Kommentar
20:51 Uhr, 07.09.2017

Euro steigt weiter: Was hat Draghi falsch gemacht?

Die EZB war heute wieder butterweich. Trotzdem stieg der Euro kurzzeitig über 1,20. Was ist da schiefgelaufen?

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  • EUR/USD
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Der Markt wusste anscheinend nicht so recht, was er mit Draghis Worten anfangen sollte. Einerseits wurde die wirtschaftliche Entwicklung gelobt, andererseits gab es keine Andeutung dazu, wie es mit QE weitergehen könnte. Das wird wahrscheinlich im Oktober entschieden.

Bis dahin bleibt die EZB auf ihrem bisherigen Standpunkt: die Geldschleusen bleiben offen. Wenn notwendig, kann auch noch mehr getan werden. Das glaubt zwar niemand mehr so recht, aber die EZB bleibt dabei.

In der Pressekonferenz wurde nachgehakt. Was kann die EZB denn noch tun, zumal ihr aus einigen Ländern die Anleihen ausgehen?

Draghi, der heute so sympathisch wie ein Kampfhund war, erklärte lapidar: bisher hätte die Notenbank immer noch ausreichend Anleihen gefunden. Und wenn es doch einmal knapp werden sollte, werden die Regeln vermutlich so angepasst, dass es wieder ausreichend Anleihen gibt, die die EZB kaufen darf.

Die EZB macht bisher keine Anstalten QE auslaufen zu lassen. Auch wenn die Entscheidung darüber erst im Oktober gefällt wird, so wurde heute das vieles klarer. Die EZB wird im Oktober verkünden wie es mit QE im nächsten Jahr weitergeht. Dass es weitergeht, schien vollkommen außer Frage zu stehen.

Persönlich halte ich dies auch für realistisch. Die Notenbank ist über die Wechselkursentwicklung besorgt. Wegen der Euroaufwertung senkte sie sogar ihre Inflationsprognose. Nun ist ihr einziges Mandat die Preisstabilität. Wertet der Euro auf, so ist diese Preisstabilität (knapp 2 % Inflation) gefährdet. Mit anderen Worten: bleibt der Euro stark bzw. wertet weiter auf, wird auch QE entsprechend länger laufen.

Die EZB macht zwar keine explizite Wechselkurspolitik, aber der Zusammenhang aus Wechselkurs und Inflation ist stark genug, um weitere Interventionen zu rechtfertigen, wenn der Euro weiter aufwertet. Letztlich übersetzt sich ein stärkerer Euro wirtschaftlich in geringeres Export- und Wirtschaftswachstum. Damit werden auch weniger neue Jobs geschaffen und die Löhne steigen dann auch nicht schneller. Werden weniger Jobs geschaffen und verdienen die Menschen nicht mehr, können sie auch nicht mehr Geld für Konsum ausgeben. Ein langsameres Nachfragewachstum dämpft die Inflation.

Da haben wir es also: eine Euroaufwertung gefährdet die Preisstabilität. So machte Draghi klar: die Notenbank ist über die Inflationsentwicklung enttäuscht, wobei diese Enttäuschung nur durch das solide Wirtschaftswachstum gedämpft wird. Was soll das heißen? Keiner weiß es.

Die Mehrheit der Notenbanker scheint jedenfalls der festen Überzeugung zu sein, dass das solide Wirtschaftswachstum durch die lockere Geldpolitik erreicht wird. Ohne diese Politik sähe es anders aus. Daher kann und muss die Geldpolitik weiter locker bleiben. Das klingt nicht nach einem baldigen Ende von QE.

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Die Erstreaktion des Marktes – ein steigender Euro – ist da völlig fehl am Platz. Erkennen Marktteilnehmer erst, was da heute überhaupt gesagt wurde, dürfte der Euro in den nächsten Tagen, vielleicht sogar bis zur nächsten Notenbanksitzung, Schwäche zeigen.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • Löwe30
    Löwe30

    "Letztlich übersetzt sich ein stärkerer Euro wirtschaftlich in geringeres Export- und Wirtschaftswachstum. Damit werden auch weniger neue Jobs geschaffen und die Löhne steigen dann auch nicht schneller."

    Nun bedeutet aber, dass ein Exportüberschuss dazu führt, dass mehr Güter aus Deutschland ausgeführt als eingeführt werden. Damit fließt aber Wohlstand aus Deutschland heraus. Denn Wohlstand bemisst sich an der Gütermenge. Durch eine starke Währung werden alle Güter die nach Deutschland importiert werden billiger. Die Bürger hier können also mehr Güter für die gleiche Geldmenge erwerben, womit ihr Wohlstand steigt. Steigender Wohlstand führt aber auch dazu, dass wieder mehr Güter im Land produziert werden können, denn keineswegs können ja alle Güter aufgrund der Produktivitätsunterschiede im Ausland billiger produziert werden, da sonst ja bereits heute alle Güter aus dem Ausland bezogen würden. Um mehr Güter produzieren zu können werden in aller Regel auch mehr Leute benötigt, denn nicht alles kann durch die Steigerung der Produktivität aufgefangen werden. Es entstehen also mehr Arbeitsplätze in Deutschland.

    Fazit: Eine starke Währung ist besser für die Bürger als eine schwache.

    15:52 Uhr, 08.09.2017
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Der Draghi ruiniert unseren Wohlstand und unsere Währung ... eine Schande dieser Verbrecher.

    23:38 Uhr, 07.09.2017
  • Realität
    Realität

    Also Draghi hat gar nichts falsch gemacht, ausser die Deutschen beraubt um

    italienische Banken zu retten.^^

    China ist der Böse Bube... sie wollen den Dollar nicht mehr als Leitwährung.... wie böse den wertlosen quatsch abzugeben. Schliesslich hatte er 99% Kaufkraftverlust seit Gründung der FED.

    Sie sind wirklich böse ... ^^

    Draghi arbeitet noch daran um der FED nichts nach zu stehen. Kaufkraft? was für Unsinn für den Konsum und Inflation, brauch kein Mensch! ^^ Muss die Masse eben mehr arbeiten oder die Trader mehr traden.. Hauptsache Mafia Banken überleben.

    Trump wird es freuen...

    China leitet Abkehr vom US-Dollar im Erdöl-Handel ein
    Deutsche Wirtschafts Nachrichten | Veröffentlicht: 06.09.17 17:23 Uhr

    China bereitet neue Wertpapiere vor, um seinen Erdöl-Handel vom US-Dollar abzukoppeln.

    Die chinesische Regierung bereitet die Einführung neuartiger Wertpapiere

    vor, um den Handel mit Erdöl vom US-Dollar abzukoppeln und auf die

    Landeswährung Yuan umzustellen, berichtet Nikkei Asian Review. Zudem

    werden Anleger die in der Landeswährung Yuan gehandelten neuen

    Terminkontrakte an den Goldbörsen in Schanghai und Hongkong in

    physisches Gold eintauschen können. Das Vorhaben wird von Beobachtern

    als fundamentale Neuordnung der bisher bestehenden Strukturen des

    Ölhandels, sowie als schwerer Schlag gegen den US-Dollar und als

    gleichzeitige Aufwertung des Yuan und von Gold eingestuft.

    BeiTerminkontrakten handelt es sich um Papiere eines Termingeschäfts. Dabei

    schließen zwei Parteien eine Vereinbarung über die Lieferung einer

    bestimmten Menge Rohöl zu einem genau festgelegten Zeitpunkt in der

    Zukunft.

    Weil die Volksrepublik China mit täglich etwa 7,6

    Millionen Barrel Öl (ein Barrel entspricht 159 Litern) der weltgrößte

    Importeur von Rohöl ist, könnte die Einführung der neuen, auf Yuan

    lautenden, Terminkontrakte zur Bildung eines neuen Richtwertes für den

    Rohölpreis in Asien führen. Bislang orientierte sich die Preisgestaltung

    weltweit hauptsächlich an den Sorten Brent und WTI (West Texas

    Intermediate), welche in US-Dollar gehandelt werden. „Die Regeln des

    globalen Ölgeschäfts könnten bald komplett neu geschrieben werden“, wird

    Luke Gromen von der amerikanischen Analysefirma FFTT von Nikkei Asian

    Review zitiert.

    https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/0...

    Gegen westliche Dominanz: BRICS-Schwellenländer planen eigene virtuelle Währung

    6.09.2017 • 06:15 Uhr

    https://deutsch.rt.com/wirtschaft/56816-westliche-...

    Wenn der der Dollar nach 99% Kaufkraftverlust seit Gründung der FED im Nirvaner versinkt, ist es an der Zeit die Zukunft neu zu bestimmen.

    22:47 Uhr, 07.09.2017
  • Hoeli
    Hoeli

    Na dann liegt die Sache doch auf der Hand.

    Keiner will das Ende des QE. Liquidität in Hülle und Fülle und ohne absehbares Ende.

    Wenn dafür der Euro hochgekauft werden muss...nichts leichter als das.

    21:12 Uhr, 07.09.2017
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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