Europäische Pfandbriefe bieten 2020 Chancen auf Alpha
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
2020 dürften nach Ansicht von Henrik Stille, Manager von Nordeas European Covered Bond Strategie, die wichtigsten Impulse für das Covered Bond-Universum wieder einmal von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgehen. Das Ankaufprogamm der EZB wurde im November mit Nettoankäufen von Vermögenswerten in einem monatlichen Umfang von 20 Mrd. Euro wieder aufgenommen. „Ausgehend von der Annahme, dass im Durchschnitt 10 Prozent dieser Ankäufe auf europäische Pfandbriefe entfallen, dürfte sich das Volumen der zusätzlich von der EZB gekauften Covered Bonds auf ca. 2 Mrd. Euro pro Monat belaufen“, sagt Stille. Tatsächlich zeigten Daten für November bereits einen Covered-Bond-Anteil von 12 Prozent an den Ankäufen. „Hinzu kommt, dass die Erlöse aus fällig werdenden Pfandbrief-Beständen der EZB noch nicht reinvestiert wurden, was einem monatlichen Volumen von durchschnittlich rund 2,5 Mrd. Euro entspricht“, so Stille.
Das voraussichtliche Angebotsvolumen im Universum der auf Euro lautenden Pfandbriefe belaufe sich derzeit auf ca. 140-150 Mrd. Euro. Nach Abzug des Volumens der Rückzahlungen dürfte das Nettoangebot 20-30 Mrd. Euro betragen und schließlich einen negativen Wert annehmen, wenn auch die erwähnten Ankäufe durch die EZB eingerechnet werden. „Unserer Ansicht nach ist es nicht im besten Interesse der im Jahresverlauf 2019 neu eingestiegenen Privatanleger, ihre Pfandbriefe jetzt zu verkaufen, da diese im Vergleich zu Staatsanleihen immer noch ein gutes relatives Wertpotenzial versprechen“, erklärt Stille. Er sieht Potenzial für eine Spreadverengung um 5-10 Basispunkte in den ersten Monaten des Jahres 2020. „Wir gehen davon aus, dass die Entwicklung des europäischen Pfandbriefmarktes vom Angebot bestimmt werden wird und auch Faktoren wie die TLTRO-III, also die Direktive für längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, berücksichtigt werden sollten“, so Stille. Nun, da sich das Umfeld verbessert habe, sei noch ungewiss, wie viele Emittenten dieses Programm nutzen werden. In erster Linie dürfte davon jedoch das Angebot aus Peripherieländern betroffen sein.
Trotz renditeschwachem Umfeld: Chancen auf Alpha in 2020
Im aktuellen Umfeld sieht Stille viele Möglichkeiten, Alpha zu generieren. Zunächst einmal gebe es Angebotsunterschiede in den verschiedenen Ländern: „In Deutschland beispielsweise dürfte das Nettoangebot angesichts der regen Aktivitäten am Hypothekenmarkt recht deutlich steigen“, sagt Stille. „Zudem dürften Titel aus der Eurozone besser abschneiden als Pfandbriefe, die nicht für das Ankaufprogramm der EZB in Frage kommen, da die Intervention der EZB zu einer Verzerrung der Marktpreise führen könnte.“ Des Weiteren böten Emissionen neuer Länder am Markt interessante Anlagemöglichkeiten. Ein Beispiel dafür sei der erste Euro-Pfandbrief, den die Slowakei 2019 aufgelegt hatte. Dieser habe im Jahresverlauf ein relativ großes Emissionsvolumen erzielt. „Die große Nachfrage und eine gute Prämie im Vergleich zu Emittenten aus den Kernländern der Eurozone machten dieses Investment so attraktiv“, so Stille. „Angesichts der Tatsache, dass nur ein relativ geringer Anteil des EZB-Portfolios auf die Slowakei entfällt, dürfte die Zentralbank unserer Ansicht nach besonders aktiv werden, wenn diese Emittenten 2020 an den Markt kommen.“ Als weiteres Beispiel nennt Stille den neuen pan-baltischen Rechtsrahmen für Covered Bonds: „Wir erwarten eine erste Emission aus Estland, die eine attraktive Neuemissionsprämie bieten wird."
Stille resümiert: „Die genannten Beispiele spiegeln nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten wider, die das Jahr 2020 bereithält. Märkte, in denen wir bereits investiert sind, weisen nach wie vor Wertsteigerungspotenzial auf.“ Dies gelte beispielsweise für Investments in auf DKK lautende Pfandbriefe, die angesichts der lokalen Angebotsdaten nach Ansicht Stilles eine überdurchschnittliche Wertentwicklung verzeichnen dürften. „Zudem gehen wir davon aus, dass sich der Markt 2020 stärker dem Segment ,Grüne Pfandbriefeʻ zuwenden wird – ein Bereich, den wir genau beobachten werden“, erklärt Stille.
Aktives Fondsmanagement ist entscheidend
Aus Sicht des Portfoliomanagers ist es der expansive Kurs der Zentralbank, der das renditeschwache Umfeld am Leben hält. Für Anleger, die eine Rendite mit sicheren Anlagen erzielen wollen, bleibe dies eine große Herausforderung. „Im Rahmen eines Buy-and-Hold-Ansatzes, bei dem man die höchsten Kupons in einem Umfeld mit extrem niedrigen Renditen anstrebt, oder einer Indextracking-Strategie bieten sichere festverzinsliche Anlagen derzeit absolut betrachtet kein großes Wertpotenzial“, sagt Stille. In einer solchen Konstellation sollten Anleger auf aktives Fondsmanagement setzen. Denn: „Relative Value-Chancen sind in einem Markt mit niedrigem Renditeniveau genauso vorhanden wie in einem Markt mit höheren Renditen“, so Stille.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.