Fundamentale Nachricht
13:13 Uhr, 09.09.2021

EZB: „Dies ist kein Tapering*!“

François Rimeu, Senior Strategist bei La Française AM, erwartet nach der heutigen EZB-Pressekonferenz eine gewisse Volatilität mit moderat höheren Zinsen.

Auf ihrer Pressekonferenz am 9. September wird die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich zwei wichtige Themen ansprechen: neue makroökonomische Prognosen und ein Update zum Pandemie-Notkaufprogramm (PEPP). Im Hinblick auf die Wirtschaft erwarten wir, dass die EZB angesichts der Fortschritte bei der europäischen Impfkampagne – trotz eines Abflauens in China und den USA – einen optimistischen Ton beibehalten wird. Jedoch wird sie betonen, dass die Ungewissheiten im Zusammenhang mit Corona bestehen bleiben. Wir gehen davon aus, dass die neuen makroökonomischen Prognosen ein verbessertes Wachstum für 2021 (4,8 % gegenüber 4,6 % im Juni) und generell eine höhere Inflation, aber insbesondere im Jahr 2021 (2,2 % gegenüber 1,9 % im Juni), aufweisen werden.

Wir gehen davon aus, dass die EZB das Ankaufprogramm (von 80 Mrd. € auf 70 Mrd. € pro Monat) reduzieren wird, um den sich verbessernden Wirtschaftsaussichten und ihrer Absicht Rechnung zu tragen, den Finanzrahmen des PEPP vollständig auszuschöpfen. Wir glauben nicht, dass der EZB-Rat eine Erklärung über die Zukunft des Pandemie- und Anleihekaufprogramms nach dem erwarteten Ende des PEPP im März 2022 abgeben wird.

Die jüngsten positiven Inflationsüberraschungen, auch wenn sie nur vorübergehend sind (was sich noch herausstellenmuss), setzen die EZB unter Druck. Angesichts einer höheren Wachstumsprognose wird es keine leichte Aufgabe für Präsidentin Lagarde sein, über eine des Temporeduzierung des derzeitigen quantitativen Lockerungsprogramms zu sprechen und gleichzeitig einen sehr akkommodierenden Ton beizubehalten.

Wir erwarten nach dieser Pressekonferenz eine gewisse Volatilität mit moderat höheren Zinsen.

*Tapering ist die Verlangsamung des Ankaufs von Vermögenswerten und führt zur theoretischen Umkehrung einer Politik der quantitativen Lockerung (QE), die von einer Zentralbank zur Stimulierung des Wirtschaftswachstums umgesetzt wird, nachdem die QE ihre gewünschte Wirkung der Stimulierung und Stabilisierung der Wirtschaft erzielt hat. Wie bei den meisten, wenn nicht sogar allen, Konjunkturprogrammen wird versprochen, dass die QE-Politik rückgängig gemacht wird, sobald die Verantwortlichen zuversichtlich sind, dass das gewünschte Ergebnis, in der Regel ein sich selbst tragendes Wirtschaftswachstum, erreicht wurde. Die Rückabwicklung von QE ist eine theoretische Möglichkeit, die auf diesen Versprechungen basiert, aber von den Zentralbanken, die QE eingeführt haben, noch nie erfolgreich durchgeführt wurde.

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