noch verbleibenden zwei FOMC-Sitzungen der Leitzins um jeweils 25 Basispunkte reduziert wird. Am Zinspfad für die kommenden Jahre 2026 und 2027 gab es derweil nur geringe Änderungen. Hier zeigen die dot plots jeweils nur noch einen Zinsschritt um 25 Basispunkte an. Somit ziehen die Notenbanker die Zinssenkungen lediglich ein wenig vor.

Prognosen geben keinen Anlass zu schnelleren Zinssenkungen

Interessant ist dies vor dem Hintergrund, dass die Währungshüter mit ihren aktualisierten Konjunkturprognosen im Median für dieses Jahr unverändert mit einer Inflation von 3 % rechnen, die damit immer noch deutlich über dem 2%-Ziel der Notenbank liegen würde. Zugleich wird weiterhin mit einer Arbeitslosenquote von 4,5 % gerechnet. Beim Wirtschaftswachstum ist die Notenbank sogar etwas optimistischer als im Juni und veranschlagt für 2025 ein Plus von 1,6 %, nach bislang +1,4 %.


(Quelle: federalreserve.gov)

Eigentlich gäbe es vor diesem Hintergrund gar keinen Anlass, beim Zinssenkungstempo etwas mehr Gas zu geben. Aber scheinbar wurde der (politische) Druck zu groß.

Fed gewichtet Arbeitsmarktrisiken leicht höher

Begründet wurden die derzeitigen Zinsmaßnahmen und -aussichten jedenfalls mit dem sich abschwächenden Arbeitsmarkt. Im schriftlichen Statement hat die Fed im Rahmen ihres dualen Mandats den Arbeitsmarkt aktuell deutlich höher gewichtet als die Inflationsrate. "Der Ausschuss ist sich der Risiken für beide Seiten seines Doppelmandats bewusst und kommt zu dem Schluss, dass die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung gestiegen sind", heißt es konkret zum Zinsbeschluss.

Trumps Neuer setzt ein Statement

Erwähnenswert ist ansonsten noch, dass sich die von US-Präsident Donald Trump ernannten Fed-Gouverneure Michelle Bowman und Christopher Waller, die sich bereits bei den vergangenen Zinssitzungen für Senkungen ausgesprochen hatten, dieses Mal mit den anderen Notenbankmitgliedern einig waren. Nur Stephan Miran, der erst kürzlich von Trump in das Notenbank-Komitee (FOMC) berufen wurde, stimmte für eine große Zinssenkung um 50 Basispunkte.

DAX erobert Seitwärtsspanne zurück

Da die Fed den Anlegern ihre Wünsche erfüllt hat, legten die Aktienmärkte wieder einmal zu. Dem DAX gelang dadurch die Rückkehr sowohl in die kurz- als auch die längerfristige Seitwärtsspane, aus der er erst vorgestern nach unten ausgebrochen war. Dort haben sich die Kurse an der Mittellinie bei 23.595 Punkten eingependelt (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart).

Der Ausbruch nach unten stellt somit aktuell eine Bärenfalle dar. Häufig ziehen solche Fehlsignale eine starke Bewegung in die entgegengesetzte Richtung nach sich. Man könnte also nun mit einer spekulativen Long-Position darauf setzen, dass die (ABC-)Korrektur zu Ende gegangen ist.

Als spekulativ ist diese Position zu betrachten, weil die Korrektur des DAX damit ungewöhnlicherweise in der saisonal schwachen Börsenzeit beendet wäre. Diese hat für die US-Indizes gerade erst begonnen. Da sich die US-Märkte aber in einer charttechnischen Übertreibung, aus meiner Sicht sogar in einer Blase befinden, ist allerdings nicht gesagt, ob es dieses Jahr zu einer saisonalen Korrektur kommt. Übertreibungen können länger anhalten, als man denkt.

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