Kommentar
17:29 Uhr, 12.10.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 13. Oktober 2014

Sieben Tage in Folge markierte der FDAX neue Tages- und damit auch Bewegungstiefs innerhalb eines übergeordneten Abwärtstrends.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 8.788,81 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 150,56 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Auch zum Wochenende hin blieb eine versuchte Erholung im deutschen Aktienmarkt bereits im Anfang stecken und der Markt nahm den Verlauf der letzten Tage, nämlich weiter südwärts. Als Hauptargument wird weiterhin die erneut deutlich eingetrübte Konjunkturentwicklung in Europa und besonders in Deutschland aufgeführt. Besonders in unserem Land hatten sich die Konjunkturdaten jüngst auffällig eingetrübt, was einen Berenberg-Analysten veranlasste festzuhalten, dass „der Vertrauensschock der russischen Aggression in der Ostukraine“ Deutschland „besonders hart getroffen“ hätte.

Doch auch die US-Märkte mussten am Freitag deutlich Federn lassen, was auf einen wahrscheinlich grundlegenden Stimmungsumschwung in den Märkten hinweist. Gingen die Akteure bisher davon aus, dass es gerade die schwache Konjunkturentwicklung sei, welche die Zentralbanken befeuere, hier mit großzügiger Geldpolitik gegenzusteuern, scheinen jetzt die Interpretationen zu drehen. Wie es aussieht, gewinnen jetzt die Skeptiker zunehmend die Oberhand, welche sich auf die Ergebnisse der Realwirtschaft fokussieren und hier auf etwas „Trübes, Trauriges“ blicken und damit immer nachhaltiger ihr Anlagekapital aus dem Aktienmarkt in den Rentenmarkt überführen.

DAX / FDAX

DAX – Wochenchart

Die strategisch relevante Ausgangslage im DAX-Index (auf Wochenbasis) ist zweifellos kritisch einzuschätzen, sofern wir der klassischen Formationslehre folgen. In der letzten Handelswoche hatte sich der Abschwung des Index beschleunigt fortgesetzt und unterschritt in der Konsequenz nicht nur die untere Begrenzung des seit 2011 charttechnisch gültigen Aufwärtstrends, sondern vollendete im Sinne der Definition die übergeordnet definierbare komplexe Umkehrformation, deren Nackenlinie im Bereich um 8.913 / 03 herleitbar ist. Markttechnisch wird diese Entwicklung in diesem Zeitfenster ohnehin begleitet – hier liegt uns über den Richtungsfilter bereits seit einigen Wochen ein short-set-up vor, die Schwungkraft gewinnt auf der Unterseite weiter an Dynamik, bei einer seit Monaten vorliegenden negativen Divergenz zum Kursverlauf.

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Folgen wir den (eher diskretionären) Regeln der Formationslehre, lassen sich aus der vollendeten Umkehrformation zumindest formal weiterführend Kursabschläge bis in den 8.000er Bereich erwarten, auch wenn es kein „Durchmarsch“ sein sollte. Aber: die Impulsrichtung bleibt auch weiterhin, so wie die Wochen davor, die dominante Impulsrichtung, jede Erholung kann / muss als Korrektur eingestuft werden.

Setzen wir auch hier Reaktionspotentiale an, lässt sich folgende Grundaussage zum Kursverlauf des DAX-Index treffen:

(a) Eine formale aber nur temporäre Entspannung könnte man bei einer nachhaltigen Überwindung des Ausbruchsniveaus bei 8.903 unterstellen. Alles darunter ist ohnehin kritisch und weiter abgabelastig.

(b) Die Minimumkorrektur auf das Ausmaß der rechten Schulter errechnet sich im Bereich um 9.155 bis 9.209. Damit gilt: solange dieses Niveau nicht überschritten wird, sich der Kursverlauf innerhalb oder sogar noch unterhalb dieses Reaktionszieles im Falle einer Erholung erschöpft, müssen wir übergeordnet von weiter fallenden Kursen ausgehen.

(c) Erschwerend kommt hinzu, dass sich auf der Unterseite keine sinnvollen Unterstützungen anbieten (da wir hier nicht mehr mit echten Positionsschieflagen rechnen). Frühere Kurswendepunkte leiten sich im Bereich um 8.489 aus Oktober 2013 und um 8.094 aus September 2013 her. Der Definition nach müssen wir die möglichen, potentiellen Unterstützungsniveaus jedoch als „unzuverlässig“ einstufen.

(d) Von einer gewissen strategischen Nachhaltigkeit in einer möglichen Erholung, welche zumindest bis jetzt nicht einmal im Ansatz eingeleitet ist, könnten wir erst reden, wenn es dem Kursverlauf entweder gelingen würde, (1) die Minimumkorrektur nachhaltig zu überwinden, (2) oder / und im Vorfeld eine Umkehrformation im Wochenchart auszubilden.

Diesen Aspekt im Hinterkopf, müssen wir zumindest aus analytischer Sicht weiterhin davon ausgehen, dass wir durchaus mit einer Erholung in naher (?) absehbarer Zeit werden rechnen können (zumindest spräche hier nichts dagegen), aber eine klare Indikation dafür, obendrein noch, welche eine nachhaltige Erholung zulassen würde, gibt es bisher nicht. Der DAX ist strategisch bearish, einhergehend mit einer vollendeten Umkehrformation und kaum sinnvoll darstellbaren Unterstützungen. Der wichtigste Widerstand im Wochenchart und die wohl auch von vielen Akteuren beachtete wichtigste Hürde bleibt das Durchbruchsniveau um 8.903 / 8.913.

FDAX

Tageschart

Der Tageschart des Future auf den DAX (FDAX) weist uns weiterhin einen intakten Abwärtstrend aus. Dieser Abwärtstrend erfüllt bisher auch weiterhin alle chart-, wie auch markttechnischen Beurteilungskriterien in jeder Hinsicht. Auffällig ist die bisherige hohe Bewegungsdynamik des Abschwungs, welche sich dadurch auszeichnet, dass alle jüngst gesehenen Erholungen das jeweilig errechnete minimale Reaktionspotential nicht erreichten oder (wie in einem Falle – am 09. Oktober) zwar knapp erreichte, dieses aber nicht ausschöpfte und erst recht nicht überschritt.

Bereits in der Vorwoche hatten wir eine Beschleunigung des Abwärtstrends im Tageschart festgestellt und einen steiler verlaufenden Abwärtstrend angetragen. Dieser setzte sich in den letzten Handelstagen durch, verlief aber auch überaus sauber innerhalb der Kanalbegrenzungen. Erst am Freitag wurde wiederholt die untere Kanalbegrenzung angehandelt, wie bereits am Dienstag der Vorwoche.

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Mit Unterschreiten der 8.913 Punkte, wurde auf Tageschartbasis das „letzte“ sinnvoll herleitbare orientative Unterstützungsniveau nach unten hin raus genommen, was uns weiterhin einzig mit Projektionen auf der Unterseite arbeiten lässt – in Ermangelung konkreter potentieller Unterstützungsmarken.

Der unterlegte Richtungsfilter im FDAX Tageschart-Zeitfenster ist short, die Schwungkraft nimmt auf der Unterseite weiter zu und bewegt sich bereits seit einigen Tagen im überverkauften Bereich.

Auf der Oberseite leiten sich folgende mögliche Widerstände her: die 8.891 / 8.910 als minimales Reaktionspotential, abgeleitet aus dem jüngsten Bewegungsfraktals des übergeordneten Abwärtstrends – hier setzen wir als Fraktalspitze die 9.143,50 an), die 8.913 Punkte (Ausbruchsniveau), die 8.953 / 8.954 (obere Begrenzung (HC) des steiler angepassten Abwärtstrendkanals, gleichfalls Normalkorrektur aus jüngstem Bewegungsfraktal), die 8.999 / 9.017 (Maximumkorrektur – abgeleitet aus dem o.g. jüngsten Bewegungsfraktal), die 9.018 / 9.055 (Minimumkorrektur bezogen auf die Wegstrecke des übergeordneten Abwärtsfraktals ab 9.523,50), die 9.143,50 (letztes / jüngstes Reaktionszwischenhoch des laufenden Abwärtstrends).

Welche Überschneidungen fallen nahe des Schlusskurses vom Freitag auf und könnten zu Wochenbeginn interessant werden?

Die Minimumkorrektur auf das jüngste Bewegungsfraktal fällt mit dem Ausbruchsniveau um 8.913 zusammen, was den Bereich um 8.891 bis 8.913 als Sog-Widerstand sehr interessant macht.

Die 8.953 / 54 ergibt sich aus zwei Ziel-Widerständen: HC des angepassten Abwärtstrendkanals und Normalkorrektur aus jüngstem Bewegungsfraktal.

Minutenchart

Der FDAX zeigt im intraday-Kursverlauf (30 Minuten) ebenfalls (und selbstredend) einen gültigen Abwärtstrend auf, der im Großen und Ganzen der Abfolge „fallende Tiefs und fallende Hochs“ Rechnung trägt.

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Auffallend hier: es leitet sich eine vorsichtige positive Divergenz der Stärke zum Kursverlauf her, hinzu kommt die Nähe des Kurses zur unteren Trendkanalbegrenzung (LC), was zumindest eine Gewisse analytische Chance eröffnet, dass der FDAX zu Wochenbeginn einen vorsichtigen Erholungsversuch starten könnte.

Szenario:

Nach sieben Tagen in Folge mit anhaltenden Tagestiefs, halten wir es für wahrscheinlich, dass sich der FDAX zu Wochenbeginn erholt.

Aus charttechnischer Sicht gibt es aktuell kein Indiz, welches klar und statistisch bewertbar eine Erholung / Reaktion innerhalb eines dominanten Abwärtsimpulses ableiten lässt. Von der Warte her können wir nur auf (a) ein leicht überverkauftes Niveau in den höheren Zeitfenstern verweisen (was durch die bisher festgestellt hohe Abwärtsdynamik etwas relativiert wird) und (b) auf die Nähe der unteren Trendbegrenzung (LC). Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der auf eine Erholung zu Wochenbeginn „hoffen“ lässt: feiertagsbedingt könnten ein Großteil von US-Orders bereits am Freitag abgearbeitet worden sein, was zu Wochenbeginn mögliche Eindeckungskäufe aus dem Kurzfristhandel nicht behindern / deckeln sollten.

Praktische Konsequenz

Wir werden im Morgen-Meeting eine mögliche Long-Kern-Positionierung besprechen und diese im Stream konkretisieren und (wenn es zur Eröffnung einer solchen kommt) entsprechen kommentierend begleiten.

Bund-Future

Der Anleihemarkt ist zweifellos der große Gewinner der sich wieder eintrübenden konjunkturellen Gesamtlage in der Weltwirtschaft im Allgemeinen und in Europa und Deutschland im Besonderen. Charttechnisch weist der Kursverlauf des Future steil aufwärts, jedes sich ausbildende Erschöpfungsmuster (siehe Donnerstag der Vorwoche) wird bisher rasch entschärft und der Future klettert von Rekord zu Rekord.

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Wie im Kursverlauf des DAX / FDAX haben wir auch im FGBL eine Impulsrichtung (hier allerdings aufwärts ausgerichtet), jede Kursabschwächung gilt demnach formal als Reaktion. Auffällig ist (besonders in den intraday-Charts 30 und 60 Minuten), dass nach oben hin derzeit die Schwungkraft etwas nachlässt (wir finden negative Divergenzen zwischen Kursverlauf und Schwungkraftentwicklung vor), doch wirken sich diese derzeit kaum nennenswert auf die Kursentwicklung des Renten-Kontrakts aus.

Dennoch halten wir es zumindest zu Wochenbeginn für wahrscheinlich, dass leichte Gewinnmitnahmen einsetzen könnten (getrieben aus dem Kurzfristhandel), sollte der Aktienmarkt tatsächlich eine erwartete Erholung durchsetzen können. Über die Markttechnik ließe sich eine solche Entwicklung zumindest mit den Divergenzbildungen im Tages-, Stunden- und 30 Minuten-Chart begründen.

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Zur Definierung möglicher Chartmarken auf der Unterseite (Ziel-Unterstützungen) fokussieren wir auf den Stunden-Chart des FGBL. Unterhalb der 150,53 leitet sich die 150,31 her, deren Unterschreiten dem Kursverlauf zumindest analytisch Platz bis in den Bereich um 150,14 und dann 150,02 eröffnet.

Auf der Oberseite haben wir praktisch nur noch am Allzeithoch bei 150,78 eine mögliche Wendemarke.

Der Richtungsfilter im Tageschart weist ein absolut intaktes long-set-up aus, im Stunden-Chart wird dieses neutral ausgewiesen.

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  • stock market chief
    stock market chief

    Exzellente

    Ausarbeitung DAX/FDAX!

    02:35 Uhr, 13.10.2014
  • stock market chief
    stock market chief

    02:33 Uhr, 13.10.2014

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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