EZB pumpt noch mehr Geld in den Markt
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag ihre Geldpolitik im Rahmen ihres Zinsentscheids wie erwartet weiter gelockert.
Das Gesamtvolumen des bis mindestens Ende Juni 2021 laufenden Pandemie-Anleihenkaufprogramms PEPP wird um 500 Milliarden Euro auf nun 1,85 Billionen Euro (1.850 Milliarden Euro) erhöht, wie die EZB im Rahmen des Zinsentscheids mitteilte. Die Laufzeit wird bis mindestens März 2022 verlängert.
Die vorteilhaften Bedingungen bei längerfristigen gezielten Refinanzierungspaketen für die Banken (TLTROs), die den Banken unter bestimmten Bedingungen erlauben, zu einem Zinssatz von minus einem Prozent Geld bei der EZB zu leihen, werden um zwölf Monate bis Juni 2022 verlängert. Die Bedingungen wurden zudem leicht verändert. Die EZB will außerdem im kommenden Jahr vier zusätzliche längerfristige Pandemie-Notfallrefinanzierungsgeschäfte (Pandemic Emergency Longer-Term Refinancing Operations – PELTROs) anbieten.
Die Anleihenkäufe im Rahmen des regulären Kaufprogramms (APP), das kein Enddatum besitzt, bleiben bei 20 Milliarden Euro pro Monat. Ihre Swap- und Repo-Linien mit Zentralbanken außerhalb des Euroraums verlängert die EZB bis März 2022.
Der Leitzins bleibt auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Der Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz bei plus 0,25 Prozent. Der negative Einlagezins wirkt als "Strafzins" für die Banken und soll diese dazu bewegen, mehr Geld zu verleihen statt es bei der EZB zu parken. Die Zinsen sollen nicht angehoben werden, bis sich der Inflationsausblick auf robuste Weise dem EZB-Ziel annähert, wie es in der sogenannten Forward Guidance der EZB heißt. Die EZB betont in ihrem Statement, dass sie bereit sei, alle Instrumente wenn nötig anzupassen.
Eine Lockerung der EZB-Geldpolitik im Rahmen des heutigen Zinsentscheids war allgemein erwartet worden, nachdem EZB-Präsidentin Lagarde beim Zinsentscheid im Oktober selbst eine "Rekalibrierung" der Geldpolitik für Dezember angekündigt hatte. Die angekündigte Vergrößerung des Pandemie-Kaufprogramms PEPP um 500 Milliarden Euro lag eher am unteren Rand der Erwartungen. Einige Beobachter hatten auch mit einer Aufstockung um eine Billion Euro gerechnet.
"Die heute ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen werden dazu beitragen, die günstigen Finanzierungsbedingungen während der Pandemie aufrechtzuerhalten und dadurch die Kreditvergabe an alle Wirtschaftssektoren zu fördern, die Konjunktur zu unterstützen und mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten", teilte die EZB in ihrer Pressemitteilung zum heutigen Zinsentscheid mit. "Zugleich herrscht weiterhin große Unsicherheit, auch im Hinblick auf die Entwicklung der Pandemie und den Zeitpunkt der Bereitstellung von Impfstoffen. Wir werden die Wechselkursentwicklung mit Blick auf ihre möglichen Auswirkungen auf die mittelfristigen Inflationsaussichten auch weiterhin beobachten. Der EZB-Rat ist daher nach wie vor bereit, alle seine Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Teuerungsrate – im Einklang mit seiner Verpflichtung auf Symmetrie – auf nachhaltige Weise seinem Ziel annähert."
Updates von der Pressekonferenz ab 14.30 Uhr: Die Erholung im dritten Quartal sei stärker ausgefallen als erwartet und die Entwicklung von Impfstoffen sei ermutigend, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz. Die Pandemie sei aber weiter ein großes Risiko für die Wirtschaft der Eurozone und die Inflation bleibe sehr niedrig.
Die zweite Pandemiewelle dürfte zu einer starken wirtschaftlichen Kontraktion im vierten Quartal führen, sagte Lagarde. Die Schrumpfung dürfte aber weniger ausgeprägt sein als im zweiten Quartal. Die Risiken für den Ausblick blieben abwärts gerichtet, aber nicht so stark wie zuvor.
Die auf der Pressekonferenz vorgestellten Projektionen des EZB-Mitarbeiterstabs beinhalten nun ein BIP-Wachstum von minus 7,3 Prozent im Jahr 2020 (zuvor minus 8,0 Prozent), ein Wachstum um 3,9 Prozent im Jahr 2021 (zuvor: 5,0 Prozent) und 4,2 Prozent in 2022 (zuvor: 3,2 Prozent). Für 2023 wird ein Wachstum um 2,1 Prozent erwartet. Die Inflationsrate wird 2020 bei 0,2 Prozent (zuvor: 0,3 Prozent), 2021 unverändert bei 1,0 Prozent, 2022 bei 1,1 Prozent (zuvor: 1,3 Prozent) und 2023 bei 1,4 Prozent gesehen.
Die EZB rechnet mit einem Ende der Pandemie zum Jahresende 2021. Dann sei vermutlich Herdenimmunität erreicht und die Corona-Maßnahmen könnten größtenteils aufgehoben werden, sagte Lagarde mit Blick auf Prognosen von Wissenschaftlern.
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Da wurde aber mehr erwartet. Selbst im ZDF sprach man gestern von 600 Milliarden Euro. Daher steigt auch der Euro gegenüber dem US-Dollar erst einmal weiter...