Kommentar
21:13 Uhr, 26.10.2017

EZB-Geldpolitik: Neverending QE?

Den heutigen EZB Entscheid muss man gar nicht lange analysieren. Die Überraschung ist aber geglückt.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,16510 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,16510 $ (FOREX)

Anleger hatten eigentlich schon bei der letzten EZB Sitzung im September mit einer Kommunikation dahingehend gerechnet wie es mit der Geldpolitik weitergeht. Diesbezüglich kam nichts. Draghi gab immerhin den Ausblick, dass im Oktober eine Kommunikation stattfinden würde. Nun ist sie da und sie ist butterweich.

QE sollte bis Ende Dezember 2017 laufen. Es wurde erwartet, dass es nicht abrupt enden würde. Jeder rechnete damit, dass die Käufe über einen Zeitraum von mehreren Monaten reduziert werden würden. Die monatlichen Käufe werden reduziert - auf einen Schlag. Nun sollen nicht mehr 60 Mrd., sondern 30 Mrd. pro Monat gekauft werden.

Der Ausstieg hat damit zwar begonnen, aber anders als erwartet. Kaum jemand hat damit gerechnet, dass das reduzierte QE noch einmal 9 Monate lang laufen wird. Das ist die große Überraschung des Tages. Assets rund um den Globus haben entsprechend reagiert. Europäische Aktien schossen nach oben und der Euro verlor deutlich an Wert.

Die Reaktion ist nachvollziehbar, denn die Geldschwemme geht ungebrochen weiter. Grafik 1 zeigt, wie die EZB Bilanz monatlich weiter wachsen wird. Bis zum aktuellen Ende von QE schwillt der Anleihebestand auf mehr als 2,2 Billionen Euro an. Damit hält die EZB dann mehr als ein Fünftel der Staatsschulden.

Wie das überhaupt geht, ist ein wenig mysteriös. Die EZB kauft nach den Kapitalanteilen, die die einzelnen Länder halten. Estland hat 0,2 % Anteil. Entsprechend sollte die EZB auch 0,2 % der Käufe in estnische Anleihen stecken. Das tut sie nicht. Der Bestand liegt bei 65 Mio. Euro (Grafik 2). Es sollten aber eigentlich an die 4 Mrd. sein.


Der EZB sind bei einigen Ländern schon lange die Anleihen ausgegangen, die sie kaufen kann. Trotzdem läuft QE weiter. Mir ist ein Rätsel, wieso das noch nicht zu einer Diskussion geführt hat.

Wie dem auch sei, QE wurde verlängert und nach der Erfahrung (QE wurde nicht zum ersten Mal verlängert) gewinnt man fast den Eindruck, dass ewig so weitergehen wird. Was kommt im September 2018 - eine weitere Verlängerung mit 15 Mrd. pro Monat bis Juni 2019? Geht es in diesem Tempo weiter, bin ich wahrscheinlich in Rente bis das Programm beendet ist.

Clemens Schmale

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16 Kommentare

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  • sphinx05
    sphinx05

    Herr Schmale,
    vorher geht Draghi in Rente bzw seine Amtszeit endet mW 2019

    12:58 Uhr, 27.10. 2017
  • 1 Antwort anzeigen
  • agnostika
    agnostika

    Ich stelle mich mal blöd, weil ich das gut kann.....Die EZB hat links auf der Bilanz die Assets, also die 2,5 Billionen Euro Staatsanleihen. Rechts steht als Finanzierung / Verbindlichkeit die Geldmenge......Und was ist, wenn nach einer dramatischen Nachtsitzung beschlossen wird, die Bilanz einfach zu kürzen? Die Staatsanleihen verfallen einfach ersatzlos. PUFF! Die Eigentümer der EZB spielen mit. Die EZB verliert ein bisschen zukünftigen Ertrag, nämlich die Zinsen auf die Staatsanleihen, also nur Verlust im Sinne von entgangenem Gewinn. Die Luckes, Gauweilers und Henkels dieser Welt hyperventilieren und alle anderen machen mit, weil der breiten Masse Ordnungspolitik wumpe ist, sich an ihrem Kontostand nix geändert hat, keine neuen Steuern erhoben werden, der Bruttoschuldenstand der Länder sinkt, das Rating steigt und formal sogar der staatliche Haushalt besser wird, da ca. 25-30% der Zinszahlungen entfallen. OK, die Bundesbank / EZB-Gewinne werden kleiner, aber die haben sich ja eh aus den Zinszahlungen der Staatsanleihen gespeist.....Schöner Taschenspielertrick, oder?

    22:54 Uhr, 26.10. 2017
    2 Antworten anzeigen
  • bembes
    bembes

    ja. das paßt....so träumen die Politiker und die EZB-Bonzen......zum glück betrifft mich das nicht.....alles Verbrecher !!!!!!!

    Staatsschulden durch die EZB finanziert....und dadurch durch die BRD....wo bleibt das Bundesverfassungsgericht.....

    die gesamte Bevökerung wird verarscht !!!!!!!

    Das bittere ENDE wird mit der EZB und den Schulden kommen !!!!!!!

    21:50 Uhr, 26.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Herr Schmale Sie ( Wir )sind dann wahrscheinlich in Rente und die EBZ exestiert bis dahin nicht mehr.

    21:18 Uhr, 26.10. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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