Fundamentale Nachricht
15:12 Uhr, 13.09.2024

EZB: Keine weitere Zinssenkung vor Dezember zu erwarten

Annalisa Piazza, Anleiheexpertin bei MFS Investment Management, beurteilt die Zinssenkung der EZB.

„Die EZB hat den Leitzinssatz wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt. Auch für die Zukunft sind keine großen Überraschungen zu erwarten. Die Notenbank ist nicht bereit zu signalisieren, dass die Zeit für eine beschleunigte Normalisierung der Politik gekommen sei. Innerhalb des EZB-Rates sind die Spannungen wahrscheinlich weiterhin sehr groß. Wer als Falke eine straffe Geldpolitik befürwortet, sorgt sich, dass die hohen Löhne der Vergangenheit auf die Inflationserwartungen durchschlagen könnten. Somit wird die Datenabhängigkeit der Zentralbankentscheidung erneut betont.

Die EZB hat bekräftigt, dass die Inflation im vierten Quartal „mechanisch“ steigen wird, ebenso wie die ausgehandelten Löhne. Eine Zinssenkung im Dezember ist immer noch möglich, auch wenn sich einige der Variablen optisch in die „falsche“ Richtung bewegen. In der Tat rechnen wir erst im Dezember mit der nächsten Zinssenkung. Die Messlatte für eine Senkung im Oktober liegt derzeit hoch, da es nicht genügend Daten gibt, die eine erneute Senkung rechtfertigen würden.

Christine Lagarde wollte eindeutig keine veränderte Denkweise der EZB vermitteln. Die Sichtweise des Rats ist insgesamt wahrscheinlich immer noch von einer gewissen Vorsicht geprägt, da die Anzeichen für einige Inflationskomponenten noch nicht ganz zufriedenstellend sind. Wir gehen davon aus, dass es noch einige Monate dauern wird, bis sich die zaghaften Anzeichen einer Abschwächung bei den meisten Inflationsvariablen als Trend bestätigen werden. Daher rechnen wir nicht vor Anfang 2025 mit einer Änderung des Zinssenkungstempos.

Anhand der Zinsstrukturkurve ist bereits sichtbar, dass am Markt Zinssenkungen von weniger als 150 Basispunkten innerhalb der nächsten 12 Monate erwartet werden. Nichtsdestotrotz werden die Anleger sehr empfindlich auf künftige Kommentare der Mitglieder des EZB-Gremiums reagieren. Es ist nämlich durchaus möglich, dass die Ansichten über die nächsten Schritte angesichts des insgesamt schwächeren Konjunkturbildes weit auseinandergehen.“

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