Kommentar
08:28 Uhr, 07.05.2015

Euro-"Panikkäufe"? Bald Erholung des US-Dolllars in Sicht

Der Dollar wird fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Euro werden hingegen gekauft, als gäbe es morgen keine mehr

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Die Euro-Rallye ist Ausdruck tiefer Sorge über die US Konjunktur. Vorgestern wurden Daten zur Handelsbilanz veröffentlicht. Diese war tiefrot. Lässt man die Ölimporte außen vor, dann war es das größte Handelsbilanzdefizit seit Ende 2008. Das wiederum zeigt wie gut der starke Dollar gewirkt hat. Die Amerikaner haben im Ausland eingekauft wie schon lange nicht mehr. Gleichzeitig deuteten die Daten an, dass es im ersten Quartal möglicherweise doch kein Wachstum gab. In einer ersten Schätzung wurde ein BIP Wachstum von 0,2% für das erste Quartal bekanntgegeben. Jetzt muss man mit einer Revision in den negativen Bereich rechnen.

Gestern kam dann gleich der nächste Alptraum. Das Research Institut ADP veröffentlicht immer zwei Tage vor dem offiziellen Arbeitsmarktreport ihre Ergebnisse zur Beschäftigungsentwicklung. Am Freitag kommen die offiziellen Daten. Gestern wurde die Schätzung von ADP veröffentlicht. Demnach sollen im April 169.000 Jobs geschaffen worden sein. Das liegt unter der Erwartung von 200.000. Das ist enttäuschend. Grafik 1 zeigt wie enttäuschend das war.

Seit November 2014 geht die Anzahl monatlich geschaffener Stellen zurück. Ende 2014 waren es fast 100.000 mehr als jetzt zu Beginn des zweiten Quartals. Damit befindet sich der US Job Markt klar in der Verlangsamung. Der langsame Jobaufbau im ersten Quartal ließ sich mit dem äußerst kalten Winter erklären. Im April hellt sich dafür dann im Normalfall die Lage wieder auf. Nicht so dieses Jahr.

Die Grafik zeigt auch die offiziellen Daten bis vergangenen März. In der Tendenz gehen ADP Daten und die offiziellen Zahlen Hand in Hand. Wirft man einen Blick auf die Abweichung von offiziellen und den ADP Daten, dann gibt es allerdings große Unterschiede. Die ADP Daten weichen von den endgültigen offiziellen Daten oft mehr als +40% oder -40% ab. Auch wenn heute nur 169.000 neue Stellen geschaffen wurden heißt das noch lange nicht, dass es der Arbeitsmarkt wirklich schlecht läuft. Am Freitag könnten die offiziellen Daten deutlich höhere Werte ausweisen (oder deutlich niedrigere).

Der Markt reagiert auf die Zahlen verschnupft. Es ist vollkommen unerheblich, dass die Erstveröffentlichungen mehr Schätzungen als wirklich harte Fakten sind. Das ist derzeit nicht wichtig. Der Markt hat sich seine Meinung erst einmal gebildet und die lautet: die Konjunktur in den USA kühlt ab, die Zinsen werden nicht angehoben.

Die bisherigen Daten sind nun wirklich nicht ermunternd, aber Angst vor einer Rezession, wie sie von einigen schon herbeianalysiert wird, ist maßlos überzogen. Dafür gibt es wirklich keinen Anhaltspunkt. Im Schatten der schlechten Daten wurden gestern auch durchaus positive veröffentlicht. Der ISM Einkaufsmanagerindex des nicht verarbeitenden Gewerbes lag in der Aprilveröffentlichung über den Erwartungen. Grafik 2 zeigt diesen Index (Business Activity Index) und auch den Eikaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes. Im verarbeitenden Gewerbe ist die Stimmung schlecht. Der Index steht nur noch knapp über 50 Punkten. Unter 50 Punkten wird ein Abschwung angezeigt.

Jetzt muss man allerdings sagen, dass die USA schon seit 20 Jahren keine Nation mehr sind, die Güter in großen Mengen produziert. Sie importieren lieber. Wenn die Stimmung im Gewerbe schlecht ist, dann ist das nicht schön, bringt aber alleine die Wirtschaft nicht zu Fall. Tonangebend ist der Index des nicht verarbeitenden Gewerbes und dieser zeigt nach oben. Eine so deutliche Divergenz der beiden Indizes gibt es nicht häufig. Zuletzt war es 2012 der Fall. Damals hat sich die Sache zugunsten des Serviceindex aufgelöst. Derzeit sehe ich keinen Grund daran zu zweifeln, dass es dieses Mal nicht auch so sein wird. Mit anderen Worten: wenn die Märkte die USA gerade zu Grabe tragen, dann ist das tatsächlich eine gute Gelegenheit für einen Einstieg.

Kurzfristig kann es holprig bleiben. Der Chart zeigt das Währungspaar EUR/USD, allerdings ausnahmsweise einmal als USD/EUR. Rein optisch finde ich sieht man so die mittelfristige Trendumkehr besser. Der USD kann vom Chart her noch 3,5 bis 5,7% fallen. Spätestens dann ist Schluss mit der Euroaufwertung. Dort ergibt sich die Möglichkeit noch einmal einen lukrativen Euroshort aufzusetzen.

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Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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