Kommentar
05:45 Uhr, 08.04.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 08. April 2014

Die Aktienmärkte rissen im gestrigen Handel all jene Kursniveaus, welche die Reißleine für das Festhalten an einer optimistischen Erwartungshaltung rechtfertigten. Folglich werden wir Umdenken müssen.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.510,85 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 143,58 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unterhttp://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

Allgemeine Markteinschätzung

Der gestrige Wochenstart war kein guter Tag für den Aktienmarkt. Die US-Börsen machten dort weiter, wo sie Freitag geendet hatten, Europas Börsen gaben ebenfalls deutlich nach. Und jeder Markt hatte seinen eigenen Grund für die nachhaltigen Kursabschläge:

Europas Börsen litten unter der erneut aufkochenden Spannungssituation in der Ukraine. Wie es in der Presse heißt, lassen sich Parallelen in einzelnen Regionen der Ost-Ukraine zu Entwicklungen auf der Krim ziehen und es könnte sich abzeichnen, dass es auch hier zu Bestrebungen kommen könnte, dass sich diese Gebiete von der Ukraine lossagen wollen und eine Angliederung an Russland anstreben. Die Bild-Zeitung zeigt dazu passend erneut Fotos von vermummten, ungekennzeichneten Soldaten, welche zum „Schutz“ der aufbegehrenden Bevölkerung aufziehen – was Erinnerungen weckt. Der Westen reagiert bereits aufs Äußerste alarmiert, das Pentagon entsandte am Montag Kriegsschiffe in Richtung Schwarzes Meer.

Ein weiterer, für die Börsen belastender Faktor waren gestern Aussagen aus dem Kreise einiger EZB-Verantwortlicher, welche die am Freitag aufgekochte Fantasie für einen QE in Europa deutlich abkühlten. Plötzlich rückten die Anleihekäufe vom Standpunkt einer realistischen und bevorstehenden Aktion in die Ecke einer theoretischen Option unter vielen. Es sei ein langer Weg von der Planung bis zur Umsetzung, hieß es gestern sinngemäß aus dem Zentrum der Europa-Bank und würde erst dann als Alterative in den engeren Fokus rücken, wenn sich die deflationäre Gesamtsituation auf dem Alten Kontinent weiter zuspitzen werde.

An den US-Börsen wurde im Hinblick auf die heute Abend (nach Börsenschluss) beginnende Berichtssaison verkauft. Wie es in der Presse hieß, habe sich Skepsis gegenüber der nun beginnenden Zahlenflut verbreitet. Eine Vielzahl von Anlegern erwarte eher maue Ergebnisse. „Es gab bei den Prognosen Abwärts-Revisionen, sowohl beim Ergebnis- wie beim Umsatzwachstum“, sagte ein Experte vom Handelshaus Cuttone & Co gegenüber DJNW. Immer wieder wird dabei auf den harten Winter verwiesen, der auch für eine Abkühlung der Fantasie gesorgt habe, setzte die gestrige Einschätzung fort.

Im Ergebnis gaben der Dow Jones um 1,02 Prozent nach und schloss den zweiten Tag in Folge fast am Tagestief, der S&P 500 sah nicht besser aus und erreichte am Tiefpunkt des Tages fast die untere Begrenzung der im März begonnenen Konsolidierungszone. Damit richtete sich hier das Augenmerk auf die 1.842 / 1.839, welche als untere Bereichsbegrenzung zur Disposition stehen.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung

Der gestrige Handelstag brachte für den FDAX die mögliche Notwendigkeit mit sich, charttechnisch umdenken zu müssen. Im Tagestief rutschte der Future auf 9.470,50 Punkte (Schlusskurs 9.502,50), womit der Kursverlauf (a) das errechnete minimale Reaktionspotential, bezogen auf die Wegstrecke des letzten Bewegungsfraktals des vorangegangenen Aufwärtstrends (9.559 / 9.533) mehr als ausgeschöpft und unterschritten hat und (b) die Minimumkorrektur der Gesamtstrecke des Aufwärtstrends seit Mitte März erreichte (9.472 / 9.433). Hinweisen möchten wir auch auf den Sachverhalt, dass die Normalkorrektur der Wegstrecke des letzten Fraktals bei 9.469 nur um 1,50 Punkte verfehlt wurde.

Aus charttechnischer Sicht unterschritten DAX und FDAX per gestern auch ihre untere Trendkanalbegrenzung innerhalb des Tagescharts.

Marktbeurteilung nach dem Conviction Circle

(1) Einschätzung der grundsätzlichen Ausrichtung der Aktienmärkte: Machen wir uns nichts vor: sowohl das Kursverlaufsbild der US-Indizes, als auch das der Börsen in Europa hat spätestens seit gestern einen auffälligen Schlag abbekommen. Es wäre bei der aktuellen Marktlage, was die fundamentalen Rahmendaten betrifft, auch alles andere als wahrscheinlich, dass sich diese Entwicklung nun kurzfristig „heilt“. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Bild rasch wieder deutlich aufhellt, schätzen wir nach der gestrigen Entwicklung als niedriger ein, als die weniger schöne Alternative, dass sich hier und jetzt ein möglicher, weiterführender Kursrücksetzer entfalten könnte. Im S&P 500 wäre die 1.842 / 1.839 unsere letzte Auffangebene, um die seit Anfang März gültige Konsolidierungszone in ihrem Bestand zu erhalten, im Dow Jones wäre dies die 16.191. Der FDAX müsste nun mindestens seine erreichte Minimumkorrektur des Gesamttrends bei 9.472 / 9.433 halten, um sich wenigstens eine statistische Chance auf Erhalt einer positiven Grundtendenz im laufenden Fraktal zu erhalten. Spitzt sich die Lage in der Ukraine weiter zu, kommt die EZB nicht mit freundlicheren / stimulierenden Meldungen zu einem möglichen QE und fällt die Berichtssaison in den USA nicht besser als mittlerweile befürchtet aus, wäre auch das fundamentale Umfeld alles andere einladend.

(2) Technische Beurteilung DAX / FDAX: Wir hatten uns im Bezug auf den Tageschart des FDAX zwei „Markierungen“ definiert, bei deren Erreichen ein Umdenken im Rahmen unserer „weiterführenden Grundeinstellung“ zum Markt werde einsetzen müssen. Das war als erste Reißleine die 9.559 / 9.533 (Minimum-Korrektur und erstes errechnetes Reaktions-Ziel im Bezug auf das letzte Aufwärtsfraktal des vorangegangenen Aufwärtstrends). Wir hatten in den Vortagen immer wieder geschrieben, dass ein Unterschreiten dieses errechneten Reaktions-Zieles eine mögliche Long-Ausrichtung einer Kern-Position „zu den Akten gibt“. In der praktischen Konsequenz beendeten wir gestern auch unseren (zum Glück erfolgreichen) Handel, nachdem diese Ziel-Unterstützung auf der Unterseite fiel. Die statistische Bewertungsfrage, inwieweit der DAX / FDAX jetzt noch eine Chance im laufenden Gesamtfraktal hat, seinen Aufwärtstrend nach Abschluss der am Freitag eingeleiteten Reaktion zu erleben, ist die Minimumkorrektur, bezogen auf den gesamten, seit Mitte März gültigen Aufwärtstrend (zweite Marke). Dieses Niveau ist gestern erreicht worden und hielt bis jetzt. Folglich könnten wir sagen: ja, noch gibt es eine 67 prozentige Chance auf eine rasche Erholung. Und doch sind wir diskretionär skeptisch. Diese Aussage begründen wir mit einem Verweis auf die gestern am Ende gesehene doch recht hohe Dynamik auf der Unterseite.

Wir gehen jetzt wie folgt vor: wir errechnen jetzt die Reaktionspotentiale auf der Oberseite, somit im Bezug auf die Wegstrecke vom Tages- und Bewegungshoch vom Freitag der Vorwoche, bis zum gestrigen Tagestief. Erschöpft sich eine mögliche Erholung hier an der entsprechenden Minimumkorrektur, dann wäre dies die charttechnische Bestätigung für eine hohe Dynamik auf der Unterseite und sollte ein Indiz dafür sein, dass weitere Kursabschläge das wohl realistischste Szenario darstellen. In diesem Falle fokussieren wir dann auf die 9.338 – die errechnete Normalkorrektur des vorangegangenen Aufwärtstrends.

FDAX-und-Bund-Future-Handelstagebuch-vom-08-April-2014-Kommentar-Uwe-Wagner-GodmodeTrader.de-1

Die Korrektur-Ziele auf der Oberseite lauten: 9.560 / 9.573 (Minimum), 9.605 (Normal) und 9.637 / 9.650 (Maximum).

Die Markttechnik im Tageskursverlauf des FDAX interpretieren wir mittlerweile als „Neutral“. Der unterlegte träge Richtungsfilter zeigt straff aufwärts (long-set-up), die Schwungkraft ist auffällig rückläufig. Die nächst tiefer liegende, potentielle Ziel-Unterstützung (ableitbar aus dem Tageschart) wäre jetzt die 9.398, darunter fokussieren wir (wie gesagt) auf die 9.338.

(3) Wie sieht das Tagesmuster im FDAX aus? Wie interpretieren wir den FDAX intraday? Das gestrige Tagesmuster ist im FDAX als „schwarzer Block“ zu definieren. Dessen „Aussage“ ist klar negativ und schloss sich der Verkaufsindikation an, welche sich aus den Vormustern von Freitag und Donnerstag der Vorwoche bereits angedeutet hatte. Besonders das Zweitagesmuster (Donnerstag / Freitag) hatte ja ein systembedingtes Verkaufssignal generiert (wir hatten im gestrigen Handelstagebuch darauf verwiesen und dieses auch (zumindest im Ansatz) statistisch unterfüttert), welches erfolgreich umgesetzt werden konnte.

Die beiden intraday-Zeitfenster 30- und 60 Minuten sind ebenfalls derzeit alles andere als positiv in ihrer Ausrichtung zu bewerten. Es liegen uns in beiden Zeitfenstern intakte Abwärtstrends vor, welche sich nahtlos an die Abschläge von Freitagabend anschlossen, bestätigt durch die Markttechnik. Einzig die Schwungkraftentwicklung könnte hier einige vorsichtige Indikationen offen lassen, wonach sich vorsichtige Stabilisierungsansätze ableiten lassen könnten (achten Sie bitte auf die Konjunktiv-Form). Sollte es tatsächlich zu einer Erholung kommen, greifen unsere Erholungsetappen auf der Oberseite, an denen wir abschätzen wollen, ob und inwieweit eine nachhaltige Erholung erwartet / unterstellt werden kann oder nur die Ausformung eines jungen tertiären Abwärtstrends im Tageschart vorbereitet wird.

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(4) Geplante Handelsrichtung: Unsere Reißleine, welche in den Vortagen immer wieder nach oben hin angepasst wurde und bei deren Erreichen unsere positive Grundausrichtung wechseln sollte, wurde gestern erreicht. Folgerichtig müssen wir uns ab heute solange in der Grundtendenz negativ ausrichten, bis sich wieder das Gegenteil regelkonform erwarten lässt. Hierzu hatten wir bereits weiter oben die Reaktionspotentiale auf der Oberseite berechnet. Wir unterstellen: scheitert der FDAX im Zuge einer möglichen Erholung an der 9.560 / 9.573 (oder erreicht diese nicht einmal), unterstellen wir eine deutlich gestiegene Dynamik auf der Unterseite und eine Fortsetzung des Abschwungs (dann in Form eines tertiären Abwärtstrends) mit einer 68 prozentigen Eintrittswahrscheinlichkeit. Das „strategische Ziel“ in diesem Falle wäre die 9.338.

Kann sich im Erholungsfalle der FDAX über die 9.573 hinaus erholen, kommt die 9.605 (Normalkorrektur) ins Spiel. Hier läge dann die Chance auf eine nachhaltige Stabilisierung des Kurses auf „hohem Niveau“ bei etwa 50 Prozent. Gelänge auch die Überwindung der Normalkorrektur, richten wir uns auf die Maximumkorrektur bei 9.637 / 9.650 aus. Dieses Erholungsausmaß halten wir aktuell aus diskretionärer Sicht jedoch für weniger wahrscheinlich.

Somit konkret: Folgen wir unseren Regelwerken, richten wir uns heute in der angedachten Grundeinstellung auf der Südseite aus. Konkrete intraday-Positionierungen werden wir wieder im Stream diskutieren (wobei sowohl die Long-, als auch Short-Seite denkbar ist). Dennoch fokussieren wir heute vorrangig auf die Short-Seite.

Wir möchten an dieser Stelle noch auf eine mögliche systembasierte Trading-Chance verweisen: eröffnet der FDAX heute unterhalb des gestrigen Tagestiefs von 9.470,50 Punkten, so wird dieses zum Long-Trigger mit Kurs-Ziel bis 9.500,50 Punkten und einem Stopp-Kurs bei 9.445 Punkten. In den letzten vier Jahren trat eine solche Entwicklung 33 Mal auf, wovon 23 Trades im Plus endeten, 10 Trades beendeten sich im Minus. Die Trefferquote lag bei 69,70 Prozent, der Profit Faktor bei 2,68. Seit 2010 liegen alle Jahre im Plus.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Der Bund-Future konnte am gestrigen Montag seine Kursgewinne behaupten, temporär sogar ausbauen, trotz einer Dämpfung der Hoffnungen auf ein QE durch die EZB. Hier spielt jetzt sicherlich auch die Sorge über die Entwicklung in der Ukraine mit hinein.

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Der Tageschart des FDAX zeigt uns unverändert eine moderat positiv ausgerichtete Konsolidierungsphase in den Grenze um 143,97 / 144,08 auf der Oberseite und 142,49 auf der Unterseite. Der unterlegte Richtungsfilter ist dabei weiterhin latent und stetig long ausgerichtet. Die Markttechnik werten wir im Tageschart neutral.

Im Stunden-Chart muss sich jetzt zeigen, inwieweit eine Konsolidierung auf hohem Niveau durchsetzbar bleibt. Wir fokussieren hierbei unverändert auf die 143,70 / 143,73 bis 143,79 auf der Oberseite, welche hier die Bereichsbegrenzung bildet und auf die 143,34 auf der Unterseite. Solange der FGBL innerhalb dieser Spanne verbleibt und obendrein die Unterseite nicht nachhaltig unterschreitet, werten wir diese Entwicklung als Indiz der Stärke. Beachten Sie bitte, dass die errechnete Minimumkorrektur, bezogen auf den Aufwärtsimpuls vom Freitag, mit der unteren Bereichsbegrenzung der laufenden Konsolidierungszone zusammenfällt. Angepasst an das gestrige neue Bewegungshoch errechnet sich die Minimumkorrektur jetzt im Bereich um 143,36 / 143,31.

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Die Markttechnik trübt sich im Stundenchart jedoch leicht ein: der Richtungsfilter steht vor einem Wechsel auf short (aktuell noch neutral), die Stärke ist nachlassend.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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