Fundamentale Nachricht
16:04 Uhr, 18.09.2024

Fed: Die Zinssenkung kommt – aber was kommt dann?

Benoit Anne, Anleiheexperte bei MFS Investment Management, kommentiert die Geldpolitik der US-Notenbank vor ihrer heutigen Sitzung.

„Die Fed weiß, was sie zu tun hat, denn endlich ist es soweit: Das Konjunkturumfeld erlaubt die lang ersehnte Lockerung der Zinsschraube. Allerdings dürfte es noch etwas zu früh sein, die Sektkorken knallen zu lassen. Immerhin hat sich nach den letzten Arbeitsmarktdaten in den USA eine gewisse Unruhe unter Investoren aufgebaut. Mit anderen Worten: Es bleibt kaum Spielraum für ein weiteres Abflauen der Wirtschaft, bevor das Risiko einer Rezession wieder zu einer ernsthafteren Sorge wird.

Im Hinblick auf die Inflation verdient die Fed große Anerkennung. Der Abwärtstrend der Teuerungsrate hat sich verfestigt. Noch wichtiger ist, dass die Fed möglicherweise das erreicht hat, was viele vor einem Jahr für unmöglich hielten: eine weiche Landung der US-Wirtschaft. Diese erste Zinssenkung ist erst der Beginn eines langen Zyklus und ein positives Signal für Anleihen – aber die Notenbanker haben noch viel Arbeit vor sich. Das Ziel liegt immer noch in weiter Ferne, ein Leitzinssatz mit einer Drei vor dem Komma, nicht mit einer Fünf.

Kurz vor der Fed-Sitzung schwankt die Marktmeinung immer noch zwischen einer Zinssenkung um 25 Basispunkte und einer um 50 Basispunkte. Rechnerisch eingepreist sind 36 Basispunkte. Ein Schritt von 25 Basispunkten wäre vernünftig. Die Notenbank wird wohl eine geldpolitische Maßnahme vermeiden, die als Paniksignal interpretiert werden könnte. Letztendlich kommt es unserer Meinung nach darauf an, wie beharrlich und beständig die Zinssenkungen ausfallen werden, während sich die Fed gleichzeitig ihre Flexibilität für aggressivere Maßnahmen erhalten muss, falls sich das Makro-Umfeld verschlechtern sollte.

Warum ist die erste Zinssenkung der Fed eine so große Sache? Zunächst einmal wird sie zu einem Rückgang der Renditen für Cash führen. Vorsichtige Anleger könnten daraufhin ihre Cash-Allokationen reduzieren. Ein geldpolitischer Wechsel hin zur Lockerung kurbelt in der Regel die Risikobereitschaft weltweit an, es sei denn, er ist mit einem schweren Wachstumsschock verbunden. Anleihen stehen jedenfalls in nächster Zukunft gut da, sowohl unter Durations- als auch unter Renditegesichtspunkten und solange es bei einer weichen Landung bleibt.“

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