Fundamentale Nachricht
10:34 Uhr, 10.09.2024

EZB vorerst vorsichtig bei Zinssenkungen - Risiken einer Überstraffung?

Nachdem die EZB auf ihrer Juli-Sitzung trotz der Anzeichen einer Abschwächung der Konjunktur an ihrem bisherigen Kurs festgehalten hat, erwartet Annalisa Piazza, Analystin für festverzinsliche Wertpapiere bei MFS Investment Management, auf der Sitzung am 12. September nun eine Zinssenkung um 25 Basispunkte.

„Der Zinsschritt ist aufgrund der aktualisierten Projektionen der Notenbank gerechtfertigt. Danach sollte die Inflationsrate bis zum zweiten Halbjahr 2025 wieder die Zielmarke erreichen. Die Senkung wird allgemein erwartet und ist bereits eingepreist.

Die Märkte gehen derzeit davon aus, dass der Zins schrittweise bis auf 2,25 % gesenkt wird. Es ist unwahrscheinlich, dass die geldpolitische Entscheidung dieser Woche zu großen Bewegungen an den Märkten führen wird – es sei denn, die EZB deutet kurzfristig schnellere Zinssenkungen an. Damit ist aktuell jedoch nicht zu rechnen. Wahrscheinlicher ist, dass die EZB ihren datenbasierten Ansatz beibehält und bekräftigt, dass mehr Beweise für einen Rückgang der zugrunde liegenden Inflation erforderlich sind, bevor sie die Inflation für besiegt erklärt.

Während der Pressekonferenz werden wir auf zwei Faktoren achten. Erstens: Wie viel Gewicht wird die EZB den zusätzlichen Abwärtsrisiken für das Wachstum beimessen? Zweitens: Wie stark rückwärtsgewandt bleiben die Ansichten der Ratsmitglieder, die zur Straffung tendieren? Zumindest Isabel Schnabel scheint ihre Ansicht nicht geändert zu haben.

Die Risiken für das Wirtschaftswachstum nehmen eindeutig zu. Deshalb gibt es ein zusätzliches Element der nachfragegesteuerten Disinflation, das in Zukunft berücksichtigt werden muss. Wie lange ist die EZB bereit, die Geldpolitik straff zu halten, obwohl ein solider nachfragegetriebener Aufschwung nicht durch ein entsprechendes Wachstum gestützt wird? Wir vermuten, dass es im September zu früh ist, um das Mantra des datenbasierten Handelns aufzugeben. Möglicherweise ist der Oktober der richtige Moment für die Erkenntnis, dass sich mittelfristig das Risiko einer Disinflationsspirale nur mit einem Schritt hin zur Neutralität vermeiden lässt. Und auch die nächste Entscheidung der Fed wird von entscheidender Bedeutung sein – obwohl die EZB natürlich immer behaupten wird, dass ihre Entscheidungen nicht von einer anderen Zentralbank beeinflusst werden.“

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